Der Sturm der Brasilianer geht weiter

Von Fabian Haegele

In sauberen 6 Fuβ Wellen gewann Adriano de Souza den Drug Aware Margaret River Pro. Courtney Conlogue konnte bereits zuvor das Finale der Frauen für sich entscheiden.   

In idealen Bedingungen wurden am Finaltag die letzten beiden Runden des bisher ereignisreichsten Stopps der Samsung Galaxy World Championship Tour ausgetragen. Bereits kurz nach Sonnenaufgang paddelten John John Florence und der Kalifornier Nat Young zum Peak des Margaret River Mainbreak um sich im ersten Halbfinale zu batteln. Der aus Santa Cruz stammende Young fand seinen Rhythmus nie und war gegen den spektakulär surfenden Hawaiianer am Ende chancenlos.John John Florence Freesurfing Margaret River

Im zweiten Heat des Tages fochten Local Boy Taj Burrow und Adriano de Souza um den Einzug ins Finale. Die Entscheidung war am Ende denkbar knapp, nur 0,39 Punkte trennten die beiden beim Ertönten der Schlusssirene. Burrow war angesichts seines Ausscheidens sichtbar frustriert, hatte er doch mit mehreren verpatzten Manövern in der Closeout Section wiederholt die Chance vergeben das Blatt zu seinen Gunsten zu drehen. Natürlich hatte der langjährige Tourveteran bei diesem Event vor seiner eigenen Haustür gehofft im Rennen um den Sieg bis zum Schluss mitmischen zu können. 

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Die Zuschauer kamen zum Finaltag in Strömen zum Surfer’s Point. Foto: Fabian Haegele

 

Im Finale trafen dann zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander.

Florence auf der einen Seite ist momentan ohne Zweifel der aufregendste und wahrscheinlich vielseitigste Surfer auf der World Championship Tour. Wie kein zweiter schafft er es Flow, Power und Style zu verbinden. Auch was Arials und andere New School Manöver angeht ist er kaum zu schlagen, und es gibt praktisch keine Bedingungen, die ihm nicht liegen. Dazu kommt seine Unberechenbarkeit, er ist unglaublich kreativ und findet Lines auf der Welle, die außer ihm niemand kommen sieht. Und egal ob mit oder ohne Contest-Jersey, John John riskiert immerzu alles und versucht auf jeder Welle das Limit zu pushen, bleibt dabei aber stets cool und kontrolliert.

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De Souza dagegen ist sehr emotional, ein feuriger Südländer wie er im Buche steht, und ein verbissener Wettkämpfer mit viel taktischer Erfahrung, das wird ihm von seinen Konkurrenten in Interviews immer wieder bescheinigt. Vor allem in Contest Situationen surft er wesentlich berechenbarer als Florence, sein Herangehen an die Welle, sein „Approach“, ist oftmals sichtbar kalkuliert. Was er dann tut, und das ist zweifelsfrei Surfen auf höchstem Niveau, das tut er jedoch mit unglaublicher Sicherheit und Konstanz. Verpatze Manöver und Stürze sieht man bei de Souza in seinem zehnten Jahr auf der World Championship Tour in der Tat nur äußerst selten. 

Im heutigen Aufeinandertreffen dieser gegensätzlichen Philosophien konnte sich der erfahrene Wettkämpfer am Ende klar und nicht unverdient gegen das junge Supertalent durchsetzten.

Florence ging das Finale offensiv an, surfte viele Wellen, riskierte wie gewohnt alles, konnte aber die meisten seiner Wellen nicht abschließen. Zuviel Risiko? Vielleicht. Den Zuschauern jedenfalls gefiel es. Mit jedem seiner Carves ging am Surfer’s Point ein Raunen durch die Zuschauermenge. Es war wahrhaftig elektrisierend diesem 22-jährigen beim Surfen zuzuschauen, auch wenn Florence nicht jedes seiner Manöver stand. De Souza, der Stratege, hingegen wartete, ließ sich von Florence Aktivität nicht nervös machen. Während des vierzigminütigen surfte de Souza nur 2 Wellen, doch diese Geduld wurde belohnt und zahlte sich am Ende aus. Beide Wellen waren hervorragend, und beides Mal konnte de Souza die Judges mit solidem Rail-to-Rail surfen und einem Floater in der Clouseout Section überzeugen, womit er ein nach seinem umstrittenen Erfolg beim Billabong Pro in Rio vor vier Jahren wiederholt bewies, dass man mit diesem Manöver auch heute noch Contests gewinnen kann. 

Der beste Surfer des Events stand am Ende des Tages heute nicht ganz oben auf dem Podest, doch Adriano de Souza seinen Erfolg abzusprechen wäre vermessen.

Diesen Sieg hat sich de Souza hart erarbeitet, musste er doch in allen acht Runden des Events an den Start und sich auch an der Box in schwierigen Bedingungen mehrfach beweisen. Sein Air Drop dort in der zweiten Runde war definitiv eine der besten Wellen des Events. Mit dieser Bombe hat er sich ohne Zweifel den Respekt des gesamten Starterfeldes und einen festen Platz im Gedächtnis der Zuschauer verdient. Und auf die Entscheidung die Finalrunden am Mainbreak und nicht wie von vielen erhofft an der Box zu surfen, was de Souza mit Blick auf die dortige Dominanz von Backdoor Spezialist Florence mit Sicherheit entgegen kam, hatte de Souza natürlich keinerlei Einfluss. Im Interview im Anschluss ans Finale freute sich De Souza selbst „soeben den besten Surfer der Welt geschlagen zu haben“, und dazu kann man nur gratulieren. Auf dem nächsten Tourstopp in Rio wird er wieder hoch motiviert an den Start gehen und weiter versuchen seine bereits ansehnliche Führung in der Gesamtwertung weiter auszubauen.  Dass er hier gewinnen kann hat er in der Vergangenheit bereits bewiesen. Und sollte er es vor heimischem Publikum tatsächlich wiederum bis ins Finale schaffen, dann haben wir auf jeden Fall einen ersten ernsthaften Anwärter auf den Weltmeistertitel dieses Jahr.  

Ergebnisse des Drug Aware Margaret River Pro 2015

Finale:

1: Adriano de Souza (BRA) - 17.53

2: John John Florence (HAW) - 16.87

Halbfinals:

SF 1: John John Florence (HAW) 16.87 def. Nat Young (USA) 12.90

SF 2: Adriano de Souza (BRA) 13.66 def. Taj Burrow (AUS) 13.27

 

Ergebnisse Frauen

Finale:

1: Courtney Conlogue (USA) 16.93

2: Carissa Moore (HAW) 13.13

Halbfinals:

SF 1: Carissa Moore (HAW) 14.73 def. Sally Fitzgibbons (AUS) 14.27

SF 2: Courtney Conlogue (USA) 17.53 def. Malia Manuel (HAW) 15.87

Viertelfinals:

QF 1: Sally Fitzgibbons (AUS) 13.84 def. Lakey Peterson (USA) 8.73

QF 2: Carissa Moore (HAW) 17.37 def. Tatiana Weston-Webb (HAW) 9.07

QF 3: Malia Manuel (HAW) 15.40 def. Bianca Buitendag (ZAF) 14.80

QF 4: Courtney Conlogue (USA) 15.70 def. Tyler Wright (AUS) 12.96