Tom Davies hat sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als Surf Camp Manager auf Bali. Wie ihm das gelungen ist, wie der Alltag als Surf Guide aussieht und was ihn seit acht Jahren an Bali fasziniert, erzählt er in diesem Interview.

Tom Surfcoach Kima Surf Bali SurfingWie lange bist du schon auf Bali und was macht Bali so besonders?

Das erste Mal bin ich vor über zehn Jahren mit meiner Schwester und ihren Freunden auf die Insel gekommen. Seit acht Jahren wohne ich nun hier und bin bei KIMA Surf dafür verantwortlich, dass die Trips für unsere Gäste gut organisiert sind. Bali war damals noch wesentlich ruhiger und ich hatte das Gefühl “hier ist alles möglich, wenn man die richtigen Leute kennt”. Das hat mich von Anfang an fasziniert.

Was muss man mitbringen um als Head Coach in einem Surfcamp auf Bali zu arbeiten?

Ich bin in Wales aufgewachsen, in der Nähe von Swansea. Dort wächst man mit dem Surfen auf und gewöhnt sich an die speziellen Wetterbedingungen. Das Küstenklima ist sehr rau, es gibt große Gezeitenunterschiede und große Wellen im Winter. Dadurch habe ich gelernt die Bedingungen zu interpretieren und immer nach dem optimalen Spot zu suchen. 

Und das hilft die jetzt auch auf Bali?

Im Vergleich zu Wales, ist es auf Bali wesentlich einfacher die Wetterbedingungen zu interpretieren und ausgehend davon die richtigen Wellen zu finden. Die Gezeiten schwanken weniger stark, der Wind ist konstanter und der Swell ist längst nicht so stark, wie der, der nach einer Sturmflut auf England zurauscht.

Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei dir aus?

Da hat sich viel verändert in den letzten Jahren. Als ich hier angekommen bin habe ich sechs Tage die Woche als Surflehrer gearbeitet, Kurse für jedes Surfniveau gegeben und mir mit Indonesiern ein kleines Zimmer über einem Restaurant geteilt. Wir hatten damals keine Klimaanlage und jede Menge Moskitos und Ungeziefer im Zimmer und alles war immer recht hektisch. 
Mittlerweile lebe ich alleine und mein normaler Arbeitstag startet gegen 11 Uhr. Ich kann also die Zeit am Morgen nutzen um selbst surfen oder Speerfischen zu gehen. 

Hört sich entspannt an. Wie bist du zu dem Job gekommen?

Ich habe Ari, den Besitzer von Kima Surf Bali, zufällig, auf meiner ersten Reise getroffen und ihn direkt nach einem Job gefragt. Im darauffolgenden Sommer habe ich dann fünf Monate als Surf Guide gearbeitet. Mir hat das so viel Spaß gemacht und ich erinnere mich daran, dass ich meinem Vater erzählt habe, ich würde für fünf Monate in Bali arbeiten. Er meinte damals nur, „viel Spaß und wir sehen uns dann eher in fünf Jahren wieder”. 

Wie hat sich Bali seither verändert?

Hin und wieder erzählen mir Leute, dass Bali viel zu überlaufen wäre, die Lineups zu voll sind und es generell kaum mehr menschenleere Spots gibt. Aber wenn man früh genug aufsteht, hat man immer noch genug Optionen. Und mit den richtigen Leuten kann man auch heute noch genau die Spots finden, die ich damals als kleiner, nervöser 17-jähriger so anziehend fand.

Was allerdings ein bisschen schade ist, ist dass die Leuten, die zum Urlaub hier her kommen oft die Erwartungen haben, dass alles so sein soll wie zu Hause. Sie versuchen dann oft den Locals zu erzählen, wie man Sachen besser machen soll. Für mich ist das Schöne am Reisen doch generell die anderen Kulturen kennen zu lernen und die Augen für Neues zu öffnen. 

Ich erinnere mich, als ich damals zum ersten Mal aus dem Flugzeug gestiegen bin und mir die vielen Gerüche entgegen kamen: ein Mix aus Räucherstäbchen, Smog, Schweiß, Müll, Zigaretten und hoher Luftfeuchte. Die Insel ist extreme hektisch in den Touristengebieten und die Verkehrssituation ist ein einziges Chaos und nach so vielen Jahren gewöhnt man sich an den Alltag. Da ist es immer wieder erfrischend, wenn unsere neuen Gäste mit dieser Faszination für die Insel und voller Enthusiasmus ankommen. 

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Was sind die Herausforderungen in deinem Job?

Die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach die Erwartungen der Gäste zu erfüllen: zum Einen in Bezug auf die Wetter- und Surfbedingungen und zum Anderen natürlich die Erwartungen, die sie an sich und den Surfguide haben. 

Die Leute hören von Bali, dass es dort die besten Wellen der Welt gibt und wollen dann auch genau diese surfen. Allerdings gibt es immer wieder Zeiten, die weniger Swell oder kleinere Wellen bringen, obwohl die Wellen ziemlich konstant sind, Außerdem ist es für die meisten Anfänger oder Fortgeschrittene gar nicht so sinnvoll, die größten Wellen der Insel zu surfen. Für sie ist es erst mal wichtig, sich wohl zu fühlen im Wasser, Stabilität auf dem Board zu gewinnen und entsprechend softere Wellen zu surfen, bevor sie zu den großen Sets rauspaddeln.

Was sind für dich die besten Spots auf Bali für... 

...fortgeschrittene Anfänger:

Am besten sind die Spots in Canggu: Old Mans, Batu Bolong. Die Wellen sind nie zu groß, sind relative fett und verzeihen daher auch den ein oder anderen Fehler. Man kann hier also ideal sein Surfniveau verbessern.

...fortgeschritene Surfer die an ihren Turns arbeiten wollen

Das geht wohl in Medewi am Besten. Dort kann man bis zu 10 Cutbacks auf einer Welle fahren und die Welle verzeiht auch kleine Fehler.

...meine ersten Tuberides

Da würde ich Bingin empfehlen, allerdings kann es dort im Lineup sehr voll werden.

...anspruchsvolle Barrels

Am besten spricht man mit Locals, denn die kennen die besten Spots zur jeweiligen Jahreszeit.

 

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Tom bei einer Morinig-Session bevor um 11 Uhr die erste Gruppe mit dem Guide loszieht.