Text & Fotos: Stefan Götzelmann

Winter bedeutet Swell. In der kalten Jahreszeit brechen die größten, konstantesten, aber auch frostigsten Wellen auf die Küsten Europas. So schön die Bilder von eisigen Barrels auch anzusehen sind, die Gedanken an vereiste Wetsuits und Kopfschmerz-Duckdives lassen den Großteil der mitteleuropäischen Surfgemeinde dann lieber daheim Glühwein schlürfen. Travel Tipp Teneriffa WintersurfingGott sei dank hat sich aber vor tausenden von Jahren die Erdkruste im Atlantik aufgetan und die Kanaren geschaffen...

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Hat man das Glück und erwischt ein wenig Ost im Swell, dann kann man sich an diesem Schmuckstück erfreuen. Foto: Stefan Götzelmann    

 

Las Islas Afortunadas

„Die glücklichen Inseln“ sind wahrlich ein Geschenk an uns Surfer. Angenehme Temperaturen, Sonne satt und reichlich Swell sind Zutaten, die wie Balsam auf die gefrorene Surferseele wirken. Wenn dann auch noch Fluglinien mit Ticketpreisen um die Hundert Euro winken, gibt es einfach keine Ausreden mehr. Also schnell die Sachen gepackt und los geht’s zu den Inseln der Guanchen. Doch welche Insel soll's werden?

 

Wie wär's denn mit Teneriffa?

Die Insel im Schatten des Pico del Teide ist zwar die am dichtesten besiedelte, doch der 3718m hohe Vulkan spaltet dermaßen die Luft, dass hier unterschiedlichste Klimazonen anzutreffen sind. Klar, im immer-sonnigen Westen der Insel um Las Americas reihen sich Hotelburgen in einem Ausmaß aneinander, dass einem die Kinnlade schon mal entgleiten kann. Dafür bekommt man dort ordentliches Nachtleben geboten. Wer sich vom Hangover dann auch nicht abhalten lässt ins Wasser zu springen, der kann direkt vor seiner Nase zwischen Lefts und Rights aller Könnerstufen wählen. An Land treten sich die Leute schon mal auf die Füße und so kann es im Wasser auch recht voll werden, was sich durch frühes Aufstehen aber vermeiden lässt.

 

Wer es etwas ruhiger, kühler und roher mag, der ist an der Nordküste gut aufgehoben.

Hier kracht der Swell mit voller Kraft an die Küste und erweckt Points wie die um Bajamar zum Leben. Einzig der Wind, der einst schon Kolumbus nach Amerika blies, kann hier stören. Für solche Fälle finden sich zum Glück einige Buchten, die durch Steile Hänge vom schlimmsten Chop verschont bleiben. Einer von ihnen ist der Beachbreak von Socorro, bei dem man sich auch noch beim kleinstem Swell gehörig den Arsch versohlen lassen kann.

 

Wer das Glück hat ein Swell aus leicht östlicher Richtung zu erwischen, kann das wahre Juwel Teneriffas bestaunen. Dann fängt der Teil der Insel an zu feuern, der sich scheinbar ein Stückchen von Sumbawa abgeschnitten hat. Die Rede ist vom verschlafenen Dörflein Igueste.

Zu dessen Fuße schält sich dann ein sagenhafter Lefthand Point ab, der ebenso schön wie zerstörerisch ist.

Laden die Wellen mit Barrel- als auch Turnsections wahrlich zum surfen ein, so lauern unter Wasser fiese Steine, die nur darauf warten, dir die Finnen aus dem Board zu reißen.

 

Trotzdem ist Igueste ein Pflichttermin für jeden reisenden Surfer.

Der Charme der Stadt, die atemberaubende Naturarena und die engen, steilen Gassen, die ein wenig an Uluwatu erinnern, sind ein einzigartiges Erlebnis. Wenn der Point läuft, weiß das aber die ganze Insel und sich dann eine Welle zu erkämpfen kann schon schwer werden. Dann heißt es taktieren und z.B. am Ende eines dicken Swells früh ins Wasser gehen. Mit etwas Glück kann man hier sogar alleine surfen, während sich der Rest erschöpft die Wunden leckt.

 

Wer also nur wenig Zeit zur Verfügung hat und seine Freunde mit frisch gebräunter Haut mitten im Winter ärgern will, dem sei ein Kurztrip nach Teneriffa ans Herz gelegt. Die Insel ist unglaublich facettenreich und hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Also, keine Zeit verlieren und ab in den Süden!