Morgan Maassen macht sein Ding. Schon seine Vorbilder lesen sich anders als die gängigen Namen, die man hier vermuten würde: Wassily Kandinsky gehört dazu, Jean-Michel Basquiat, Filmer Werner Herzog und Darren Aronofsky. Morgan ist kein weiterer Pixelpunkt im eintönigen meerblauen Mosaik der kalifornischen Surffotografen. Während immer mehr Vertreter seines Genres das Wassergehäuse zur Seite legen, um mit krisensicheren Jobs als Hochzeits- oder Immobilienfotografen den fallenden Honoraren zu trotzen, etabliert Morgan seinen ganz eigenen Stil. Und der Sohn eines Fischers aus Santa Barbara hat Erfolg damit. Apple, Nike, BMW, Corona – sein Auftragsbuch ist voll. Morgan hat keine Fotografenschule besucht, er vermeidet Bildbearbeitung, soweit es geht, liebt alte, manuelle Kameras von Hasselblad mit Sonnar-Optiken und greift nur für Action Shots zur Nikon D4. Langsamkeit macht seinen Stil aus, gefühlvolle Farbigkeit, Ruhe und die Fähigkeit, simple Stimmungen, die wir alle auf dem Wasser schon erlebt haben, einzufangen und greifbar zu machen.

Morgan Maassen Blue Interview

Wo siehst du in der heutigen Surffotografie noch am meisten Raum für Innovationen?

Ich denke, dass es für einen Surffotografen in der heutigen Zeit mehr Platz für innovative Bilder gibt als je zuvor. Die Kameraausrüstung ist wesentlich günstiger als früher, Websites und Social-Media-Präsenzen sind kostenlos und alle Tools und Tutorials zu den diversen Fototechniken online verfügbar. Unter diesen Voraussetzungen kann sich heute jeder ein gutes Basiswissen aneignen und mit der Fotografie beginnen. Dies führt dazu, dass mehr Leute ihre Fotos mit anderen teilen und so ihre Storys erzählen. Für mich gehen im Moment die größten Impulse von Leuten aus, die einen Background in den Bereichen Film, Kunst oder Design haben. Diese Personen interpretieren die Fotografie auf ihre ganz eigene Art und Weise neu und können so Styles prägen, die früher nur mit großem Aufwand und enormen Kosten möglich gewesen wären.

Morgan Maassen Steph Gilmore

Wie würdest du deine Fotophilosophie beschreiben?

Ich habe gar keine! Ich bin durch Zufall zum Fotografieren gekommen und habe einfach Spaß daran, Bilder zu schießen. Wenn ich Fotos mache, dokumentiere ich unterbewusst Dinge, die mich interessieren und begeistern. Viele meiner Bilder sind Momentaufnahmen meiner Neugier für die große weite Welt.

Morgan Maassen Blue Cover

Wo bist du aufgewachsen, und wie haben dich die Gegend und die Leute in deinem Umfeld beeinflusst?

Ich bin in Santa Barbara in Kalifornien aufgewachsen und pendle heute zwischen meinem Heimatort und Los Angeles. Mit dem Surfen habe ich an den Stränden rund um Santa Barbara angefangen und als Teenager jede freie Minute genutzt, um gemeinsam mit meinen Freunden die Berge, Strände und Skateparks der Gegend zu erkunden. Mein Vater ist ein Seeigeltaucher. Er hat mir das Surfen beigebracht und mit mir auch seine Liebe für den Ozean geteilt. Meine Mutter ist Malerin. Sie hat mir die Augen für die weite Welt der Kunst, der Musik und für viele andere inspirierende Dinge geöffnet. Auch meine besten Teenager-Freunde Brandon Smith, Trevor Gordon und Tosh Clements hatten großen Einfluss auf mich und haben mich in vielerlei Hinsicht inspiriert. Brandon und Trevor sind unglaublich gute Surfer und sie haben uns immer wieder zu neuen Abenteuern motiviert. Tosh hat schon immer mit der Fotografie experimentiert und seine Art, Dinge zu sehen, hat auch mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Shawn Stüssy ist ein guter Freund von mir. Er hat mir sehr viel über Kunst, Design und Style beigebracht. Auch Will Adler ist ein enger Freund, der mich mit seiner Genialität vom ersten Tag an inspirierte. Er ist zweifellos mein Lieblingsfotograf und ein faszinierender Künstler.

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Wodurch wird ein guter Surfer zu einem Surfer, mit dem man als Fotograf gut arbeiten kann?

Ein guter Surfer hat für mich einen lässigen, ungezwungenen Style. Bei ihm sieht es niemals so aus, als würde er etwas erzwingen. Gute Surfer sind im totalen Flow mit der Welle. Meine Lieblingssurfer, die dies in meinen Augen perfekt beherrschen, sind Kelly Slater, Dane Reynolds, Travers Adler und Stephanie Gilmore. Jeder von ihnen hat seine ganz unterschiedlichen Stärken, aber was sie alle vereint, ist ihre unglaubliche Eleganz und Leichtigkeit, mit der sie sich auf der Welle bewegen.

Morgan Maassen Surf Photography

Was war dein bisher bester Fototrip?

Ein Boat Trip mit Kelly Slater auf die Marshall Islands. Wir haben dort die besten Wellen unseres Lebens erwischt, haben auf einem alten Indies Trader gewohnt und waren im Umkreis von tausend Kilometern die einzigen Surfer. Es war surreal, wie einsam wir uns fühlten und zugleich den üppigen Dschungel der Inseln, das kristallklare Wasser und die perfekten Wellen genossen.

Welche Traumdestination steht noch auf deiner Liste?

Da gibt es noch viele! Die Antarktis, Island, Kenia, Indien...

Danke Morgan.

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Credits:

Text & Interview: Klaus Zinsmeister

Fotos: Morgan Maassen