Jan Blaffert traf den frisch gebackenen ADH Open Titelverteidiger Alex Tesch zum BLUE Interview.

Alex Tesch ist…#hashtesch…Technik Axel…Gar nicht so‘n verkackter, eingebildeter Wettkampfsurfer, wie einige vielleicht denken
…In einer Beziehung…Auf dem Papier 25 - im wahren Leben 16…und seit kurzem ist Technik Axel auch Titelverteidiger der ADH Open, Glückwunsch!

Alex Tesch im Blue Interview

Spaziergang oder harte Arbeit dieses Jahr? Gib uns ein kurzes Resümee.

Der Contest fiel mir dieses Jahr auf jeden Fall schwerer. Ich denke einen Titel zu verteidigen, kann schon nervös machen. Hinzu kommt, dass ich zwischen Silvester (beim Poseidon Freeze in Klitmöller) und den ADH nur zwei Mal surfen war. Das Level war gut und die Stimmung am Strand sogar noch besser als letztes Jahr. Das Wetter war (fast) durchgehend top und die Wellen waren auch ganz gut. 

Und wie steht es jetzt um dein Knie? Meine Oma hat gerade erst ‘ne neue Hüfte bekommen und wäre bereit gewesen für die ADH – hätte sie ihren Bachelor nicht schon in der Tasche. Aber Knie-Blessuren sind ja bekanntlich fiese Angelegenheiten… müssen wir uns Sorgen machen?

Glück für mich, dass deine Oma doch noch zurückgezogen hat… hab beim ersten Blick auf die Teilnehmerliste erstmal einen Drink gebraucht – hahaha! Nein, eben im Ernst: Es ist echt sehr merkwürdig. Nach vier Tagen Dauerbelastung in Frankreich ging‘s dem Knie so gut wie noch nie in diesem Jahr. Jetzt, nach zwei Wochen in der Uni, ist es wieder schlechter – ich baue drauf, dass der Doc mir einen Endlos-Surftrip rezeptpflichtig verschreibt 

Da wir gerade von Rezepten sprechen: Willst du uns irgendwelche Pre- oder Post-Heat Rituale oder Ticks beichten?  

Ich guck mir vor Heats ganz gerne die Wellen an (etwa 45-60min) und schau wie sich die anderen so mit den Conditions schlagen. Ich denke dann immer daran was mir der Martin (Walz) beigebracht hat: 2-3 Wellen / 3-4 Turns! Ansonsten noch ein bisschen Musik hören… aber bloß kein Red Bull! Das geht erst nach dem letzten Heat, sonst dreh ich durch!!! Im Wasser selbst gibt’s eigentlich nichts - da ist man vor allem in Frankreich damit beschäftigt nicht abzutreiben. 

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Alex bei den ADH Open 2015. Foto: A.J. Wyneken

Du bist inzwischen ja schon ein Contest-Veteran – wie passen Surfen und Wettkampf zusammen und was treibt dich an teilzunehmen?

Naja, Veteran glaube ich jetzt noch nicht unbedingt (erst ab 11 ADH Titeln Anm. d. R.): Aber ich finde, das passt eigentlich ganz gut. Mal ehrlich, ich denke nicht, dass ohne den harten Einsatz, lang vor unserer Zeit, eine „World-Tour“ auf die Beine zu stellen, heutzutage die Profis den Sport auf diese Art und diesem Niveau betreiben könnten – und damit meine ich auch die „Freesurfer“. Ich habe euer Interview mit Lazi gelesen und denke ähnlich: International gesehen ist es schon heftig wie es mittlerweile aufgezogen wird. Aber wer immer noch glaubt, dass Surfen eine Alternativ- oder Randsportart ist, liegt meiner Meinung nach total daneben. Jede Marke bedient sich des Surferimages, selbst komplett „surffremde“ (siehe Hollister) und machen das Geld, was jetzt der Surfindustrie eben fehlt. Denen bleibt gar nichts anderes mehr übrig, als sich irgendwoher Geld zu holen - bei den Summen, die mittlerweile gezahlt werden.

