,,Do what you love and help along the way''. Die Idee der Waves for Water Organisation ist genau so einfach wie genial: Reisende, die selbst aktiv werden möchten, können bei ihrem nächsten Trip in eines der wellenreichen, jedoch trinkwasserarmen Entwicklungsländer die eigens dafür entwickelten Filtersysteme kaufen und vor Ort verteilen/installieren.

Als die Studenten Kevin Koch, Marcel Pein und Jonas Schnirring davon hörten, tüftelten sie zu dritt das ambitionierte Crowdfunding-Projekt Clean Drop Indonesia aus. Das Team ist zur Zeit mit dem fertigen und sehr sehenswerten Film auf Premierentour. Wir haben uns mit Kevin zusammengesetzt und haben das Abenteuer Revue passieren lassen. Clean Drop Indonesia Waves Water Project Film

Moin Kevin, stell doch mal kurz eure Crew vor. Wer ist alles in das Projekt involviert?

Wir sind ein Team aus drei Studenten: Jonas und Ich (Kevin) kommen aus der Nähe von Ulm und Marcel aus Hamburg.
Im Großen und Ganzen machen wir eigentlich das, was alle Studenten so tun. Nur, dass wir nebenbei permanent den nächsten Surf-Trip planen, dafür arbeiten und ab und zu mal ein Filmchen drüber machen.

Warum wir uns so zusammengefunden haben ist vor allem dem Surfen zu verdanken: Jonas und Ich kennen uns schon seit dem Kindergarten und sind dann nach der Schule auf der Suche nach guten Wellen zusammen losgezogen. Irgendwann habe ich alleine in Adelaide, Australien gearbeitet, und lernte dort im Hostel Marcel kennen, den das gleiche Schicksal ereilt hatte. Wir planten sofort gemeinsame Surftrips – Zwei in einer Stadt ohne Wellen gestrandeten Surfer verstehen sich halt sofort.
Wir hatten also alle vor dem Projekt viel Reise- und Surferfahrung miteinander geteilt.
Das ist die grobe Story.

Clean Drop Indonesia Crew

Alles klar. Und wie genau ist die Idee zu der Aktion entstanden?

Das war eher ein längerer Prozess, der sich dann später als Clean Drop manifestiert hat. Auf gemeinsamen Surf-Trips, egal ob in Australien, Fidschi, Frankreich oder Marokko, war die Verschmutzung des Meeres mit Plastik immer von großer Relevanz für uns. Vor allem in meiner Zeit in Indonesien hatte ich die negativsten Erfahrungen mit Plastik. Ursprünglich dachten wir darüber nach, unsere Reisen mit etwas zu verbinden, was gegen die Plastikpest hilft. Zum einen, weil das natürlich ein globales Problem ist, wir zum anderen als reisende Surftouristen mitverantwortlich für die zunehmende Umweltverschmutzung sind und drittens dachten, wenn wir schon an so abgelegene Orte reisen, können wir das auch gleich ausnutzen und, soweit möglich, ins Gute umkehren – und zwar vor Allem für die lokale Bevölkerung.

Uns wurde jedoch ziemlich schnell klar, dass das mit dem Plastik ein riesiges infrastrukturelles Problem ist, bei dem nicht so einfach an den Ursachen angesetzt werden kann. Klar, sensibilisieren für die Thematik geht trotzdem, aber wir hatten Tatendrang und dachten, da geht noch mehr. Außerdem hatten wir die Schnauze voll von dem allgemeinen Konsens der Entwicklungshilfe, also, 5 Euro im Monat an undurchsichtige Hilfsorganisationen für das gute Gewissen zu spenden, um sich dann entspannt wieder eine Runde Netflix zu geben (jetzt natürlich überspitzt ausgedrückt).

Durch Social Media verbreitet und in der Surfcommunity mittlerweile ziemlich bekannt, kam dann Waves For Water auf unseren Schirm. Wir können uns alle mit deren Motto „Do What You Love and Help Along The Way“ identifizieren und die Idee hinter der Organisation gab uns die realistische Aussicht, selber handeln zu können.
So verschoben wir unseren Fokus mehr auf das Trinkwasserproblem, was immer noch in einer Wechselwirkung mit der hohen Plastikverschmutzung in vielen Ländern in Verbindung steht.

