2011 haben die beiden Münchner Stephan „Bernie“ Bernhard und Melanie Schönthier, die seit einigen Jahren in Capbreton/ Frankreich leben, das Surftrip-Überlebenshandbuch veröffentlicht. Seit zwei Wochen ist nun die Fortsetzung auf dem Markt, und der Untertitel ist vielversprechend: Better be ready when the REAL shit goes down! Wir haben mit den beiden über ihr neues Buch, ihre ganz persönlichen Survival-Szenarien und Arschloch-Surfer gesprochen.Surftrip-Überlebenshandbuch Teil 2

 

Wie entstand die Idee zum ersten Buch?

Bernie: Die kam mir 2008 auf einem Krankenhausflur, als wir gerade von einem Trip aus Bali zurückkamen und einen Freund direkt vom Münchner Flughafen ins Krankenhaus bringen mussten. Er hatte so hohes Fieber, dass er den 20-Stunden-Flug im Delirium verbracht hatte, der Verband um seinen Fuß war vom Blut durchtränkt, und er war so schwach, dass wir ihn in einem Rollstuhl durch den Flughafen schieben mussten. Zwei Tage vorher hatte sich unser Kumpel beim Surfen in Kuta Reef mit der Finne einen kleinen Cut am Schienbein geholt. Nichts Tragisches. Deshalb dachte er auch nicht im Traum daran, die winzige Wunde zu desinfizieren, sondern ging lieber am Abend steil und trank sich bis zum Morgengrauen durch die Clubs von Kuta. Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er bereits Fieber, pochende Kopfschmerzen und eine Beule auf dem Schienbein, die aussah, als wäre ihm eine zweite Wade gewachsen. Natürlich überlegten wir, ihn ins Krankenhaus zu bringen, aber unser Flug ging bereits am nächsten Tag, und er wollte einfach nur nach Hause. Gesagt, getan. Im Krankenhaus in München war zunächst alles Routine und die Infektion für die Ärzte keine große Sache: Der Erreger wurde identifiziert, mit Antibiotika bekämpft und das verrottete Gewebe um die Wunde herum weggeschnitten. Zurück blieb ein Loch von der Größe eines Tennisballs. Doch bei einer Routineuntersuchung entdeckten die Ärzte, dass mit seinem Herz etwas nicht stimmte und vermuteten, dass die Bakterien nach dem Bein auch die Herzklappen befallen hatten. Sieben Tage nach dem kleinen Schnitt in Kuta Reef wurde unserem Freund der Brustkorb geöffnet und ein Paar neue Herzklappen eingesetzt. Klar, er hatte wirklich extremes Pech, aber trotzdem hätte es nie so weit kommen müssen, wenn wir nur mehr über Reefcuts und tropische Infektionen gewusst hätten. Damals dachte ich mir zum ersten Mal, dass es zwar etliche Surfguides gibt, die dir jede Welle am Ende der Welt erklären, aber nichts und niemanden, der dir zur Seite steht, wenn sich dein Surftrip anders entwickelt, als du es dir erträumt hast! 

Mel: Nachdem wir beide Journalisten sind, beschlossen wir, dieses und noch viele andere Missgeschicke, die einem auf einem Surftrip begegnen können, in eine Art Survival-Bibel zu packen – nach dem Motto: Better be ready when the shit goes down! 

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Das Surftrip-Überlebenshandbuch Teil 2 ist auf www.surftrip-survival-guide.de erhältlich!

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Und was erwartet uns nun im zweiten Teil? 

