Safi und Laurent Miramon: Der Marokkaner französischer Abstammung war der Erste, der die Welle regelmäßig surfte. Er gab ihr den Namen Le Jardin, weil er sie aus dem Garten seines Ferienhauses checken konnte. Und er nahm sich vor, sie zu beschützen. Hier ist seine Version:

,,Bis 1993 waren wir eine kleine Gruppe von Locals aus Casablanca, die die Welle stillschweigend surfte. Aber ich wusste dass wir dieses Geheimnis nicht für immer bewahren konnten, denn die Welle liegt für jedermann sichtbar genau am Eingang der Stadt. Anfang der 90er lernte ich Eric Chauché kennen. Ich zeigte ihm Fotos und er verstand sofort, welches Potential dieser Spot hat. Aber vor allem verstand er, wie wichtig es ist, den Spirit dieses Ortes zu erhalten. Also erzählte er zunächst nur Auserwählten davon. Beim nächsten großen Swell wollte er Tom Curren mitbringen, der damals wie Eric in Anglet lebte. Doch als der Forecast richtig gut aussah, hatte Tom keine Zeit. Also schlug Eric mir Ross Clarke Jones vor. Wir trafen uns im Winter 1994 mit Ross und den Franzosen Cyril Robert und Jean-Marc Vidal in Safi. Die französische Crew war den ganzen Weg von Anglet bis Safi non-stop in einem Auto gefahren. Sie kamen gerade rechtzeitig: Es war groß und perfekt, zwei Tage lang 10 bis 12 Fuß. Ross zeigte uns, wie man den Spot von ganz oben am Point zu surfen hat. Nach diesem epischen Trip luden wir weitere Legenden ein, um zu sehen, wie sie das ganze Potential der Welle ausschöpften: Tom Carroll, Jeff Hackman oder Gary Elkerton surften die rasenden Tubes mit viel Style. Für uns junge Marokkaner war es wichtig, von den älteren Meistern zu lernen. Obwohl ich meine Take-offs damals immer weiter an den oberen Teil des Points verlagerte, galt es trotzdem eine krasse Hürde zu meistern und sich nochmal 100 Meter weiter genau an den ersten Peak zu setzen. Diese erste Section ist so heavy. Sie liegt genau vor der Klippe und verlangt von dir perfektes Tube Riding, weil du sonst in den Steinen landest.

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Way down the line!

Wir haben hier im Laufe der Jahre unglaubliche Tage erlebt. Der Meeresboden besteht in Safi aus Sand und Steinen. Es hängt aber nur vom Sand ab, wie groß und crazy die Tubes werden. 1997 war zweifellos das krasseste Jahr: 30 Tage am Stück non-stop Wellen, immer zwischen sechs und zwölf Fuß. Tom Caroll war dabei, Thierry “Lion“ Domenech, Spencer Hargraves und Gabe Davis. Am Anfang hatten sie alle nur eine Woche eingeplant, aber einer nach dem anderen hat dann seinen Flug verschoben. Thierry Domenech blieb sogar den ganzen Monat.

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1998 gab es ebenfalls einen Tag, den ich nie vergessen werde. Die Sandbank war so gut, dass sich die Welle in eine einen Kilometer lange non-stop Tube verwandelte. Nur die Pros waren an dem Tag draußen. Ich kann mich noch genau erinnern: Achtzehn Boards zerbrachen während einer einzigen Session. Auch in den 2000ern hatten wir perfekte Tage, doch in den letzten zehn Jahren hat die Zahl der großen Swells stark abgenommen. Die Nordatlantischen Strömungen haben sich verändert. In den vergangenen Jahren hatten wir mitunter nur eine wirklich gute Session pro Saison. Der wahre Charakter dieser Welle zeigt sich nun mal erst bei sechs bis acht Fuß.

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Behind the scenes: Alex Gray's GoPro Perspektive

Surfen ist im 21. Jahrhundert eher egoistisches Eigeninteresse als gemeinschaftliches Teilen geworden. So geht der Surf-Spirit leider immer mehr verloren. Während des letzten großen Swells wurde mir diese Realität wieder bewusst: Im Wasser saßen zwei Locals und 25 Fremde, die sich verhielten, als ob sie bei sich zu Hause wären. Wenn sie tatsächlich Le Jardin surfen wollen, dann sollten sie sich auch benehmen und die Locals im Wasser grüßen. Das wäre ein sehr willkommener Anfang. 

Ich weiß, dass viele nicht verstehen, warum ich mich für diesen Spot so verantwortlich fühle. Sie werfen mir Arroganz vor. Dabei habe ich von Anfang an jeden willkommen geheißen, der die nötige Erfahrung mitbrachte und mein Wissen all jenen vermittelt, die sich der Herausforderung dieser Welle stellen wollten. Wir haben alles daran gesetzt, den Spirit dieses Spots zu erhalten, aber irgendwie haben wir versagt."