Mor Meluka, 24, hat in den letzten Jahren für viel frischen Wind und bisher unbekannte Lines in der Nordsee Dänemarks gesorgt.

 

Der Israeli begann mit sechs Jahren zu surfen, gewann drei Junioren Titel in seiner Heimat und wurde zu den World Junior Championships in Australien eingeladen. Heute beschränkt er seinen Ehrgeiz auf die lokalen Nordsee Comps, die er im letzten Jahr ALLE gewann. Ja, Mor surft auf einem anderen Level, als der Rest des Packs und wurde so zum Hauptdarsteller einiger Relentless Epic Days.

 

So was kann eigentlich gerade auf dem Land schnell zu bösem Blut führen. Dass es in Klitmöller anders läuft, liegt an zwei Faktoren: Erstens waren die Locals dieses gesegneten Fischerdorfs schon immer gastfreundlich, großherzig und frei von Argwohn (wie wir deutschen Besucher seit Jahren feststellen durften) und zweitens ist Mor ein Typ, über den sich jede Szene freuen kann. Höchste Zeit, ihn kennenzulernen!

 


BLUE: Mor, du bist Israeli. Erzähl doch mal, was dich eigentlich nach Dänemark verschlagen hat!

 

MOR: Meine Frau Vahine, die halb Dänin, halb Tahitianerin ist, lebte hier, seit sie zehn Jahre alt war. Wir wollten bereits 2007 zusammen wohnen, doch ich war zu jung, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Also zogen wir nach Tahiti – eine unglaubliche Zeit! Ende 2009 landeten wir dann in Klitmöller.

 

BLUE: Was dachtest Du, als Du das erste Mal die Wellen dort gesehen hast? Und wie hat sich Dein Bild von der Nordsee im Laufe der Zeit verändert?

 

MOR: Als ich ankam, war es windig und hässlich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es hier mal gute Bedingungen geben kann. Oh Mann, mein Blick hat sich ziemlich schnell geändert! Wenn es hier gut ist, dann ist es sehr gut. Die Gegend kann mit den besten Beachbreaks der Welt mithalten! Zwar machen es die Sandbewegungen schwer, den richtigen Spot zu finden. Doch das ist auch genau, was ich so liebe: Man muss etwas investieren, um gute Wellen zu surfen. Der Swell ist immer da, aber die richtige Sandbank häufig ganz schön versteckt...

 

BLUE: Du sagst, der Swell ist immer da. Wie viele Tage im Jahr sind in Nordwest Dänemark surfbar?

 

MOR: Ich würde sagen 200-250. Und das ist auch nach internationalen Standards wirklich viel! Manchmal ist es flat in Klitmöller und um die Ecke ist es kopfhoch.

 

BLUE: An wie vielen dieser Tage bist Du im Wasser?

 

MOR: An ungefähr 150. Aber ich versuche dieses Jahr ein paar mehr zu schaffen.

 

BLUE: Welche Veränderungen hast Du denn in den letzten Jahren in der dänischen Surfszene wahrgenommen?

 

MOR: Ich denke, der Hype nimmt zu. Früher drehte sich hier alles nur um’s Windsurfen. Natürlich ist die Surfszene immer noch klein, aber ich sehe jedes Jahr einige neue Gesichter im Wasser. Und einige neue Seiten im Web. Eine weitere große Veränderung ist unsere Surftour.dk. Bis 2009 wurde der Champ ja durch einen Contest ermittelt, jetzt haben wir eine ganze Serie von Wettbewerben, an denen jeder teilnehmen kann. Das geht genau in die richtige Richtung!

 

BLUE: Ich weiß, dass Du im Gegensatz zu den meisten Nordsee-Surfern nicht viel reist. Wie kommt das eigentlich?

 

MOR: Ich war als Teenager zu viel on the road, als ich noch die Junior Tour mitgesurft bin. Heute freue ich mich, mit meiner Tochter und der ganzen Familie zuhause zu bleiben.

 

BLUE: Bist Du denn schon dem Charme der Kälte erlegen oder sehnst Du Dich im Winter nach wärmeren Spots?

 

MOR: Ich liebe die Gegend hier und damit auch das Klima. Alleine draußen zu sitzen, wenn Schnee am Strand liegt, ist unschlagbar. So fühlt man sich eins mit der Natur! Dazu kommt, dass es viel spannender ist, Teil einer wachsenden Szene zu sein, als an einem Ort zu leben, an dem alles schon existiert.

 

BLUE: Die Szene wächst auch wegen Dir und Deiner Frau Vahine, mit der Du Contests organisierst und Leute zusammenbringst. Nun macht ihr eine Surfschule, das Cold Hawaii Surfcamp, auf. Gibt es eigentlich keinen Gegenwind von den Locals, die hier geboren sind?

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MOR: Klitmöller ist eine sehr kleine Stadt, daher bleibt keine Entscheidung unkommentiert. Aber trotzdem muss ich sagen, dass alles, was wir hier angeschoben haben, von den Locals unterstützt wurde. Unser Cold Hawaii Surf Camp wird viele neue Leute nach Thy bringen – und damit auch Jobs für die Supermärkte, in den Restaurants und so weiter! Die Wellen in Klitmöller sind so unterschiedlich, dass für jeden was dabei ist. Man kommt sich nicht in die Quere.

 

BLUE: Was erhoffst Du Dir von der Zukunft?

 

MOR: Ich liebe es, Menschen beim Ritt ihrer ersten Welle zuzuschauen. Es ist wie ein Geschenk, das man ihnen macht und für mich einfach die größte Freude. Daher will ich unser Camp ausbauen, mehr Möglichkeiten entwickeln, hier Events zu veranstalten und junge Surfer zu sponsorn. Vom 11.-13.3.2011 veranstalten wir die Winter Challenge, das wird fett! Darüber hinaus möchte ich 2011 wieder einige Contests in Dänemark und Norwegen mitfahren.

 

BLUE: Was hältst Du denn vom Zustand der heutigen Surfszene?

 

MOR: Die Surfkultur ist heutzutage so vielfältig, das man nicht alle Strömungen auf der Welt verfolgen kann. Ich hoffe einfach, dass die Szene ihren Wurzeln treu bleibt und sich nicht verkaufen lässt. Sie muss so pur bleiben, wie es das Surfen selbst auch ist.

 

BLUE: Thanks Mor!

 

MOR: See you in the water.

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Mor wie man ihn kennt. Dass Dänemark so aussehen kann, hat der Israeli bei seiner Ankunft wohl kaum geglaubt.