Im ersten Teil von Lennart Girards Travelstory feuerten Supertubos und Coxos. Der zweite Teil beginnt in Carcavelos...

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Tag 3: Carcavelos. Auch wenn es auf diesem Photo nicht so aussieht, ist es der mit Sicherheit vollste Spot Portugals.

 Portugal Lenny2 Hl

 

Tag 3:

"Mein Buddy Eggert hatte bis jetzt ein wenig Pech mit der Wellenauswahl. Nicht aber heute, am dritten Tag des Swells - ausgerechnet am vollsten Spot Portugals. Carcavelos ist zwar gut, hat aber lange Setpausen. Die gefühlten 200 Surfer, darunter 100 Boogieboarder, paddeln alles an, was sich bewegt. Eggert setzt sich durch und gleitet ohne Grab in eine Backhandtube und kommt auch ohne Grab wieder heraus.  Der Sonnenuntergang ist malerisch, Sagres schmeckt immer noch gut.

 

Tag 4:

Manchmal, aber nur manchmal, freut man sich, nicht surfen zu können. Ein solcher Tag ist heute. Coxos ist riesig. 12-15 Fuß, sagt Nic von Rupp später. Auch er zieht zwischendurch zurück, zumindest wenn die Welle mehr als zwei Stufen am Takeoff-Spot wirft. Sonst befinden sich nur noch Frederico Morais, Aritz, Maxime Huscenot und drei weitere Hirnverbrannte im Lineup. Wir gucken uns die Show an, ein Wasserfotograf bekommt eine Bombe auf den Kopf, verliert Helm und Kamera und braucht eine halbe Stunde, um an Land zu schwimmen. Nein Danke. Alles andere in der Gegend ist viel zu riesig. Obwohl..."Lass noch mal DA gucken!", schlage ich vor. Und DA war es zwar immer noch groß, aber deutlich leerer und machbarer für diejenigen, deren Todeswunsch ein bisschen weniger stark ausgeprägt ist. Am Ende teilt sich Leon mit einem rothaarigen Aussie, der aussieht wie ein hagerer Ron Weasly aber charged wie Mark Healy, das Lineup. Der Swell sollte kleiner werden, wird er aber nicht. Ein 8-Wellen-Set aus dem Nichts spült beide bis kurz vor die Felsen, Gottseidank dann aber doch daran vorbei. Sie gehen raus, Adrenalin-Freund Leon bezeichnet die Nahtoderfahrung als ,, absolutes Highlight"  und hat sich sein Sagres heute umso mehr verdient.

 

Nach den vier Tagen ist der Auslöser der Kamera nun ein wenig abgewetzt, Leon schuldet seinem Bruder ein 6'4 Step-Up und meine Dozenten gucken ein wenig überrascht aus der Wäsche als sie einen braungebrannten Invaliden auf Krücken nach einer Woche universitärer Abstinenz sehen. Aber dennoch hat sich diese wahrscheinlich leicht Chlor-indizierte hospitalistische Übersprungshandlung mehr als gelohnt. Nic von Rupp postet später auf Social-Media, er habe noch nie eine so gute Woche an Wellen in Portugal gehabt. Wir auch nicht. Nicht hier oder sonst wo. Klar, es gibt immer Mal wieder den einen Tag, der vielleicht noch ein wenig besser war. Aber vier Tage Perfektion, mit Sonne, Sagres und Salzwasserröhren? Das war sogar ohne aktive Teilnahme am Wasserspaß mit Schwimmhilfe besser als Surfvideos in Full-HD und Dolby Sorround gucken."

 

Text + Fotos: Lennart Girard