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Caitlin Simmers ist kreativ, unberechenbar und auf dem besten Weg, die einflussreichste Surferin ihrer Generation zu werden. 


Hier kommt ein Auszug des Porträts über Caity Simmers aus dem BLUE Yearbook #24. Gedruckt lesen sich solche Storys immer noch am besten. Alle Yearbooks kannst du ganz bequem im Blue-Shop kaufen >> dort gibt es die 180 Seiten dicke Ausgabe mit der ganzen Story.


CAITY SIMMERS HAT'S EILIG, IHR DINNER WIRD KALT. Mit einer Take-out-Box unterm Arm sprintet sie los. Sie rennt an den Schaufenstern und der Rezeption vorbei, an Spielautomaten, an denen alte Männer ihr Geld verdaddeln. Keiner bemerkt sie. Sie läuft jetzt an meinem Tisch vorbei, sieht aus wie die jüngere Schwester von irgendwem, die den ganzen Tag auf dem Rücksitz bei einem Familienausflug festsaß. Ihre weißen Shorts sind zu groß. Sie schaut nicht mal hoch. Rennt einfach weiter. Ich beobachte sie, bis sie um die Ecke biegt und außer Sicht ist.

Caity hat eine besondere Beziehung zum Meer: Sie liebt gefährliche Spots wie Teahupo’o, The Box oder Pipe.

Ihr Stil wirkt elektrisierend, sie ist kreativ – auf der Welle weiß man nie, was als Nächstes kommt. Diese Wildheit erinnert an Dane Reynolds oder Andy Irons. Mit ihren 18 Jahren, 1,60 Meter und nur 52 Kilo erscheint das fast unglaublich. Ihr erstes Jahr auf der World Tour beendete sie auf Platz vier der Weltrangliste – nicht immer consistent, aber trotzdem erfolgreich. Ganz anders als ihre polierten, fast roboterhaften Konkurrentinnen hat Caity für „Three-to-the-Beach Safety-Surfen“ nichts übrig und geht immer volles Risiko. Mit dieser Alles-oder-Nichts-Einstellung dreht sie ihre Heats oft erst in letzter Minute. Caity ist gerade mal anderthalb volle Jahre auf der Tour und hat schon vier CT-Events gewonnen, inklusive Pipe – und das ist wohl erst der Anfang. 

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Auch an Land zieht sie unbekümmert ihr eigenes Ding durch; gibt schräge, ungefilterte Interviews; gründet mit Toasted Media ihr eigenes Kreativ-Studio, produziert, filmt und schneidet ihre eigenen Edits und verpasst ihnen dann Titel nach Romanen von Sylvia Plath. Das Ganze ist so ungezwungen, so erfrischend leichtsinnig, dass es scheint, als hätte Caity bisher keinen Gedanken an den Druck und die Erwartungen verschwendet, die jetzt schon auf ihr lasten. Wie auch? Es ging alles viel zu schnell, und sie hat auch eigentlich nie erwartet, jemals dort zu landen, wo sie jetzt ist. 

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Normale Kids

In Cali heißt es oft: Östlich der Interstate 5 gibt’s kein Leben. Westlich davon, in den Beachtowns, lebt es sich dagegen ziemlich unbeschwert. Morgenroutine: Aufstehen, Coffee-to-go, Wellen checken. Dann ab zur Arbeit, eine Hand am Steuer, in der anderen einen Burrito. Abends Sonnenuntergang hinter Palmen und am nächsten Tag den Takt einfach beibehalten. Alles, ohne jemals ins elende Valley im Inland fahren zu müssen. 

Oceanside, Caitys Heimat, liegt auf der „richtigen“ Seite des Freeways, an der nördlichen Grenze von San Diego County. O-Side zählte zu den letzten bezahlbaren Küstenorten. Bis vor kurzem konnten sich normale Familien hier noch ein Haus in Strandnähe leisten. Wahrscheinlich weil der benachbarte Marinestützpunkt, Camp Pendleton, die Gegend vor dem Immobilienboom bewahrte. Statt Yogastudios und Smoothie-Bars gibt’s an diesem Abschnitt des Pacific Coast Highways Waschsalons für Uniformen und düstere Kneipen mit grellen Neonschriftzügen. Die Schickeria hat sich Hotspots wie Laguna Beach oder Del Mar gekrallt, also blieb Oceanside für die normalen Leute übrig. Mit einem Hafen, einem Pier und den gemütlichen Holzbungalows direkt am Strand war es der perfekte Ort für Kids zum Surfen lernen. Doch die Mittelschicht-Romantik ist hinüber. Jetzt steht die erste Reihe voll mit fetten Villen, und statt Bungalows kommen die ersten Nobelhotels.

