Donnerstag Abend, Zeise Kino, Deutschland Premiere von John John Florence´s Film „View From A Blue Moon“, im Netz bereits als „the world´s best surf movie“ angekündigt. Zeise Kino kenn ich von den BLUE Surffilm Nächten, geile Location in der alten Fabrikhalle, Bier kost 2,50 und kann in den Kinosaal mitgenommen werden. Um mich herum ein Haufen junger Leute, die Mädls überwiegend blond, kennen tue ich niemand. Ist das die aktuelle Surfer Generation oder folgen die dem Hype, den surfen immer noch genießt? Egal, bin gespannt auf den Film, der den Vorberichten zufolge neue Maßstäbe setzen soll bezüglich Ästhetik und Sound.View From A Blue Moon

Zwischen der wartenden Masse – die Vorstellung ist ausverkauft – cruist ein älterer Herr in abgerissenen Klamotten und fragt jeden / jede nach einem Euro, um sich ein Essen leisten zu können. Die Reaktionen sind überwiegend ablehnend bis feindselig. Ich hatte allerdings auch keinen Euro für den Herrn übrig.

Um 22:30 werden wir endlich rein gelassen

Die Sponsoren verteilen noch ein paar Socken und andere Goodies, dann geht´s endlich los. John John, der jetzt John heißt, taucht auf dem Bildschirm auf und surft eine Tehaoupo Welle. Schnitt, ein paar lausige Beachbreakwellen und hübsche Leute, nett in Szene gesetzt. Ist das John John als Teenager? Nein, ein Image Clip von einem weiteren Sponsor.

Endlich geht´s richtig los mit ein paar halluzinogenen Unterwasseraufnahmen zu spaciger Musik. Greenough lässt grüßen. Wo sind meine Pilze? Dann auf einmal Jack Johnson. Arrrrrg, raus hier! Aber halt, das sind Aufnahmen von John John als Grommet. Uhhh, wird das vielleicht ein Porträt über JJF und wie er am North Shore aufwächst? Ein paar lässige Statements von John John, Kelly Slater taucht auf und hat einen lustigen Part, JOB auch noch. Dann Schnitt und wunderbare Luftaufnahmen faszinierender Landschaften. Sieht stark nach Discovery Channel aus, hervorragend gefilmt, von Land, aus der Luft, vom Wasser aus, in brillanten Farben.

Dann John John am rippen, in geilen Wellen.

Danach John John am rippen in onshore West OZ. Flüssige Skateparks, starke Tricks, krieg ich mit meinen steifen Knochen im Leben nicht mehr hin. Dann wieder geile Barrels, zwischendurch kurze John John Porträt Sequenzen, mal im Matrix Style, mal im Calvin Klein Style, technisch brillant gefilmt. Dann Brazil, Favelas im Hochglanz, bisschen Hochglanz Sozialkritik, wieder brillante Aufnahmen vom Hubschrauber aus, dann Schnitt und John John zusammen mit Felipe Toledo am New Schoolen (oder wie auch immer das Skate orientierte Surfen heutzutage so heißt) auf dieser Insel. Zwischendurch mal ein weiblicher Hintern im knappen Bikini.

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Cut, Südafrika, ein paar Safari Aufnahmen in wunderbaren Farben, John John beim coole Gesten machen mit einheimischen Kindern, dann fettes Surfen in Righthand Pointbreaks. Ich komme ins schwitzen und suche nach einem Taschentuch. Es folgen feine Beachbreak Barrels zu französischen Chansons. Nice! Natürlich wieder technisch anspruchsvolles Geschlitze von John John dabei.

Dann schwenkt die Musik auf Motorhead. Northshore. Pipeline. John John´s Vorgarten. Und nun geht der Film richtig ab. Irre Aufnahmen dieser Wahnsinnswelle, wieder aus dem Wasser, close up von Land aus gefilmt und superbe Luftaufnahmen. Das Licht ist sehr stark und abwechslungsreich gesetzt, äh es wurde halt zu entsprechenden Tageszeiten und Wetterbedingungen gefilmt. Geiles surfen in geilen Wellen. Geiler Porno. Hochglanz Porno der ganze Film. Wie üblich mit dem kurzen Pseudo Intro so tun, als ob hier die Lebensgeschichte von John John erzählt wird, dann aber gleich auf´s Wesentliche kommen. So muss das sein. Nach langem Abspann noch eine Sequenz mit einem nicht mehr ganz so gertenschlanken Bruce Irons, der uns noch erzählt, dass ihn John John´s surfen wieder dazu animiert hat, selber ins Wasser zu gehen. Die Message hätte ich auch ohne den Nachspann verstanden. Wo ist mein Viagra?

„The world´s best surf movie“?Definitiv nicht!

Aber sicher einer der besten Surf – Pornos seit Ewigkeiten, zumindest für männliche weiße Kurzbrettfahrer in den Zwanzigern. Nichtsurfenden Zusehern oder Longboardern wird der 60-minütige Film eher nicht so viel geben, es sei denn sie haben Spaß an den brillanten Bildern zu guter Musik.

Anmerkung der Redaktion: Unser Filmkritiker Tom ist ein älterer Herr mit steifen Knochen, der filmisch noch von frühen Kubrick, Beneix und Almodovar Werken geprägt ist und „Matrix“ immer noch für eine cineastische Revolution hält. 

 Infos: viewfromabluemoon.com