Jedes Jahr die gleiche Nummer: Queenslands Superbank feuert wochenlang auf allen Zylindern, überflutet die Social-Media Feeds mit traumhaften Clips und heizt die Erwartungen an.  Pünktlich zum Saisonauftakt ist das Pulver dann verschossen. Wellentechnisch war es also mal wieder ein Event zum Vergessen. Matt Wilkinson Winner Quiksilver Pro 2016

Den Stream ließ ich trotzdem im Hintergrund vor sich hin dudeln. Martin Potters monotones Gelaber und Joe Turpels bewährte Klassiker sind inzwischen eine vertraute Geräuschkulisse und wirken irgendwie beruhigend. Man weiß was einen erwartet. Alles wie gehabt. Genau wie auf dem Wasser: Snap, Snap, Cutback, Snap, Floater / Air Reverse, Claim and repeat.   

Was nehmen wir also von Tourstop #1 mit?

Das Onshore-Geschwabbel mischte die Karten neu und ließ die üblichen Verdächtigen in die Röhre gucken. Die Jugdes machten früh klar: Surfen mit angezogener Handbremse will 2016 niemand mehr sehen. Trotzdem hatten viele Tour-Veteranen keine passende Antwort parat und spulten ihr uninspiriertes Sicherheitsprogramm ab. Das Ergebnis zeigte sich in der Halbfinal-Besetzung: Kolohe Andino gegen Stuart Kennedy und Matt Wilkinson gegen Filipe Toledo.

Filipe war vom ersten Heat an nicht zu bremsen, skatete alle in Grund und Boden und wurde mit der ersten perfekten 10 der Saison belohnt. Kurz vorm Ziel stoppte er sich dann selbst, als er sich bei einem Full-Rotation Versuch die Leiste zerlegte. Ganz bitter: Bells und Margaret River muss er wohl auch aussetzen. 

Die Überraschung des Events war der Giant-Killer aus Lennox Head Stuey Kennedy.
Auf dem Weg zum Halbfinale schaltete er Slater, Medina und John John aus und machte durch explosives Powersurfen auf futuristischen Brettern auf sich aufmerksam. Eine bessere Reklame für die experimentellen Modern-Planing-Hulls, hätte sich Shaper Daniel ,,Tomo’’ Thompson nicht wünschen können. Stuey und Tomo stehen übrigens beide bei der Bretterschmiede Firewire-Surfboards unter Vertrag, die Kelly Ende letzten Jahres aufkaufte. Ob das vertraglich so in Ordnung war, den Chef in der zweiten Runde rauszukicken?

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Jedenfalls beendete Kolohe den Lauf im Halbfinale und gab im Post-Heat Interview sein neues Erfolgsrezept preis: ,,Make easy shit look good. That’s what scores the points.’’ Na toll!

Umso besser war es dann zu sehen, dass Wilko dieses Jahr die schrägen Kostüme, Rollschuhe und Laissez-Faire Einstellung gegen ernstzunehmende Motivation eingetauscht hat. Seine Rückhand war immer schon eine Hausnummer, aber bisher machte ihm seine Scheiß-Drauf-Einstellung früher oder später einen Strich durch die Rechnung. Die Arbeit mit seinem neuen Coach Glen ,,Micro’’ Hall zahlt sich aber scheinbar aus, denn auch im Finale machte Wilko keine Mätzchen und fuhr den verdienten Arbeitssieg ein. Damit reiht er sich neben Mick Lowe und Gabriel Medina in die kleine Gruppe der Goofyfoot-Sieger des Quik-Pros ein. Glückwunsch Matt!

Der Blick auf die aktuellen Rankings verspricht, zumindest was den Titel angeht, eine spannende Saison. Für den Rest sind die Wellen zuständig und wie die WSL ja ständig wiederholt: You can’t script this. Hoffen wir auf’s Beste.