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Caity und ihr Bruder Timo haben gerade noch Glück gehabt, denn sie sind die letzte Generation normaler Kids, die „the good ol’ days“ noch miterlebt haben.

Ihre Eltern arbeiten Vollzeit, der Vater als Elektriker und ihre Mutter als Palliativpflegerin – eine echte Seltenheit, schaut man sich die meisten anderen „up and coming“ Pro-Surfer an. Gerade in Südkalifornien ist dieser Traum in der Regel den Bonzen vorbehalten. Doch Caity schlug sich auch ohne Silberlöffel durch, angetrieben von ihrer Besessenheit, ihren Bruder in allem zu übertrumpfen. In einem älteren Homevideo stapft sie grinsend über den Strandparkplatz und ruft der Kamera zu, dass sie Timo gerade zum hundertsten Mal in eine Setwelle reingedroppt ist.

 

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Kleiner Ripper

Ihre ersten Contests surfte Caity mit etwa zehn Jahren, und die ersten Siege ließen nicht lang auf sich warten. Höchstens ein Jahr später stand sie ihren ersten Air Reverse, natürlich vor den Augen ihres Bruders. In kürzester Zeit drehte sie die NSSA-Rangliste auf links und räumte dann auch auf der QS ab. Ihr Schlüssel zum Erfolg? Sie hasst es zu verlieren und hat unfassbares Talent. Mit dieser Kombi qualifizierte sie sich schon mit 16 Jahren für die World Tour, ließ die Chance dann aber bewusst aus, à la Taj Burrow. Sie wollte erst noch die Highschool mit ihren Freunden beenden – und ihr Surfen dann auf Tour-Niveau bringen. 

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In Indo arbeitete sie mit ihrem O’Neill-Teamkollegen Ian Crane an ihren Downcarves und ihren Kuta-Scooter-Skills. In Mexiko standen Step-Offs in massiven Frontside-Barrels auf dem Programm. Und auf Hawaii gewöhnte sich Caity an größere Bretter und das viele Wasser, das an Spots wie Sunset oder Haleiwa in Bewegung ist. Über Toasted Media veröffentlichte sie sporadisch kurze Clips, die ihre Furchtlosigkeit, ihren jazzigen Stil und ihre abnormale Entwicklung aufblitzen ließen. Schon damals gab es Kommentare wie: „No way, this kid surfs like Dane!“

Caitys Karriere zeigt auch, wie sich die Szene im Frauensurfen gewandelt hat.

Vor zehn Jahren hat Johanne Defay sich durchs Qualifying gequält, um es endlich auf die Tour zu schaffen. Kaum hatte sie ihr Ziel erreicht, ließ sie ihr Sponsor Roxy fallen. Sie war also ganz oben angekommen, aber ohne die notwendige Kohle, um den Contests hinterher zu reisen. Johanne meinte, Roxy hat sie gedroppt, weil sie nicht ins Schönheitsbild passte. Sie musste die ersten zwei Jahre durch Crowdfunding und mit Support von Jeremy Flores finanzieren. Der Druck, unter dem Johanne stand, ist immer noch real für viele Surferinnen. Aber die jüngeren, wie Caity, Molly Picklum und Junior World Champ Sierra Kerr, haben ganz andere Chancen. In erster Linie geht es jetzt endlich ums Surfen. Sie reisen um die Welt, entdecken brutale Wellen für sich und sind dabei, das Frauensurfen zu revolutionieren. Kurz gesagt: Sie chargen!

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Das ist noch lange nicht die ganze Story. Wenn du mehr über Caity erfahren willst, gibt es das ausführliche Porträt in gedruckter Form im BLUE YEARBOOK 2024!

Gross Blue24 Cover Caity Simmers


 

Caity Simmers: A Portrait of One of the World's Best Young Surfers – The Inertia

 


Fotos: Ryan Ell, Nate Lawrence, Toasted Media