Way East – das ist der Titel einer eine schöne 20-minütige Surf & Snow Doku der beiden Ski- und Snowboard Pros Lena Stoffel und Aline Bock. Drei Wochen lang erkundeten die beiden mit einem kleinen Team aus Guides, Fotografen und Filmern die japanischen Inseln Hokkaido und Rishiri. Wir wollten von Lena mehr über das Filmrojekt und ihre Reise nach Japan erfahren und trafen sie zum Interview.

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Hat euch das Kaltwassersurfen auf den Lofoten bei eurem Projekt Way North so gut gefallen, dass ihr nun auch in Japan in den eiskalten Pazifik springen wolltet oder was war die Motivation für euren Surf & Snowboard Trip nach Japan?

Ja, das Kaltwassersurfen in Norwegen war schon was ganz besonderes. Es ist zwar wirklich richtig kalt, aber man hat dafür diese raue, wunderschöne Natur und Wellen ganz für sich alleine. Außerdem hat uns unsere gesamte Reise nach Norwegen und die Idee des Trips, unsere beiden Leidenschaften zu verbinden, so gut gefallen, dass wir da  einfach anknüpfen wollten. Aaron Jamieson, mit dem wir für Fotoarbeiten in Japan schon zusammen gearbeitet hatten, hatte uns von guten Wellen auf Hokkaido erzählt. Demnach haben wir uns dann für Japan und unser „Way East“ Abenteuer entschlossen. 

Die Idee, auf Hokkaido über die Vulkane zu touren und überhaupt die Küste zu erkunden, war für uns dann sehr spannend. Erstens, weil der Norden Hokkaidos für den Tourismus noch unerschlossen ist und zweitens war es sehr spannend mit den Locals über das Thema Energie zu sprechen.

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Beschreib doch bitte mal bitte die Stationen eurer Reise.

Wir waren insgesamt 3 1/2 Wochen unterwegs. Die erste Station unseres Abenteuers war die Camptraverse über die Annapuri Bergkette von Niseko bis ans Meer. Danach sind wir, auf der Suche nach Wellen, mit unseren zwei Campervans die Westküste bis ganz in den Norden gefahren. Von dort sind wir auf die kleine Vulkaninsel Rishiri übergesetzt und konnten dort beides, Skifahren/Snowboarden und Surfen einfach toll verbinden. Auf dem Rückweg an der Nordostküste von Hokkaido konnten wir unser Abenteuer dann an einem perfekten Campspot direkt vor einem tollen Lefthander ausklingen lassen. Die Tage im Schnee und am Meer waren sehr ausgeglichen. Die schönen Wettertage waren wir am Berg und die restlichen Tage auf der Suche nach Wellen. Meistens sind wir auch fündig geworden und hatten am Berg wie im Wasser unglaubliche Erlebnisse. Gerettet haben uns die japanischen Onsen. Das sind natürliche heiße Quellen in denen in denen wir uns nach kalten Tagen am Berg oder im Wasser wieder aufwärmen konnten. 

Ihr wolltet ja auch erleben wie die Locals mit den Folgen von Fukushima umgehen. Was waren hier eure Erfahrungen?

Aaron hat versucht uns zu erklären was es mit der japanischen Kultur so auf sich hat, wie das Volk mit der Katastrophe um Fukushima umgeht und warum sie so denken, wie sie denken. Es war recht schwer für Ihn die richtigen Worte zu finden. Die Japaner sind ein sehr stolzes Volk und sie tun sich sehr schwer „NEIN“ zu sagen. Es ist ihnen eher peinlich was passiert ist. Wir haben uns mit mehreren Leuten unterhalten und es gibt auch schon Japaner, die eine Meinung vertreten, die gegen die großen Energiekonzerne etc. geht. Aber man redet nicht gerne über das Thema. 

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Inwiefern sind die Folgen der Katastrophe von Fukushima denn auf Hokkaido überhaupt noch präsent?

Auf der Nordinsel Hokkaido waren die Auswirkungen von der Katastrophe nicht sehr präsent. Es ist schon sehr weit nördlich und die Folgen sind hier nicht wirklich sichtbar. Das kontaminierte Wasser fließt in den Pazifik und das ganze Umland von Fukushima ist schwerbetroffen. Die Meeresströmungen von Norden und Süden ziehen das verseuchte Wasser in den Pazifik und verteilt sich dann auf dem Meer. Im Norden und im japanischen Meer ist das Wasser somit nicht betroffen, sagt man. 

Wie seid ihr beide als Wintersport-Profis denn überhaupt zum Surfen gekommen?

Ich habe nach dem Abitur einen Auslandsaufenthalt in Portugal gemacht und dort das Surfen gelernt. Danach habe ich immer im Sommer so viel Zeit wie möglich am Meer verbracht, und es ist zu meiner zweiten Leidenschaft geworden. Außerdem ist es für mich immer ein perfekter Ausgleich zu einer anstrengenden Wintersaison. 