Zu meiner Motivation: Ich habe sehr früh angefangen und bin mit dem Surfen groß geworden, behütet von meinen Eltern in den Sommerferien. Das erste Mal, dass ich einen Contest bestritten habe und etwas mit der deutschen Surfwelt zu tun hatte, war bei der DM 2009. Seitdem nehme ich gerne an Wettbewerben teil. Weniger, um irgendwem irgendwas zu beweisen, sondern um es für mich selbst zu tun, um zu sehen, wo mein Surfen steht. Gerade bei der DM tritt man eigentlich fast nur noch gegen Leon Glatzers oder Arne Bergwinkels an…  Und das macht Spaß, denn die rippen, die pushen und trotzdem gibt es Situationen in denen man es selbst diesen Top-Surfern schwierig machen kann. Das motiviert mich. 

Auf einer Skala von 1 bis Cristiano Ronaldo, wie ernst nimmst du also solche Wettkämpfe?  

Naja, ich komme nicht hin, um #2 zu werden ;). Ich hatte leider zwei Schulter-OPs, seitdem trainiere ich immer, weil ich das Gefühl hasse physisch nicht fit zu sein, wenn man wieder ins Wasser kommt. Das ist aber eigentlich unabhängig von Wettbewerben. Ganz im Gegensatz zu meiner Mentalität in Heats: Da kommt‘s auf die Schwierigkeit und Gelassenheit an. Ich war in den Runden vor dem Finale um einiges unentspannter. Im Finale hatte ich nach 10 Minuten eigentlich schon ein Grinsen im Gesicht, weil die Wellen Spaß gemacht und die Leute am Strand Gas gegeben haben. Also nicht ganz Cristiano Ronaldo… aber fast!

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Und wie ernst kann Surfen in Deutschland inzwischen genommen werden? International werden wir ja nach wie vor eher belächelt. 

Naja ich glaube, wenn einer zum FC Bayern geht und sagt: ,,Ich will bei euch spielen, ich trainiere 6 Wochen im Jahr!‘‘, wird derjenige wahrscheinlich auch belächelt. Aber ich finde, darum geht’s auch gar nicht: die meisten internationalen Surfer staunen ja schon, wenn man als Deutscher einen Turn hinbekommt. Und auf stehenden Wellen schlagen wir uns soweit ich weiß ja ganz gut :P

Da du der Erste bist, der den ADH Titel verteidigen konnte, ernennen wir dich hiermit offiziell zum Deutschen Oberstudienrat für Surfkunde. Du kannst diese ehrenamtliche, aber sehr mächtige Position nun nutzen, um das Surfen in Deutschland so zu formen, wie du es für richtig hältst. Dafür hast du genau drei zukunftsweisende Vorgaben zur Verfügung: 

Als Erstes: lasst uns Holland versenken! Fußballerisch kommt da eh nichts mehr nach, dafür kommt uns die Küste aber ein ganzes Stück näher. Und wenn wir eh schon dabei sind: Die britischen Inseln sind was die Swells angeht eindeutig im Weg  

Zweite Grundregel: Prof. Dr. Tesch hat IMMER Vorfahrt!

Und Drittens: Surfen als Pflichtunterricht in der Schule, damit die auch mal Spaß haben.

Wie Uncle Ben schon zu Spiderman sagte: With great power, comes great responsibility! Wechseln wir also lieber schnell das Thema: Wie kam es zu deinem Part in Headache? Und wie waren die Filmarbeiten für dich?

Ich habe Felix (Gänsike)in Fjaltring bei ‘ner kalten Session kennengelernt. Daraus ist zunächst ein Mini-Clip und anschließend dann die Idee eines ganzen Kinofilms entstanden. Mit Finn (Springborn) hatte ich schon länger was zu tun und er hat mich dann allen vorgestellt.

Eine kurze Anekdote vom Headache Trip:  

Geilste Nummer: Jonas (Bronnert) hat anscheinend bei der Reservierung der Fährfahrt nach Helgoland den Julian als Jules Ahoi angemeldet, weil er im Ernst dachte, dass das sein Name sei :P

Wessen Part findest du persönlich am besten, bzw. wer hat dich am meisten gepusht?

