Blue Autor Fabian Haegele ist beim dritten Stopp der WSL in Margaret River vor Ort. Für uns blickt er in den nächsten Tagen hinter die Kulissen des Drug Aware Margaret River Pro. Hier ist sein Bericht von Tag 1:

Beware the Box!

Nachdem die Wellenausbeute während der ersten beiden Events an Australiens Ostküste dieses Jahr mehr als dürftig war, begann der Drug Aware Margaret River Pro heute mit einem echten Paukenschlag. Bereits seit Tagen hatten die Organisatoren und die viel gescholtene World Surf League (WSL) alles dafür getan, die Erwartungen an den zum Wettkampfbeginn erwarteten Swell in astronomische Höhen zu treiben. Drei bis fünffach kopfhoch sollten die Wellen werden.Margaret River 2015 Tag 1 Kelly Slater

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Erst die Pflicht, dann das Vergnügen. Nachdem sich Jordy Smith am Morgen bereits direkt für die dritte Runde qualifizieren konnte, gönnte er sich am Nachmittag ein paar Wellen am North Point. Foto: Fabian Haegele

Meldungen machten die Runde wonach zahlreiche Profis händeringend auf der Suche nach größeren Brettern seien um in diesen Bedingungen bestehen zu können. Und Lokalmatador Taj Burrow, dessen Wohnsitz sich nur eine kurze Autofahrt von Margaret River entfernt befindet, wurde mit den Worten zitiert in seiner langen Karriere noch keine vergleichbare Vorhersage für einen Contest in Westaustralien gesehen zu haben. Für alle, die mit der bisherigen durch die WSL orchestrierten Berichterstattung vertraut sind, war angesichts all dieser Superlativmeldungen auf jeden Fall Skepsis angebracht. Doch zum Glück der Veranstalter, und natürlich auch aller Surffans, lieferte Mutter Natur dieses Mal, und zwar in vollem Umfang. 

 

Zum Tagesanbruch sah es am Mainbreak in Margaret River noch nicht ganz danach aus als sollten sich die optimistischen Vorhersagen bewahrheiten. Zwar war der Swell wesentlich größer als in den vergangen Tagen, die Wellen jedoch waren unorganisiert und liefen wenig steil und ohne viel Power in den tiefen Channel nördlich des Riffs. Zur ausnahmslosen Freude praktisch aller Zuschauer beschlossen die Veranstalter deshalb die Surfer am Ausweichspot, dem Geburtsort modernen Slabsurfens, ins Wasser zu schicken: The Box. 

 

Mit John John Florence durfte im ersten Heat des Tages auch gleich einer der weltbesten Tuberider zeigen was in dieser berüchtigten Welle möglich ist. Der junge Hawaiianer attackierte die oft unberechenbaren und technisch extrem schwierigen Wellen furchtlos und mit vollem Committment, und ließ Dusty Payne und Wiggolly Dantas keine Chance. Zum engsten Favoritenkreis zählt Florence zwar ohnehin, doch sollten die Finalrunden in der Box entschieden werden, das hat er mit seiner Leistung heute nochmals bekräftigt, dann wird er nur schwer zu schlagen sein. 

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In Heat Nummer zwei und drei setzten sich Jordy Smith und Kelly Slater souverän gegen ihre Konkurrenz durch, und qualifizierten sich damit ebenfalls direkt für die dritte Runde. Beim Auftritt von King Kelly fielen dabei nicht nur dessen intime Kenntnis dieses besonders tückischen Riffs und sein uneingeschränktes Committment auf, sondern auch, dass er offensichtlich verstanden hat, dass es an einem Spot wie der Box oftmals mehrere Anläufe braucht, bis man die perfekte Welle findet. Während seines Heats surfte er alleine mehr Wellen als seine beiden Konkurrenten zusammen. 

Im vierten Heat des Tages setzte sich Sebastian Zietz nach zunächst großem Rückstand knapp aber verdient gegen Adriano de Souza durch, der als einziger von den Brasilianern eine solide Punktwertung einfahren konnte. CJ Hobgood dagegen konnte nur durch einen spektakulären Wipeout Akzente setzten, bei dem er zu allem Überfluss auch noch ein von Kelly Slater geliehenes Brett zerstörte. Heat Nummer fünf mit Weltmeister Medina hatte dagegen nur wenig zu bieten. Freddy Patacchia reichten hier magere 4.30 Punkte aus um direkt in die dritte Runde einzuziehen.

