Bodysurfing 101 Patrick Reiners Blue

“Ey Patrick, die Wellen sind perfekt, wo ist dein Brett?” Ich kann mittlerweile nicht mehr sagen, wie oft ich diesen Satz in den letzten Jahren gehört habe. Er bedeutet allerdings nicht, dass ich nicht trotzdem die Wellen genießen konnte. Im Gegenteil, ich wurde eins mit ihnen. Klingt verrückt? Dann überzeuge Dich doch einfach selbst, von meiner großen Leidenschaft: Bodysurfing. 

Was ist Bodysurfing?

Bodysurfing ist wohl die natürlichste Form des Wellenreitens. Du verwandelst Deinen Körper in Dein Surfboard. Es gibt keine Möglichkeit, näher an oder in der Welle zu sein. Viele Surfer mit denen ich über Bodysurfing spreche, denken häufig sofort an die Kids die im Weißwasser zurück an den Strand rutschen. Was ich aber unter Bodysurfing verstehe, ist die ungebrochene Welle abzusurfen, mich zu drehen und dann in der Barrel zu landen. Ganz gleich ob es ein brutaler 8 Fuß Shorebreak ist oder ein glassy 3 Fuß Pointbreak. Wenn Du gut genug bist, kannst Du mit deinem Körper alles surfen. Und das Beste ist, beim Bodysurfen ist jede Welle overhead und Du passt in fast jede Barrel. Obwohl ich als normaler Surfer und Bodyboarder angefangen habe, lass ich mittlerweile seit Jahren meine Boards Zuhause und konzentriere mich nur noch auf’s Bodysurfen. Ich bin einfach im Rausch der Barrels und liebe es zu sehen, wie andere Brettsurfer mit den Wellen kämpfen, während ich sie schon lange genieße.

Patrickreinersbodysurfing

Wer Meer hat, braucht weniger. Patrick beim Spotcheck

Das Equipment

Ganz ohne Equipment geht es dann allerdings doch nicht! Das Minimum, was Du an Equipment benötigst, ist Deine Badebekleidung, die möglichst fest an deinem Körper sitzen sollte. Es gibt schließlich nicht viel Unangenehmeres, als zum Strand zurück schwimmen zu müssen, weil Deine Boardshorts länger auf der Welle war als Du. Ein Wetsuit gibt Beginnern übrigens einen zusätzlichen Auftrieb, der es Dir leichter macht die Welle zu bekommen und generell im Line-up zu warten. Denn Du hast nun kein Board mehr unter Dir, welches Dich trägt und Dich zum Ausruhen über Wasser hält.

Als nächstes ist es quasi unverzichtbar, Schwimmflossen zu verwenden. Bodyboarder und Bodysurfer verwenden relativ identische Flossen. Sie sollten bequem sein, um Krämpfe zu vermeiden. Die Flossen sind typischerweise recht kurz und haben ein sehr festes Blatt. Sie haben zwei wichtige Hauptfunktionen: Das wichtigste Uüberhaupt ist die Sicherheit. Solltest Du jemals in einer Strömung Richtung rausgezogen worden sein, dann weißt Du, wie viel Kraft der Ozean hat. Mit Flossen hast Du zumindest noch eine Chance aus der Strömung zu kommen. Übrigens, in Frankreich zum Beispiel zählst Du nur mit einem Bodyboard aber ohne Flossen als Schwimmer. Mit Flossen und ohne Board als Surfer.

Der zweite Punkt ist Geschwindigkeit. Wenn Du eine Welle Surfen möchtest, dann musst Geschwindigkeit aufnehmen um von der Verdrängung ins Gleiten zu wechseln. Ohne Flossen ist die nahezu unmöglich. Ich verwende noch zusätzlich ein Handplane beim Bodysurfen. Das ist wie ein kleines Surfboard für eine Hand, durch das Du weniger Widerstand im Wasser hast, mehr Speed aufbaust und auch noch die Position besser in der Welle halten kannst. Theoretisch kannst Du dafür ein Tablett Deiner Lieblingsfastfood-Kette nehmen, aber ich verwende Puka Handplanes aus Süd Afrika. Der Shaper formt die Handplanes speziell für meine Bedürfnisse und für unterschiedliche Wellentypen, sodass ich immer das Maximum aus jeder Session holen kann.

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Closeouts waren nie spaßiger! Tubetime mit Handplane.

Der Minimalismus und der tägliche Surf

Irgendwie scheint von außen betrachtet nichts wirklich cool am Bodysurfen zu sein. Wir fliegen nicht verrückt durch die Luft, manchmal sieht man uns nicht Mal in der Welle und Kids, die jünger sind als ich Jahre im Wasser verbringe dropen einem in die Welle. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum ich beim Bodysurfen gelandet bin. Es ist eben nicht Mainstream und ich bin wirklich nur in der Welle, weil ich es genieße und das Grinsen danach 3 Tage nicht aus meinem Gesicht kriege. Keiner geht Bodysurfen um cool zu sein oder jemanden zu beeindrucken bzw. Chicks abzuschleppen.

In der kleinen Welt der Bodysurfer grüßt man sich sogar weltweit am Strand oder im Line-up und man muss nicht um eine Welle fighten. Vielleicht eben weil es nur eine Randerscheinung für Außenstehende ist. Doch Du wirst schnell merken, wenn Du es das erste Mal gemacht hast, dass es eine Kunstform im Wasser ist, die nicht mehr aus deinem Kopf geht. Und egal wo ich auf der Welt nur mit meinen Flossen und Handplane aufgetaucht bin, habe ich das Interesse der Anderen auf mich gezogen und so viele tolle interessante neue Bekanntschaften gemacht. Sprich uns also ruhig an, auch wenn wir komisch aussehen, wir sind eigentlich ganz nett.

Und gibt es denn etwas Angenehmeres, als mit einem low-budget Ticket zum nächsten Surf zu fliegen und alles was Du für eine erfolgreiche Session brauchst, ist in Deinem Rucksack im Handgepäck?!?

Falls Du es nun auch ausprobieren möchtest, gute Möglichkeiten in Europa sind Frankreich, Portugal und die Kanaren. Sei nur sicher, dass keine Steine unter Wasser sind, Du Dich langsam an die passende Größe der Welle herantastest und vermutlich völlig stoked zum Bodysurfen konvertieren wirst.

BarrelBodysurfPatrickReiners

Barrels. Barrels. Barrels!

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Credits

Text & Bild: Patrick Reiners