Verschmutztes Wasser aus der Leitung, Brunnen oder Flüssen etc. führt zu einem hohen Konsum an Trinkwasser aus Plastikflaschen, was wiederum große Mengen an Plastikmüll produziert. Diese Unmengen an Plastik können dann, natürlich unter Anderem, zu einer Verschmutzung des Grund- und Meerwassers führen.
Auf allen bisherigen Reisen hatten wir die Kamera im Gepäck, um unsere Surf- und Reiseerfahrungen in Form von Filmen festzuhalten . Deshalb mussten wir nicht lange überlegen und waren uns sofort einig, dass gerade bei diesem Projekt das Kameraequipment nicht fehlen darf.

Bei unserem Projekt Clean Drop wollten wir noch weitergehen und setzten uns zum Ziel eine größere Sensibilisierung der Gesellschaft zu erreichen und auch Leute, die sich nicht für die Thematik interessieren aber gerne Surf-Filme gucken, motivieren zu können.
So machten Marcel und ich immer konkrete Pläne und Überlegungen. Ein Surftrip nach Indonesien war sowieso geplant, also warum nicht gleich da ansetzen. Zu zweit hätte sich das alles aber als schwieriger gestaltet, also war klar, jemand drittes muss ins Boot. Da kam nur Jonas in Frage. Und siehe da, nach mehrmaligem Treffen in Lüneburg, Köln und München, viel Brainstorming und dem Starten einer Crowdfunding-Kampagne konnten wir das Projekt schließlich verwirklichen.

Clean Drop Indonesia School Kids

Crowdfunding ist ja auch eine Wissenschaft für sich - Wie lief es für euer Projekt? Wart ihr zufrieden?

Das war wirklich eine wackelige Angelegenheit. Da wir eine Mischung aus kreativem und sozialem Projekt finanzieren wollten, war es gar nicht so leicht, die geeignete Crowdfunding-Seite zu finden, da die meisten sich nur auf eins von beidem spezialisieren. Indiegogo.com bot uns jedoch eine Plattform die relativ flexibel ist und gleichzeitig gute Konditionen hat. Wir hatten dort die Chance, Spenden ausgezahlt zu bekommen, selbst, wenn das Funding-Ziel nicht erreicht wird. So hätten wir zur Not auch mit weniger Geld und nach ein paar Abstrichen das Projekt in einem kleineren Umfang durchziehen können.

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Dann war das Crowdfunding in erster Linie viel Promotion-Arbeit und wir waren ständig auf der Suche nach Sponsoren.
Mit Hilfe von u.A. SaltwaterShop, HYDROPHIL, Indojunkie.com, Babbelrunde Stuttgart & Garuda Indonesia sowie verschiedenen Zeitungsartikeln und Internet-Features kam dann auf den letzten Drücker doch noch alles zusammen. Am Ende hatte uns sogar die von Kelly Slater gegründete Marke „Purps“ den Support in Form eines kleinen Care-Pakets zugesagt. Das Ganze war aber wirklich eine Last-Minute-Aktion und ein 24 Stunden-Job, neben Uni und Arbeit. Aber das war es uns Wert. Wir hoffen damit auch zeigen zu können, dass, wenn drei verplante Studenten wie war das hinbekommen, jeder das Zeug dazu hat.

Wann ging es dann los nach Indo und wie lange wart ihr unterwegs?

Anfang September sind wir dann samt drei Boardbags, drei Reisetaschen, zwei Kamerakoffern, einem Drohnenkoffer, Stativen, einer Sporttasche voll mit Filtern nach Bali geflogen.
Wir hatten einen straffen Zeitplan, dadurch jedoch auch einen der derbsten Trips bis jetzt. Das Projekt in 30 Tagen durchzuziehen war wirklich nicht ganz so easy, wie wir dachten. Die Kamera lief ohne Pause, wir haben fast unsere Flüge verpasst, hatten zwischendurch Fieber und Erkältung, permanent entzündete Wunden, zerbrochene Boards, Kontakte die uns abgesprungen sind und und und.
Nach einem Monat ging es dann wieder wie geplant gen Heimat.

Wo genau wart ihr in Indonesien unterwegs?

