So kann es auch gehen: Anstatt sich (und die Webcast-Zuschauer) mit täglichen ON HOLD Meldungen wahnsinnig zu machen, nur um dann nach drei neuen Checks pro Tag schließlich doch einen Lay Day auszurufen, ging Comissioner Kieren Perrow extrem mutig an die Sache ran.

Peniche Hl

Erster Tag: Round 1 in Scheißwellen durchgezogen, fliegt ja keiner raus. Dann eine Woche lang wegen des nervigen Südwinds ohne viel Brimborium jeden Morgen um 8 Uhr den Contest abgesagt, so dass die Pros sich an der Nordküste (wo der Wind offshore wehte) austoben konnten, um schließlich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ALLE verbleibenden Heats durchzuballern.

 

Ich will jetzt nicht nachzählen, aber das sind sehr viele. So viele, dass der Sieger Mick Fanning am Montag tatsächlich sechs Heats surfen musste - drei Stunden Competition-Surfing an einem Tag, das hat in der langen Geschichte der ASP noch nie ein Teilnehmer abgeliefert. Mick, im Morgengrauen des Finaltags dazu befragt, sah völlig entspannt aus. Innerhalb der ersten zehn Minuten seines Round 3 Heats scorte er zwei der fettesten Tubes des Tages und legte damit seinen Rythmus bis zum Titelgewinn fest: Egal wie unbeständig die Sets auch kamen - Fanning fand zwei Barrels in jeder Runde. Seine Position, als Underdog im Titelrennen ohne Druck zu surfen, liegt ihm.

 

Ganz anders Gabriel Medina. Medinas stoische Ruhe, die er noch in Frankreich ausstrahlte wurde erstmals erschüttert, nachdem ihn Brett Simpson in Round 3 rauswarf. In miesen Wellen kam Gabriel zwei Minuten vor Ende des Heats aus dem Wasser und stürmte frustriert in den Lockerroom. Die nervenaufreibende Suche nach etwas Surfbarem, während die Uhr tickte - das war ihm zu viel geworden. In einem im Profi-Surfen selten zu beobachtenden Moment des Kontrollverlust wollte er nur noch weg, fliehen vor den zehntausend Augen, die ihm beim Scheitern zusahen. Medina sprang in seinen Truck und raste davon. Eine Stunde später kam er zurück und stellte sich Rosie Hodges Fragen im Webcast. Seine Erklärung: Er habe gedacht, dass er den Heat mit seiner letzten Welle locker gewonnen habe... jup. 

 

Direkt auf Medinas Debakel folgte Kelly vs. Aritz. So eine Steilvorlage hatte Slater in der ganzen Saison noch nicht bekommen. Medina mit einem 25th raus, ein barrelnder Beachbreak und Kelly in Topform, wie er kurz vorher der Welt bewiesen hatte. Doch Slater fehlt in letzter Zeit der Wellen-Magnet. Schon in Frankreich paddelte er 20 Minuten gegen die Strömung, nur um schließlich ohne Backup-Score auszuscheiden - nun passierte es wieder, in ähnlichen Bedingungen. Kellys Problem: Er will nur noch gute Wellen surfen. Sich eine 5,5 mit ein paar Turns erkämpfen, dazu ist er sich zu schade. Ganz oder gar nicht - mit der Einstellung bleibt er the most entertaining surfer, wird nur leider nicht noch ein 12. Mal Weltmeister. Kelly ist in einer strangen Übergangsphase: Neue Sponsoren, eigene Brands, ein Leben zwischen Fokus und Cruise-Mode. Bestes Beispiel: Nach dem Heat haute er vor aller Augen sein Brett in drei (!) Teile, nur um es dann lachend an die Meute zu verfüttern.

Zweitbestes Beispiel: Vor DEM Heat des Jahres surfte er drei Stunden lang einen perfekten Slab - und war dann in den öden Bedingungen uninspiriert. Kelly will Weltmeister werden - aber nicht um jeden Preis. Nun braucht er sehr viel Glück und richtig gute Wellen in Pipe.

Surf Journalist Jed Smith fast die Voraussetzungen für den Show Down in Pipe in diesem Clip zusammen:

 

 

Auf Pipe freut sich auch schon John John Florence, der durch seine Halbfinal-Niederlage gegen Jordy Smith aus dem Titerennen ausschied. John John war mal wieder der beste Surfer des Contests. Über seine Barrelskills und seine Airskills und seine unfassbar stylishen Layback Hacks ist alles gesagt. Gäbe es einen Champion der zweiten Saisonhälfte, dann wäre es JJF, mit großem Abstand. 3rd in Tahiti, 2nd in Trestles, 1st in France, 3rd in Peniche - und jetzt noch Pipe. Ich persönlich wünsche mir einen Weltmeister Florence, je eher desto besser - denn er ist der beste Surfer der Welt.

 

Letzte Story: Nic von Rupp. Zwar schied der Germano-Portugiese knapp gegen John John aus, doch Nic ist einer der großen Gewinner der Veranstaltung.

Er gewann die Trials, sein GoPro Spot Check lief rauf und runter, gegen JJF scorte er zwei schöne Tubes und war meiner Meinung nach underscored. Nic paddelte als einer der Wenigen an Peniches Big Wave Spot 'Papoa' raus und setzte seiner Coverage-Festwoche mit diesem Surfline feature über 'Coxos' die Krone auf. Bei alldem kam er nie verkrampft rüber, sondern im Gegenteil extrem symphatisch, intelligent und weltgewandt - was er ja auch ist. Good boy!

 

- Jens Steffenhagen

Blue 2019 online kaufen

Peniche Hl

Left Side Arrow Right Side Arrow

Supertubos.

ASP / Damien Poullenot/ Aquashot