Der Quik Pro France ist auf Sand gebaut. Kein gutes Fundament für ein millionenschweres Projekt wie die Ausrichtung eines WCT-Contest - das mussten die ASP und Quiksilver während der 12-tägigen Warteperiode mal wieder schmerzhaft lernen. Der angeblich mobile Event, der doch zwischen Capbreton, Hossegor und Seignosse die besten Sandbänke finden soll, entschied sich zu früh für einen Standort - und verpasste so die bisher besten Wellen des Herbstes.

 

Contestdirector Kieran Perrow sah jeden Morgen zerknirschter aus, denn der eigentlich perfekte Forecast entpuppte sich in der Realität als extrem launisch: zu groß, zu klein, Wasser zu hoch, zu viele Closeouts. Wenn onshore angesagt war, blieb es clean und mancher morgen mit offshore sah aus wie die Nordsee im Winter - dank starker Strömungen, outgoing tides oder zwei sich überlagernde Swells. Bienvenue en France!

 

In den beiden vergangenen Jahren wurde der Contest in La Gravière durchgezogen, die einzige Sandbank, bei der man weiß, was man bekommt.

Läuft sie, dann braucht man nur High Tide, Swell und Offshore, um garantiert Barrels surfen zu können. Doch La Gravière zeigte ich in diesem Herbst kaum, also entschieden sich die Organisatoren für einen Kompromiss: Die Bank südlich von Les Estagnots hatte in den Wochen vor dem Contest semi-konstante A-Frames. Nicht hohl, nicht spektakulär, aber rippable. Und da sowohl Frauen als Männer abwechselnd ins Wasser sollten, erschien die Idee erstmal solide. Dazu kamen die guten Parkmöglichkeiten und ein großer Strand für die Tribüne und die Zuschauer. Doch schnell wuchsen die Zweifel an der Wellenqualität: Am Tag vor dem Event waren wir in Craig Anderson und Dane Reynolds Haus zum Interview und beide beschwerten sich über den Spot. Zu soft, keine Barrels und dazu bei Hightide nicht surfbar. Und Hightide war in der ersten Woche vormittags. So gaben sich zu hoher Wasserstand und der nachmittägliche Onshore die Klinke in die Hand und die Tage plätscherten dahin. Ein paar Runden der Männer wurden gesurft, die Frauen absolvierten den Roxy Pro , der eine deutlich kürzere Waitingperiod hatte. 

 

So näherte sich das letzte Wochenende.

Ein fetter Swell war angesagt - für Freitag bis Montag, dem letzten möglichen Contesttag. Doch Freitag war zu groß, Schaumwalzen bis zum Horizont. Samstag dagegen zeigte sich clean und hohl - die bisher softe Sandbank spuckte bei Lowtide auf einmal perfekte, wenn auch rare, Barrels aus. John John scorte im ersten heat des Tages 19.9 Punkte, darunter die einzige 10 des Events. Doch die Jubelschreie der Webcast-Kommentatoren waren noch nicht verhallt, schon rauschte die Hightide ran und sorgte für Favoritensterben und low scoring Heats. Gabriel Medina schied mit 8.9 Punkten im Quarterfinal aus und kochte vor Wut über die schwabbeligen Wellen. Seine Hass-Tirade, die er im nassen Neo den Judges in der Bude an den Kopf schmiss dauerte 20 Minuten! Dass er mir am gleichen Nachmittag in seinem Haus ein mehrstündiges Interview gab, muss man dem Dude hoch anrechnen. Es spricht für sein Selbstbewusstsein und die innere Gewissheit, in diesem Jahr den Titel zu holen.

 

Alle sahen nun Kellys Chance gekommen, doch der Champ flog am Sonntag im ersten Heat des Tages in shifting Beachbreak-Conditions gegen Jordy raus. Auch die weiteren Heats wurden von unkonstanten Bedingungen geplagt - bis dann jeweils zwei, drei Bomben durchkamen. Bienvenue en France! 

 

Dass die ASP den Contest am publikumsträchtigen Sonntag durchzog und nicht auf die bessere Ansage des Montags wartete, ist übrigens schwer zu verstehen. Der letzte Tag der Waitingperiod ging als bester des bisherigen Herbstes in die lokale Geschichte ein, hier ein Beispiel.

 

Alle sportllichen Infos in der Gallery.

 Quikpro14 Hl

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Les Landes im Herbst. Immer wieder herrlich!

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Foto: ASP/ Scholz

- Jens Steffenhagen