Aline ist vor dem Studium für zwei Monate nach Indonesien gereist und hatte da ihre ersten Erfahrungen gemacht. Dann hat sie zwei Sommer hintereinander in Frankreich gearbeitet und konnte somit jeden Tag zur Lunchtime im Wasser verbringen. Seit dem ist sie in den Sommermonaten eigentlich immer irgendwo am Meer anzutreffen. 

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An welchen Spots wart ihr denn in Japan Surfen?

Ehrlich gesagt kann ich diese Frage nicht beantworten. Nicht, weil ich das nicht wollen würde, sondern weil die Spots keine Namen haben. Wir sind an der Küste entlang gefahren und haben Ausschau nach Wellen gehalten. Sobald wir was entdeckt hatte, was surfbar war, sind wir einfach reingesprungen. Ein paar mal hatten wir einfach richtig Glück. Perfekt laufende Rechte und Linke und kein Mensch da. 

Und da gabs keine Probleme mit radioaktiver Belastung im Wassers?

Aline hatte einen Geigerzähler und dieser hatte auch nie ausgeschlagen. Das Wasser des japanischen Meeres sollte theoretisch nicht belastet sein und an der Nordostküste Hokkaidos hat der Geigerzähler keine erhöhen Werte angezeigt. 100% sicher waren wir uns nicht, jedoch auch nach Rücksprache mit ein paar Locals waren die Spots, die wir gesurft sind eher nicht belastet. 

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Das heißt ihr hattet auch Kontakt zu den Locals im Wasser? 

Toshi, unser Bergführer, war auch der erste Surfer auf Rishiri. Als er gesehen hatte, dass wir an einen Spot surfen gegangen sind, kam er nach einer halben Stunde nach und hatte noch ein paar seiner Freunde mitgebracht. Am Ende waren wir dann zu 5. im Wasser. Ansonsten waren wir immer komplett alleine. Das hatte ganz schön Abenteuercharakter und war auch ein bisschen angsteinflößend. Wir mussten immer gut aufeinander schauen, da nur wir uns helfen konnten falls irgend etwas passiert wäre. 

Nun habt ihr ja nur einen kleinen Teil der Japanischen Küste bereist. Gibt’s Pläne für weitere Surf-Trips nach Japan?

Ich glaube Japan hat sehr viel Potential. Aber eventuell dann eher in die wärmeren Gefilde weiter unten im Süden. ;-) 

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Am Ende des Trailers sagst du, dass ihr viele besondere Menschen auf diesem Trip getroffen habt. Gib uns doch mal ein paar Beispiele.

Ja wir haben wirklich tolle und interessante Leute auf unserer Reise getroffen. Zum Beispiel die Freunde von Aaron, die uns bei unserer Camptraverse geholfen haben waren Locals oder „Zugereiste“, die ebenfalls schon Jahrzehnte in Japan leben. Toshi, unser Guide auf Rishiri ist auch wirklich eine besondere Person. Er ist dort geboren und aufgewachsen, und nachdem er lange in Tokio gelebt hat, ist er wieder zurückgekommen. Er sagt es gibt drei Toshis, ein Bergführer, ein Fischer und ein Surfer. Er lebt im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten auf Rishiri. Außerdem führt er mit seiner Frau eine kleine Pension und führt fast täglich Leute auf den Gipfel.

Was ist für euch das Besondere an solchen Trips bei denen ihr Skifahren, Snowboarden und Surfen miteinander verbindet?

Es ist einfach sehr reizvoll seine beiden Leidenschaften zu verbinden. Man hat auch immer zwei Optionen, je nach Wetter und Windlage. Wir reisen an unglaublich schöne Orte, bei denen man aus dem Staunen manchmal gar nicht rauskommt. Und diese Reiseziele sind auch manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Es bringt einen an seine Grenzen aber dafür sind Landschaft und Natur einfach unbeschreiblich. Mit leeren Wellen und Bergen ohne Lifte und ohne Infrastruktur. Es macht Spaß diese Grenzen auszutesten. Wir fühlen uns dann ein bisschen so wie die Jungs in „Endless Summer“, nur in kalt ;-) 

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Gibt’s schon Pläne für ein neues Projekt?

Diesen Winter haben wir noch kein größeres Filmprojekt geplant, da wir noch immer sehr beschäftigt mit unserem Japan Projekt sind. Wir wollen uns auf den „Waypow“ machen. Dem Powder hinterher. Und vielleicht die ein oder andere Kaltwasserwelle dazwischen. Es gehen uns aber viele Ideen im Kopf herum und wir werden sehen was daraus wird.

Wer wissen will auf welchem Berg oder welchem Strand sich die beiden gerade herumtreiben folgt ihnen einfach:

FB: Lena Stoffel Aline Bock / IG: lena_stoffel alinebock 

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Fotos: Aaron Jamieson