Also Finn hat denke ich den geilsten Part – haha -  Da ist auch echt nichts gestellt - der war wirklich die gesamte Zeit so: nur am Sprüche klopfen!

Was bedeutet so ein volles Video überhaupt noch, in der Zeit des Vimeo-Dauerfeuers – was braucht ein Surf Flick um zum Klassiker zu werden?

Die richtige Mischung (nicht nur Surfen) und vor allem eine Art „Macher-Note“, die der Filmer selbst reinbringt. Es bringt nichts, Kai Neville nachzuahmen. Und rein technisch kommt es besonders auf Abwechslung an, sowohl beim Surfen, als auch beim Filmen: In einem Vimeo-Clip ist‘s okay, wenn da 300 Mal der gleiche Air-Reverse kommt, aber in einem Kino-Film sollte ALLES gezeigt werden. Und die Musik muss natürlich auch passen, gerade wenn der Zuschauer über 30 Minuten durchhalten soll.

Top 3 Songs Pre-Surf:

- Ali Boomaye von The Game

- The Morning von The Weeknd  

- Leben und Tod des Kenneth Glöckler von Bushido 

 

Top 3 Post-Surf:

- Fucking Problem von ASAP Rocky 

- Nuthin’ but a ,G’ Thang von Dr. Dre

- Shake and drop on video von The white Panda

 

Lieblings:

Spot: Moliets

Surf-Buddy: Adrian

Layday Aktivität: Auto waschen

Website: Gibt’s noch was anderes als die Bibliotheksseite unserer Uni?

Power Ranger: Der blaue!

 

Entweder oder:

Andy oder Kelly? Puh, hart… Kelly!

Links oder Rechts? Rechts

German Champs Sieger in Schiet-Wellen oder anonymer Freesurf in Indo-Perfektion? German Champ in Shit Wellen: Wer das hinkriegt, der rippt Indo-Perfection.

Bodyboard oder SUP? Hahaha – Fuckers! Dann SUP, weil‘s mein Papa macht.

Mario Kart oder Fifa? Ganz klar Mario Kart!!

 

Vier gewinnt:

1.) Zwei Klischees die du in deinen ganzen Reisen über Surfer bestätigen kannst

Also dazu musste ich mir erstmal einen Beitrag über Surf-Klischees anschauen. 

- Ja wir lassen bei perfekten Wellen Frauen am Strand stehen… sorry!

- Wir sind eh die coolsten… hahaha

 

2.) Und zwei die absolut nicht zutreffen

- Wir sind nicht alles freundliche Hang-Loose-Typen

- Hawaii-Hemden! (Das sehen die WSL-Kommentatoren anders! Anm. d. R.)

 

3.) Wenn du nur noch vier Trips in deinem Leben machen könntest:

Wohin ginge es? USA (einschließlich Hawaii), Fiji, Südafrika und nochmal Neuseeland!

Welche vier  Surfbuddies/Filmer/Mädls nimmst du mit? Meinen Bruder, meine Freundin, Felix und Lars (von binsurfen.de). Keine anderen Surfer – Die sollen sich alle schön auf mich konzentrieren.

 

4.) Vier Sätze, die du unserer werten Leserschaft noch sagen möchtest…

-Danke für das Interview und an den Leser, der es bis hierhin durchgehalten hat!

-Kommt im Sommer in Moliets beim Pure Surfcamp vorbei!

-Ansonsten Danke an meine Sponsoren (Ion, PT-Surfboards, Take a Shot, Seventyone Percent), die mich ausstatten. 

-Wer Bock hat guckt auf Facebook: Alex Tesch oder Instagram @alextesh (ja ohne „c“). 

 

Bevor wir dich in die Blue Time Machine stecken. Lazi hat seine Chance ordentlich genutzt! Wo geht’s bei dir hin? PS: Theoretisch könntest du auch in die Zukunft…

Hm, nee - ich würde auch in die Vergangenheit: Einige der nettesten Menschen, die ich kennen gelernt habe, einschließlich meiner Familie und meiner Liebsten einpacken, ab ins Indo vor 40 Jahren – perfekte Wellen & keine Sau im Wasser!

 

Bon Voyage & Danke für’s Interview!