Wir hatte unsere „Base“ in Bali. Dort starteten wir unseren Trip, sind dann nach wenigen Tagen in den Dschungel nach Java aufgebrochen und flogen anschließend von Bali Richtung Sumatra, um auf die Mentawais überzusetzen.
Unser Trip lief ungefähr so ab:

6 Tage Bali zum ankommen und planen, 4 Tage Ost-Java für ordentlich Surf-Footage, wieder 4 Tage Bali um den ersten Teil des Projektes mit unserem Freund Koyo durchzuziehen, 12 Tage Mentawais und den Hauptteil des Projektes zu machen, und noch mal 4 Tage Bali zum Abschluss.

Clean Drop Indonesia Reefbreak Surf

Hat die Idee 30 Filtersysteme zu verteilen hingehauen?

Einen Teil der 30 Filter haben wir zusammen mit unserem indonesischen Freund Koyo in einer Schulgemeinde in Bali verteilen können und den größten Teil in einem Dörfchen auf den Mentawais. Anfangs ist uns kurzfristig ein Kontakt abgesprungen ist. Wir haben es aber geschafft spontan umzudisponieren und konnten vor allem in zwei Schulen und einem Krankenhaus für zukünftig sauberes Trinkwasser sorgen.

Zudem hatten wir mit Koyo aus Bali und Faisal von den Mentawais gute Dolmetscher und Leute die sich mit der Problematik und den Communities auskennen.
Zwar gab es anfangs einige Berührungsängste von beiden Seiten und die meisten Dorfbewohner fanden es anfangs suspekt, dass das gefilterte Wasser wirklich trinkbar ist. Mit dem Einverständnis von Schulleiter und Bürgermeister entwickelte sich aber auch schnell Vertrauen.

Was waren die größten Hürden die ihr bei der Umsetzung meistern musstet?

Zum einen ist die Sprache immer ein großes Problem. Selbst mit Dolmetschern bleibt die Kommunikation nur indirekt, dass erschwert das Verständnis auf beiden Seiten.
Zum anderen, wurde uns klar, dass man natürlich einiges an Vorlauf braucht, um Vertrauen zu entwickeln. Da die Menschen z. T. auch negative Erfahrungen mit Entwicklungszusammenarbeit gemacht haben, standen wir da auch mal vor großem Misstrauen.

Es ist zudem schwierig zu planen, wenn man nicht selber vorher in der Community war und Infrastruktur, Alltagsleben etc. nur aus Erzählungen vom Kontaktmann kennt. Und dann ist da noch die Mentalität der Indonesier, die manchmal etwas zu tiefenentspannt sein kann, wenn man nur begrenzt Zeit hat.

Clean Drop Indonesia Project School Girl

Was war das absolute Highlight des Trips?

Ich denke wir hatten so einige Highlights. Unvergesslich bleibt vor allem das Campen direkt am Break in Hängematten im Dschungel. Oder das Treffen mit dem Bürgermeister der Mentawai-Gemeinde, wo viel Interessantes ausgetauscht wurde. Wir hatten von 30 Reise- Tagen 26 Surf-Tage, haben einen anderen Einblick in die Kultur und das Leben der Indonesier bekommen, den wir ohne das Projekt wahrscheinlich nie erhalten hätten.

Und was war der absolute Downer?

Wie bereits angesprochen ist uns anfangs ein wichtiger Kontakt abgesprochen, mit dem wir geplant hatten, die zweite Hälfte der Filter zu verteilen. Zum Glück konnten wir zuerst unser Ding auf den Mentawais realisieren und kannten Koyo auf Bali. Zudem haben wir in Sumatra und den Mentawais die Auswirkungen der riesigen Waldbrände mitbekommen. Die Sonne war immer von einem Rauchschleier bedeckt, teilweise wurde der Flughafen in Padang wegen der Rauchverschmutzung geschlossen.

Da wurde einem erstmals die Tragweite der Brände bewusst, die hauptsächlich stattfinden, weil wir nicht auf Palmöl in unseren Produkten verzichten.

Saubere Sache Jungs - im wahrsten Sinne des Wortes. Vielen Dank für das Interview und viel Spaß auf der Premieren-Tour.