Beim Swatch Girls Pro sind wir Kassia Meador über den Weg gelaufen. Die Grande Dame des Longboardens war mir seit Jahren nur als ROXY-Anzeigen-Gesicht und andererseits aus diversen Filmen bekannt, die für eine alternative Surfkultur stehen: Nathan Oldfields 'The Heart & The Sea', Thomas Campbells 'The Seedling' und 'The Present'. Also zwei sehr unterschiedliche Richtungen. Wie es sich in so einem Spannungsverhältnis lebt und was Kassia über die Entwicklung des Frauensurfens und des Longboardens denkt, haben wir mit ihr bei zwei Treffen in Seignosse und Capbreton besprochen. Hier ist unser Interview mit Kassia Meador.

 

BLUE: Hi Kassia, erzähl doch mal was du so machst in den letzten Monaten. Wie sieht ein Kassia-Meador-Tag 2013 aus?

Kassia Meador:  Ich wohne seit drei Jahren wieder in Venice, L.A. Dort haben wir nicht den besten Spot vor der Tür, aber ich bin immerhin in 20 Minuten in Malibu. Ich bin es ja gewohnt, zu meinen Lieblingsspots mit dem Auto fahren zu müssen, denn ich komme aus dem Valley - dem Hinterland. Daher habe ich auch erst mit 15 angefangen, zu surfen. Ich liebe Venice, dort ist man von Kultur umgeben. Hier dreht sich nicht alles ums Surfen. Ich reise natürlich viel und falls ich zuhause bin findet man mich in Rincon oder Malibu. 

 

BLUE: Du bist wahrscheinlich die bekannteste Longboarderin der Szene - wie würdest du die Entwicklung des Frauen-Longboardens in den letzten Jahren beschreiben?

Kassia Meador:  Die Szene wächst definitiv! Immer mehr Frauen greifen zu langen Brettern, da ihnen das Shortboarden zu aggressiv ist. Das finde ich erstmal großartig, denn surfen macht die Menschen glücklicher!

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Spotted: Kassia in Costa Rica (2021) mit ihrem Lieblings Mag. 

BLUE: Und wie siehst du die Entwicklung in der Longboard-Szene angesichts der Besinnung auf das klassische Loggen, das durch Joel Tudor, Alex Knost und auch durch dich angeschoben wurde?

Kassia Meador: Ah, das ist ein schwieriges Thema! Meine Einflüsse stammen aus Malibu, dem Tempel des klassischen Longboardens. Ich schaue auf zu Joel Tudor, Alex Knost, Jared Mell und all diesen Typen, die nur Singlefins surfen. Das ist meine Welt - Ich möchte keine drei Finnen an einem Longboard sehen! Ich denke, dass die Leute, die mit drei Finnen und Tailpads Airs und Snaps auf Longboards machen, viel lieber Shortboarden solten. Mich interessiert dieses "progressive" Longboarden nicht, denn für mich zählt nur der klassische Style. Die ASP veranstaltet noch immer Events, in dem progressive und traditionelle Longboarder gegeneinander antreten müssen. Doch Alex Knost, Robin Kegel und die ganze Crew surft lieber Core-Events wie den Joel Tudor Invitational. Man kann die beiden Stile nicht vergleichen und ich wünsche mir, dass das zukünftig mehr berücksichtigt wird. 

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BLUE: Frauensurfen hat ja in der letzten Zeit eine Diskussion um die "Sex sells" Verkaufsstrategie der Industrie erlebt. Wie ist deine Position dazu?

Kassia Meador: Ich denke es ist einfach die Entwicklung einer ganzen Generation, nicht nur von Surfern, Fotos und Videos von sich selbst in sexy outfits zu posten. Die Industrie hat da einfach nur nachgezogen. Ich würde nicht sagen, dass die Sponsoren Surferinnen drängen, sich in einer bestimmten Weise zu präsentieren. Heutzutage haben wir Pros, die mit ihrer Athletik punkten, wie etwa Courtney Conlogue und wir haben zum Beispiel Coco Ho, die mit Freundinnen shoppen geht und eher für die Fun-Seite steht und trotzdem fantastisch surft. 

 

BLUE: Kassia, du hast unter anderem mit Thomas Campbell, Mickey De Temple und Nathan Oldfield gedreht. Was bedeuten dir ihre Filme?

Kassia Meador: Ich bin wahnsinnig dankbar, mit solchen Künstlern zusammenarbeiten zu dürfen. Ihnen habe ich meinen Lifestyle zu verdanken, denn sie nehmen mich mit auf die spannenden Trips und lassen mein Surfen im besten Licht erscheinen. Ich denke es ist für die Surfkultur extrem wichtig, dass es Filmemacher gibt, die diesen Spirit einfangen, der Surfen ausmacht. Und die dabei keine kommerziellen Interessen verfolgen, sondern diese Werke aus Liebe zu unserer Kultur schaffen.

 

BLUE: Welche Entwicklung wünscht du dir für die Zukunft des Surfens?

Kassia Meador: Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen surfen! Das klingt vielleicht komisch, doch ich bin überzeugt, dass es die Welt besser macht. Viele Freunde von mir, Filmemacher, Künstler - Leute, die nichts mit surfen zu tun hatten, sind nach dem ersten Mal süchtig gewesen. Und es hat ihr Leben positiv verändert! Surfen kann einem so viel geben... Man ist nie zu jung und nie zu alt, um anzufangen!

 

BLUE: Surfing heals the world...

Kassia Meador: Genau!

 

BLUE: Right on! Danke dir für das Gespräch!