Nicht XXL - aber extra lang

Ende Oktober wurde das Netz zum ersten Mal in diesem Herbst mit Bildern von XXL Wellen aus Nazaré geflutet. Groß waren diese Wellen, aber auch ziemlich windverblasen. Blue Autor und Fotograf Tom Frey war zur selben Zeit im Baskenland unterwegs. Für diese Region waren 10 Fuß bei 16 bis 17 Sekunden Periode angesagt, dazu ein leichter Onshore, der im Laufe des Tages über Süd auf Ost drehen sollte. Keine Vorhersage, bei der unser Autor unbedingt selber raus paddeln wollte, aber eine Prognose bei der man gut fotografieren konnte.

Tom hatte sich Punta Galea als Motiv ausgesucht und die Nacht oben an der Burg verbracht.

Beim ersten Wellencheck kurz vor Sonnenaufgang - besser gesagt kurz bevor die Sonne hätte aufgehen sollen, denn es regnete in Strömen und von dem Stern war nichts zu sehen – war bereits ein langperiodischer Puls im Ozean erkennbar. Doch der Wind war noch Onshore und die Wellen hatten noch lange nicht die notwendige Größe um den rechten Pointbreak zum Feuern zu bringen. Kein Grund zur Panik, denn der Swell sollte erst gegen Mittag in voller Größe ankommen.

Zeit genug also um erst einmal nach Getxo zum Frühstücken rein zu radeln – nicht ganz ohne auf nüchternen Magen, denn die Gegend ist hügelig und voller kurzer aber knackiger Anstiege – und die Gegend ein bisschen zu erkunden. Dabei half der geschickt immer in Küstennähe verlaufende Radweg beim Wellencheck. Auf dem Rückweg entdeckte Tom dann ein paar Surfer auf einer Welle, die weit innerhalb des Ria de Bilbao (so werden die tief in die bergige Landschaft einschneidenden Flussmündungen, hier des Nervión und des Ibaizabal genannt) brach. Das machte Hoffnung und draußen am Point zeichneten sich auch ein paar Wände ab. Die letzten beiden Kilometer radelte unser Bilderjäger am Anschlag und erreichte nach diversen Anstiegen den Klippenabschnitt, von dem aus man den besten Blick auf die Welle hatte. Der Wind hatte inzwischen angefangen zu drehen und die Sonne ließ sich hin und wieder blicken. Der Swell hatte auch ordentlich Größe doch die Wellen erreichten bei weitem noch nicht das, was man zum Beispiel im letzten Winter bei der Punta Galea Big Wave Challenge zu sehen bekam. Noch schlimmer: der einzige Surfer weit und breit kam gerade wieder den Weg von der Mole nach oben gelaufen. Hier gab es noch nichts Lohnenswertes abzulichten.

Es war bereits früher Nachmittag und Tom wurde langsam nervös.

Offensichtlich hatte er sich mit dieser Ecke des Baskenlandes verspekuliert. Es blieb die Option, noch Menakoz zu checken oder zur weltbekannten Linken am Urdaibai zu fahren. Beides wäre mit langwieriger Kurbelei auf sehr kurvigen Straßen verbunden, heißt eine falsche Spot Entscheidung wäre mangels verbleibendem Tageslicht nicht korrigierbar. Tom entschied sich dann für die Flussmündung, obwohl dort bei seiner Ankunft High Tide sein würde, nicht die beste Tide für den Spot. Aber Toms Aufenthalt in der Gegend im vergangenen Jahr machte Hoffnung, denn damals lief die Linke auch bei hohen Wasserständen hervorragend.

Natürlich war die Fahrt auf der kurvigen BI-631 wieder sehr zeitraubend, insbesondere weil an der Anfahrt zum Pass vor Bermeo ein Linienbus schwer zu kämpfen hatte mit dem steilen Anstieg und Überholen Selbstmord gewesen wäre. Oben am Pass hat man dann einen ersten Blick auf die Ria des Urdaibai und an der vorgelagerten Insel waren aus der Ferne Wellen erkennbar, die sehr mächtig aussahen. Swell war also da und die wieder sehr zähe Abfahrt nach Bermeo wurde noch nerv tötender. Endlich in Mundaka angekommen parkte Tom seinen Van in Kenntnis der engen Gassen und wenigen Parkplätze noch an der Schnellstraße und lief zu Fuß in den Ort. Um es kurz zu machen: der Wasserstand war viel zu hoch und der mächtige Swell manifestierte sich in kaum surfbarem Monsterschwabbel. Tom wollte nun den Tag endgültig verloren geben und war bereits auf dem Rückweg, als er meinte draußen vor der Insel etwas zu erkennen, das wie ein Jet Ski aussah. Da würde doch nicht etwa jemand die obskure Rechte vor der Insel tow surfen? Um das genauer zu prüfen, wäre nun eine rund 45 minütige Kurvenfahrt um den Ria herum an die andere Flussseite erforderlich. Weil´s eh scho wurscht war, nahm unser Autor genau diese auf sich.

In der Kurve der Straße an der anderen Flussseite, von der aus man den besten Blick auf die Insel hat, erkannte unser Fotograf dann tatsächlich deutlich einen Jet Ski. Doch der war gerade auf dem Rückweg Richtung Hafen. Das passte nun genau zu dem vollkommen falsch getimten Tag. Tom parkte seinen Van trotzdem in dem kleinen Weiler kurz nach der Kurve, um wenigstens einen genaueren Blick auf die nun wohl leere Welle zu werfen. Groß war dann seine Freude, als er erkannte, dass noch ein weiterer Jet Ski da draußen war, der tatsächlich einen Surfer im Schlepptau hatte und diesen in eine Setwelle am westlichen Ende der Insel zog. Die folgenden etwa 30 Minuten sind in der Galerie dokumentiert.

Fotos: Tom Frey

Not XXL High

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Der kleine Punkt zwischen den Wellenbergen vor der Insel könnte ein Jet Ski sein.

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