Mit solidem Tuberiding konnte der in der Gesamtwertung momentan führende Mick Fanning in Heat Nummer sechs Jay Davies in Schach halten, der sich erst am Vortag über die Trials für den Margaret River Pro qualifizieren konnte und eine äußerst respektable Leistung zeigte. Nach Meinung vieler Zuschauer wird sich Weltmeister Medina warm anziehen müssen, sollte deren Zusammentreffen in Runde zwei bei ähnlichen Bedingungen in der Box stattfinden. 

Als einziger Goofyfooter konnte in Heat Nummer sieben Ace Buchan wirklich Akzente in der Box setzten. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen Backside Surfer auf dieser technisch so anspruchsvollen Welle zu kämpfen haben, konnte der Australier die höchste Einzelwertung des Tages einfahren und schaltete damit überraschenderweise auch Josh Kerr aus, der als ausgemachter Box Spezialist gilt. 

Aufgrund des schnell wachsenden Swells wurden die verbleibenden Heats der ersten Runde nach einer kurzen Pause dann wieder zurück an den Mainbreak verlegt. Und dort landete der Performance Level trotz deutlich größerer Wellen dann auch prompt im Keller, ohne Verschulden der beteiligten Surfer wohlgemerkt. Die Aufnahme als Event im Kalender der World Championship Tour wurde ja bereits in der Vergangenheit von allen möglichen Seiten heftig kritisiert. „Margaret River Mainbreak, die Welle, die auf der Tour nichts verloren hat“, dies und ähnliches hört man immer wieder. Der Grund: Diese altehrwürdige Grand Dame der Küste bietet modernen Performance Surfern kaum Möglichkeiten das zu zeigen was es so attraktiv macht. Der Drop ist zwar durchaus anspruchsvoll, vor allem über 6 Fuß, und die erste Section bietet auch noch etwas Druck. Doch anschließend gleitet man zumindest auf der Left an einer oftmals langsamen und eher flachen, fetten Schulter entlang, nicht immer, aber leider allzu oft. Auf Möglichkeiten für radikale Turns, oder gar Tubes und Arials wartet man zumeist vergebens. 

Und so kam es dann auch, dass der Ausweichspot, der keiner war, nämlich North Point, am Ende Mainbreak trotz WSL Contest die Schau stehlen konnte. Dort gab es den ganzen Nachmittag nicht endend wollende Stand-up Tubes und die verrücktesten Airs zu bestaunen, die man sich nur vorstellen kann. 

Ergebnisse von Runde 1:

Heat 1: John John Florence (HAW) 13.00, Wiggolly Dantas (BRA) 4.46, Dusty Payne (HAW) 2.60

Heat 2: Jordy Smith (ZAF) 7.73, Jadson Andre (BRA) 3.40, Brett Simpson (USA) 0.50

Heat 3: Kelly Slater (USA) 8.20, Kai Otton (AUS) 3.33, Ricardo Christie (NZL) 3.27

Heat 4: Sebastian Zietz (HAW) 15.23, Adriano de Souza (BRA) 13.50, C.J. Hobgood (USA) 4.40

Heat 5: Freddy Patacchia Jr. (HAW) 4.30, Gabriel Medina (BRA) 3.96, Alejo Muniz (BRA) 3.27

Heat 6: Mick Fanning (AUS) 14.00, Jay Davies (AUS) 10.27, Matt Wilkinson (AUS) 3.34

Heat 7: Adrian Buchan (AUS) 13.74, Josh Kerr (AUS) 8.73, Keanu Asing (HAW) 3.33

Heat 8: Miguel Pupo (BRA) 12.43, Glenn Hall (IRL) 10.50, Filipe Toledo (BRA) 8.36 

Heat 9: Jeremy Flores (FRA) 15.00, Taj Burrow (AUS) 11.53, Bede Durbidge (AUS) 8.33

Heat 10: Joel Parkinson (AUS) 15.73, Adam Melling (AUS) 8.24, Kolohe Andino (USA) 5.00

Heat 11: Michel Bourez (PYF) 14.76, Nat Young (USA) 14.70, Italo Ferreira (BRA) 9.93

Heat 12: Julian Wilson (AUS) 14.60, Matt Banting (AUS) 8.30, Owen Wright (AUS) 6.80