Bernie: In Teil 1 ging es vor allem um die Basics: Reefcuts desinfizieren, Crowds umgehen, Board reparieren, Naturkatastrophen überleben, Dieben entkommen. Teil 2 hat den Untertitel „Better be ready when the REAL shit goes down“ und hilft dir da, wo sich Teil 1 nie hingewagt hätte. Du bist auf einer einsamen Insel irgendwo in Indo und hast eine tiefe Platzwunde? Ein ehemaliger G-Land-Camparzt verrät dir, wie du dich selbst wieder zusammenflickst! Du hattest eine Autopanne, irrst seit Stunden durch die Sahara und hast keinen Schluck Wasser mehr? Wir verraten dir, wie du trotzdem nicht verdurstest! Die Wellen feuern, aber dein einziges Surfboard ist gesnappt oder auf dem Flug verschollen? Ein Shaper erklärt dir, wie du dir aus ein paar Holzlatten und ein bisschen Solarez ganz einfach ein Board selber baust! Aber natürlich gibt es nicht nur Survival-Tipps zu lesen. Wir haben uns zum Beispiel auch auf die Suche nach den abgelegensten Surfspots der Welt gemacht und verraten dir, wie du hinkommst. Dann hat ein Hai-Experte für uns vier Anti-Shark-Geräte unter die Lupe genommen und verrät, was funktioniert und was nicht. Außerdem gibt es ein spezielles Trainingsprogramm, das Johnny Gannon, Taj Burrows langjähriger Coach, zusammengestellt hat und mit dem du in nur 30 Minuten die Form deines Lebens erreichst. Und ein Apnoe-Profi bringt dir bei, wie auch du drei Minuten ohne Atemzug durchhältst – der Schlüssel, um größere Wellen und härtere Wipeouts einzustecken. 

Mel: Meine persönliche Lieblingsseite ist übrigens die über den Arschloch-Surfer, den es leider in fast jedem Lineup der Welt gibt! In unserem Buch erfährst du die beste Kommunikationsstrategie für Begegnungen mit dieser Spezies Mensch. 

 

Für wen ist das Buch gedacht?

Bernie: Für die echten Abenteurer, denen auf der Wellenjagd kein Weg zu weit und kein Ziel zu exotisch ist – selbst wenn das bedeutet, 20 Stunden in einem Einbaum im Indischen Ozean zu verbringen, um auf eine unbewohnte Insel überzusetzen, vor der ein barrelnder Lefthander laufen soll. Aber selbst, wenn deine Surftrips nicht ganz so extrem sind, wirst du in diesem Buch jede Menge Tipps und Tricks finden, die dich zu einem besseren Surfer machen.

Ihr lebt ja beide seit fünf Jahren in Capbreton. Was macht ihr da außer Bücher schreiben?

Mel: Neben unserem Verlag betreiben wir ein Redaktionsbüro und arbeiten als Texter und Übersetzer. Aber wenn die Wellen gut sind, bleibt das Büro geschlossen!

 

Was ist eure ganz persönliche Surftrip-Survival-Story?

Bernie: Bisher hatten wir auf unseren Trips eigentlich immer Glück... Wobei Mel schon einmal für eine Woche auf die Quarantänestation musste, nachdem sie einen seltenen Virus aus Marokko eingeschleppt hatte. Ich selbst habe auf Barbados einmal einen Australier vor dem Ertrinken gerettet: Er hatte vor der Session noch einen Joint durchgezogen, doch die Wellen waren locker überkopfhoch an dem Tag und als ihm die Leash riss, war er mit der Situation vollkommen überfordert. Ich dachte noch, er weiß bestimmt, was er tut und schafft es alleine zurück an den Strand. Aber er kämpfte panisch gegen die Strömung an und fing irgendwann an, laut um Hilfe zu schreien. Als ich zu ihm paddelte, sah ich die pure Angst in seinen Augen, er konnte sich auch kaum mehr über Wasser halten. Ich packte ihn auf mein Board und wir ließen uns mit der nächsten Walze an den Strand spülen.

Mel: In Taiwan checkten wir gerade einen Spot, die Wellen sahen super aus, aber plötzlich entdeckte ich weit draußen auf dem Meer eine riesige Finne, die eigentlich nur von einem Orca oder Weißen Hai stammen konnte. Nur einen Tag vorher hatte mir ein Local erzählt, dass genau an diesem Spot ein Jahr zuvor ein riesiger Weißer Hai gefangen worden war – ich bin an dem Tag nicht mehr surfen gegangen, aber Bernie ist nach einer Stunde wieder rausgepaddelt. Eine unvergessliche Erfahrung war auch, auf einem Local Island im Südatoll auf den Malediven zu leben – wir waren zwei Wochen lang die einzigen Touristen und Surfer auf der Insel! Auf solchen Reisen entstehen auch immer viele Ideen für unsere Bücher. Wer weiß, vielleicht schreiben wir ja irgendwann Teil 3...

Das Surftrip-Überlebenshandbuch Teil 2 ist auf www.surftrip-survival-guide.de erhältlich!