Den Fun-Fact nach Gabriel Medinas Sieg in Fiji mal gleich vorab: Es ist das erste Mal seit 2007, dass der Erst- und der Zweitplatzierte der Weltrangliste beide jünger als dreißig Jahre sind. Und damals war Taj, der sich die Spitzenposition eine Zeitlang mit dem späteren Weltmeister Mick Fanning teilte, auch schon 29 1/2...

 

Wachablösung?

Da erscheint es auf den ersten Blick durchaus gerechtfertigt, wenn die meisten Surfmags und Kommentatoren nun von einer Wachablösung sprechen. Auch dass Michel Bourez (26) und Gabriel Medina (21) sich vier der ersten fünf Contest-Trophäen des Jahres teilen, spricht für eine neue Dominanz der Jugend. Eine Frischzellenkur, auf die doch alle, von der Surfindustrie über die ASP bis zu den Medien, so sehnlich warten.

 

Ich nicht. Für mich ist die Worldtour dazu da, das beste Surfen zu featuren. Daher bin ich völlig unparteiisch: Ich will einfach nur die Besten siegen sehen - und mir ist völlig egal wie alt diese Besten sind. Meine Power Rankings des Jahres 2014 bestehen zur Hälfte aus Ü- und zur Hälfte aus U-30-Jährigen: 1. Kelly Slater, 2. John John Florence, 3. Joel Parkinson, 4. Taj Burrow, 5. Gabriel Medina, 6. Jordy Smith, 7. Julian Wilson, 8. Mick Fanning,  9. CJ Hobgood, 10. Josh Kerr.

 

Es ist eine alte Wahrheit: Willst du als Brand T-Shirts und Boardshorts verkaufen, dann brauchst du junge Kunden.

Wer bereits 15 Exemplare angesammelt hat, hört irgendwann auf, sich Sorgen um die Saisongemäße Beinlänge seiner Shorts zu machen. Da kommt es natürlich nicht so gut, wenn die Top 5 der Welt aus 30-40-Jährigen besteht. Schaut man sich beispielhaft an, wen Nike/ Hurley unterstützt, wird deutlich, wie wichtig für diese Firmen das Alter ihrer Fahrer/ Rolemodels ist: Kolohe (20), John John (21), Nat Young (22) - Michel Bourez ist mit 26 bereits der Älteste der Truppe. Gleichzeitig findet C.J Hobgood (35), Ex-Weltmeister, seit 1999 auf der WCT und einer der härtesten und stylishsten Ripper überhaupt, keinen Sponsor mehr. Obwohl er die Kolohes dieser Welt in GUTEN Wellen jederzeit abzieht. Und damit sind wir beim Problem dieser Saison: den Wellen.   

 

"Die Bedingungen waren kleiner, als man es von Cloudbreak erwartet - ich glaube, sonst hätte man andere Surfer unter den letzten Vier gesehen..."

Michel Bourez' aufrichtige Worte verhallten angesichts der griffigen Schlagzeilen von der Machtübernahme der Young Bloods. Dabei muss man es so hart sagen: Cloudbreak war eine Enttäuschung. Nach vier Comps mit Wellen, die nie zur Kategorie Weltklasse gehörten, lagen die Hoffnungen der Surffans auf dem Südpazifik. Doch der verprügelte lieber die Frauen während der Women's Comp, als sich mit den Männern zu messen. Natürlich sah Cloudbreak sexy aus. Und natürlich waren Tubeskills gefragt. Doch es fehlte das Element, das Surfer zu wirklichen Watermen macht: Erfahrung. Bei 10 Fuß ist eine Welle wie Pipe oder Cloudbreak nicht mehr mit athletischen Skills allein zu meistern. Man braucht Erfahrung, die erst durch eine jahrelange Beziehung zu einem Riff entstehen kann. Diesen Vorteil, den Kelly und Co. gegenüber Medina und seinen Altersgenossen haben, konnten die rüstigen Rentner 2014 noch nicht einmal ausspielen.

 

Kelly ärgert sich darüber am meisten.

Denn er, der mit 42 Jahren zum besten Northshore-Surfer der letzten Hawaii-Saison gewählt wurde, surft zwar auch in Kack-Wellen solide und stand in jedem Contest mindestens im Viertelfinale - doch seine magische Verbindung zum Ozean konnte er selten zeigen. Sein Vorschlag, die anspruchsvollsten Wellen (Fiji, J-Bay, Tahiti, Piep) quasi als Grand Slams mit der doppelten Punktzahl zu belohnen, ist zwar eine eigennützige Idee des vierfachen Fiji-, dreifachen Tahiti- und fünffachen Pipe-Siegers. Sie macht meiner Meinung nach dennoch Sinn. Auch wenn diese Stopps natürlich keine Wellengarantie haben, ist die Wahrscheinlichkeit hier groß, das ein Mix aus Skills, Fitness und eben Erfahrung den Ausschlag gibt. und das sind die Ingredienzen, um der beste Surfer der Welt zu sein.

 

Es wird spannend zu verfolgen, ob die ASP dieser Grand-Slam-Idee folgt. Es würde zwar ihrem Jugendwahn widersprechen, aber dennoch die Vermarktbarkeit erhöhen und es uns Zuschauern erleichtern, Goldesel-Stops wie den Rio Pro zu verzeihen.

 

Sollte es in dieser Saison doch noch ein paar Contests mit spektakulären Wellen geben, dann wird die Rangliste schnell auf den Kopf gestellt werden, da bin ich mir sicher. J-Bay (10.-21. Juli) könnte ein Anfang sein.

 

Alle sportlichen Details findest du in den Bildunterschriften, das Highlight-Video gibt es hier.

Fiji Pro 2014 Zusammenfassung

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Kelly surfte gut, doch die Wellen waren zu benutzerfreundlich, als das er sich von den anderen Top-Pros hätte absetzen können. So kostete ihn ein Fehler bei der Wellenauswahl das Quarterfinal gegen Michel Bourez. Foto: ASP/ Scholz

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