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Jeff wuchs in La Jolla, Kalifornien, auf und fing in den 60er Jahren an, seine surfenden Freunde zu fotografieren – lange bevor der einst so ursprüngliche Sport von den Mainstream-Medien zu einer kommerziellen Blase aufgepumpt wurde. 1971 stieß er dann zum Surfer Magazin, für das er mehr als 35 Mal zur North Shore und vielen anderen Weltklasse-Spots reiste, bevor er 1981 zum Foto-Chef des Magazins aufstieg. Eine Position, die er 17 Jahre lang behielt. Heute ist Jeff beim legendären Surfer‘s Journal und entscheidet dort welche Fotos im Mag landen. Divine besitzt eines der größten Archive für Surffotografie, seit 45 Jahren dokumentiert er die bedeutendsten Protagonisten, Wellen und Orte.

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Wo steht deiner Meinung nach die heutige Surffotografie?

Ich finde, dass heutzutage viel besser ausgebildete Fotografen in der Redaktion der Surfmagazine arbeiten – viele von ihnen haben renommierte Fotografieschulen besucht. Es gibt auf jeden Fall viel mehr unterschiedliche Stile als damals. Launenhaftigkeit liegt im Trend. Die Portäts wirken aber oft weniger professionell. Anscheinend investiert niemand mehr so viel Zeit, Muße und technische Finesse wie damals Art Brewer in seine Porträts für Surfer. Sieh dir nur sein Buch ‚Masters of Surf Photography‘ an und du wirst sofort verstehen, was ich meine. Ansonsten wirken die amerikanischen Surfmags von ihrem Stil her viel konservativer als Stab aus Australien. Stab ist wahrscheinlich das am durchgestylteste Mag seit Seversons Surfer-Ausgaben in den 60ern. Aber der Stil findet sich auch in den Texten, den Porträts und der gesamten Einstellung des Mags. Langsam beginne ich zu glauben, dass sich die Sichtweise der Gesellschaft in Bezug auf Surfmags ändert. An dem alten Grundprinzip „Foto-von-Mensch-auf-Welle“ hat sich natürlich nichts geändert. Nur dass heute eine viel größere Gruppe involviert ist, jeder gute Swell in jedem Winkel der Erde abgelichtet wird und die Bilder am nächsten Tag im Internet zu finden sind. Das wirkt auf mich fast ein wenig wie ein CNN-Nachrichtenstream. Auch Weitwinkelbilder von Barrels sind heute genauso alltäglich wie Fotos vom Ufer aus. Die Zutaten, ein Surfbild aus der Masse herausstechen zu lassen, sind heute aber immer noch Klima, Swell-Richtung, Wellenhöhe, Gezeit, Saison, Talent und der Winkel der Aufnahme. Kurz: Die Variationen der Natur gefiltert durch das Auge des Fotografen und nicht die technische Ausrüstung.

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Beeindruckt dich die Arbeit einiger junger Nachwuchsfotografen?

Ja und nein. Morgan Massen, Will Adler, Chris Burkard oder Tyler Cuddy sind ein paar, die wirklich herausstechen und einen eigenen Stil entwickelt haben. Sie geben den Mags einen frischen und neuen Look. Thomas Campbell war wohl der Erste, der einen komplett neuen und einzigartigen Stil fand, Surfen zu fotografieren. Ich denke, dass er viele der neuen Veränderungen in der Surffotografie ausgelöst hat. Dane Reynolds hat auch eine einzigartige Sichtweise, die in seinem Blog und in den Mags zu sehen ist. Das zeigt auch, wie Surfer heute ihren Ruf und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit kontrollieren. Das ist eine große Veränderung. Vor kurzem hatte ich einen Auftrag vom Surfer‘s Journal, der die Entwicklung durch die heutige Technik zeigen sollte. Denn digital produziere ich jetzt hunderte Bilder, während ich früher mit einem Film mit 36 Fotos auskommen musste. Ich war mit Parko und Fanning bei einem guten Swell am perfekten Riff. Es war fast wie im Studio. Das Licht war perfekt, und jede Welle brach mit mechanischer Präzision. Ein Surfer paddelt, Take Off, Down the Line, heftige Barrel, Surfer schießt vorbei, ich tauche unter. Es gab 17 perfekte Ritte und 356 Fotos davon. Vor gar nicht so langer Zeit hätte ich für so viele Bilder ein ganzes Jahr gebraucht.

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Du hast ja Bücher über das Surfen in den 70er und den 80er Jahren veröffentlicht. Gab es damals schon Unterschiede zwischen den Dekaden?

In den 70ern konntest du dir sicher sein, dass es ein guter Schuss in ein Magazin schafft. Damals gab es auch nur eine Handvoll Surffotografen. 1981 waren es dann schon 140 weltweit, und es wurden schnell mehr. Es wurde aber auch leichter. In den 70ern galt es, aus seinen eigenen Erfahrungen zu lernen: Wie belichte ich einen Kodachrome- 25-Film? Wohin soll ich wann fahren und wen mitnehmen? Wo bekomme ich ein Wassergeh.use für meine Kamera? Wie kontrolliere ich, ob es wirklich wasserdicht ist? Wo schwimme ich mit meiner Kamera in den Lineup? In den 80ern brachen diese Barrieren in sich zusammen. Aaron Chang beschrieb die Veränderung einmal so: „In den 70ern in Sunset aus dem Wasser zu fotografieren, war eine einsame Angelegenheit. Da gab es keinen anderen außer mir. In den 80ern waren wir eine Gang, die nebeneinander im Wasser trieb und in den Set-Pausen Anekdoten austauschte. Damit änderte sich auch die ganze Atmosphäre. An einem Tag schwamm man noch mutterseelenallein zwischen bedrohlichen 10-Fuß-Sets und am nächsten rannte man los, um vor den anderen im Lineup zu sein.“

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Mit wem warst du in den 80ern am liebsten fotografieren?

Willy Morris hatte einen unglaublichen Power-Snap. Sein Körperbau, sein Board und sein Speed kreierten zusammen diesen Turn, der nur so vor Kraft strotzte. Sein gesamtes Surfen war einfach fotogen. Mit Simon Anderson war es genauso: kraftvoll, viel Speed, harte Turns, schnelle Snaps. Christian Fletcher war ein anderes Beispiel für fotogenes Surfen. In Lower Trestles gab es damals viel langweiliges Surfen zu sehen. Aber wenn Christian dort ins Wasser ging, kreierte er auf jeder Welle einen perfekten Moment. Eine Zeitlang kam er pünktlich jeden Nachmittag und zeigte Airs, die noch niemand gesehen hatte. Ich ging auch gerne mit Matt Archbold bei Off The Wall fotografieren. Genauso wie Christian tauchte er auf und lieferte eine perfekte Show. Zu dieser Zeit schätzte ich diese Verlässlichkeit ungemein, denn einige der Jungs nahmen Partys einfach zu ernst und schafften es kaum mehr an den Strand.

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Jeff Divine Gerry Lopez

Welchen Tipp würdest du einem Anfänger in der Welt der Surffotografen geben?

Lass es sein oder habe zumindest einen Plan B, um deine Rechnungen zu zahlen. Die Honorare haben sich seit 1967 nicht verbessert, und es gibt weder Renten noch Krankenversicherung. Aber wenn du es wirklich willst, dann los.

Danke Jeff.