Surf-Traveler Fabian Haegele war beim dritten WCT Event, dem Drug Aware Margaret River Pro, vor Ort. Mit etwas Verspätung schickt er uns hier seinen persönlichen Recap, den wir mit Fabians Fotos von Freesurf-Sessions der Pros bebildern:

Nachdem die ersten beiden Events des WCT Jahres wellentechnisch mal wieder herzlich wenig Aufregendes zu bieten hatten, lagen die Hoffnungen all derer, die von der sogenannten Dream Tour mehr erwarten als repetive Air Reverse to Claim Kombos und endlos aneinandergereite Cutbacks im Stil der 80er Jahre, auf Tour Stop Nummer drei im wilden Westen des Inselkontinents Down Under.Jack Robinson surfing The Box

Freilich versetzt der Gedanke an die verlässlichen Peaks, die sich tagein tagaus über das Kalksteinriff am Mainbreak in Margaret River schieben, das Blut nur bei eingeschworenen Traditionalisten in Wallung. Letztes Jahr jedoch durften wir erleben was diese mit technisch höchst anspruchsvollen, hohlen Wellen und Slabs gesegnete Region außer ihrer altwürdigen Grand Dame noch so zu bieten hat. An der Box bissen sich bei solidem Swell selbst verdiente Tourveteranen vergeblich die Zähne aus und entlockten mit oftmals spektakulären Wipeouts der vorm Livestream hockenden Fangemeinde das ein oder andere kollektive Raunen. Und nur Stunden später wurde das Netz mit Videoclips und Fotos von der wohl meistdiskutierten Supersession des Jahres geflutet, da North Point mit einem Allstar Lineup abseits des Contestgeschehens nicht endend wollende Standup Tubes wie am Fliessband produziert. Der ganze Hype hat die Veranstalter letztlich dann auch dazu bewegt North Point gegen erheblichen Widerstand von lokalen Interessengruppen als zweiten Ausweichspot neben Box ins Programm für das diesjährige Event zu nehmen, und es gab definitiv nicht Wenige, die möglichen Heats in dieser legendären Welle mit Spannung entgegenblickten. 

Es sollte jedoch alles ganz anders kommen.

Der Swell blieb aus, North Point brach während des Zeitfensters für den Drug Aware Pro kein einziges Mal, und der gesamte Contest ging in 3 bis 5 Fuß Wellen in größtenteils sauberen wenn auch teils sehr windigen Bedingungen über die Bühne. Viel Nennenswertes zu berichten gab es in diesem Jahr eigentlich nicht. Kelly Slater kam wie schon an der Gold Coast über die zweite Runde nicht hinaus, Wilko arbeitete sich nach seinem fulminanten Start in die Saison mit seiner wuchtigen Rückhand immerhin bis Runde 5 durch und fährt damit weitere wertvolle Punkte Richtung Titel ein, JJF unterlag nach Bells Beach zum zweiten Mal in Folge dem brasilianischen Rookie Caio Ibelli.

Aus europäischer Sicht vielleicht noch interessant ist, dass der erst 18-jährige Italiener Leo Fioravanti es mit solidem Railsurfen bis ins Viertelfinale schaffte und auf dem Weg dorthin sowohl King Kelly als auch den amtierenden Weltmeister Adriano de Souza ausschaltete. Von den einheimischen Wildcards vermochte es keiner über Runde 2 hinaus zu kommen, was mit großer Sicherheit anders ausgesehen hätte, wären die ersten Runden an einem der beiden Ausweichspots ausgetragen worden. Umgeben von WCT Pros legte Supertalent Jack Robinson während einer Freesurf Session an der Box eine unglaubliche Dominanz an Tag. Niemand der die Session verfolgt hatte, würde ihm in dieser durchaus sehr speziellen Welle eine eindeutige Überlegenheit selbst im Vergleich mit einigen der ganz großen Namen des Sports absprechen. 

Am Finaltag standen sich am Ende schliesslich Julian Wilson von der Sunshine Coast und der Hawaiianer Sebastian „Seabass“ Zietz gegenüber

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Wilson surfte präzise und fehlerfrei, geradezu klinisch, während Seabass mit rohem Powersurfen antwortete. Den Judges sagte in einem knappen und hartumkämpften Finale das Commitment und der ungeschliffene Stil von Zietz ein wenig mehr zu, und so kürten sie den 28-jährigen, der Ende letzten Jahres die renomierte Vans Triple Crown gewonnen hatte, zum ersten Mal in seiner Karriere bei einem WCT Event zum Sieger.

Der bedankte sich mit der einfallsreichsten Siegesrede, die man im inzwischen äußerst weichgespülten professionellen Surfzirkus seit langem erleben durfte und begab sich direkt im Anschluss mit seinem Gefolge auf eine Sauftour durch einige der zahlreichen Brauereien der Gegend. So kam er dann am frühen Abend auch noch zu seiner obligatorischen Champagnerdusche. Da diese nämlich aufgrund des Hauptsponsors des Events, der Regierungsinitiative Drug Aware, in Margaret River ausfällt, wurde sie einige Stunden später am Ende des feuchtfröhlichen Ausflugs mit Margaret River Brewery Tours auf dem Parkplatz des lokalen Supermarkts nachgeholt, wo seine Kumpels kurzerhand zwei Flaschen Schaumwein gekauft hatten, während Seabass sich am Geldautomaten, ganz der Gentleman, mit einer alten Dame unterhalten hatte.

In jedem Fall ist es bemerkenswert, dass nach drei Events noch niemand ganz oben auf dem Podest stand, der vor 2016 schon einmal einen WCT gewonnen hatte. Das Feld ist zum jetzigen Zeitpunkt komplett durcheinandergewürfelt, kaum einer der üblichen Favoriten konnte bisher nennenswerte Punkte für sich verbuchen. Es verspricht also zumindest wettkampftechnisch eine spannende und interessante Saison zu werden.

Text & Fotos: Fabian Haegele 

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Caio Ibelli demonstriert seine Tube-Skills.