Ein Surfer in Galizien kämpft gegen die Vermüllung seiner Strände. 

Die tiefgrüne Küstenlandschaft Galiziens, weiße Sandstrände und einsame Wellen sind ein Geheimtipp für Surfer aus ganz Europa geworden. Oscar García ist hier, im nordwestlichen Zipfels Spaniens aufgewachsen und kennt jeden Surfspot wie seinen Augapfel. Seine Lieblingsjahreszeit: Der Winter, wenn meterhohe Wellen an die Küste Nordspaniens brechen. Doch gerade dann offenbart das Meer auch, was in ihm steckt: 

"Unmassen von Plastikmüll werden mit dem Swell im Winter an die Strände gespült", sagt Oscar García. Es gibt keinen Strand in Galizien mehr, an dem er kein Plastik findet. Den Surfer macht das wütend und traurig zugleich. Er will nicht tatenlos zusehen wie unsere Meere immer dreckiger werden. Schon vor Jahren hat er sein Leben dem Kampf gegen den Plastikmüll verschrieben. 

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Oscar von Coge3 weiß wofür er sich einsetzt!

Als wir ihn das erste Mal im Herbst vor zwei Jahren auf Drehtour für unseren Surf und- Umweltdokumentarfilm White Waves antrafen, war er gerade mit seinem Rad unterwegs: Vom französischen Hossegor bis nach Peniche in Portugal. Über 1.000 Kilometer radelte er die Atlantikküste entlang – sein wichtigstes Gepäckstück: Eine Kamera. An jedem Strand an dem er vorbeikam, machte er Fotos und Videos: Beweisaufnahmen dessen, was er dort vorfand. Durch seine verrückte Aktion wollte er das Ausmaß der Meeresverschmutzung medienwirksam demonstrieren - mit Erfolg: Regionale Medien, aber auch Surf-und Umweltmagazine berichteten über seine "Radtour der besonderen Art".

Für ein neues Projekt an Schulen hat uns Oscar García jetzt wieder angeschrieben. Denn er braucht Unterstützung. Mit einer Do-It-Yourself Recyclingmaschine will er Schulkindern spielerisch das Problem der Plastikverschmutzung erklären – und zeigen, wie wichtig es ist, dass der Abfall auch in den richtigen Müllcontainer kommt. 

In den Workshops sollen die Kinder mithilfe eines 3-D-Druckers selbstständig aus dem recycelten Plastik kleine programmierbare Roboter bauen, die sogenannten Escornabots

Die Recyclingmaschine hat Oscar García selbst gebaut. Sie passt auf jeden Klassenzimmertisch und schmilzt in einem kleinen Ultraheizofen allen Plastikmüll, den man in ihren Trichter wirft. Um die recycelte Masse auch in den 3-D-Drucker einspeisen zu können, fehlt ihm allerdings noch ein Filament-Extruder, der aus der Masse dünne Fäden macht. Mithilfe einer Crowdfunding Kampagne will er das Geld für das Gerät jetzt zusammensammeln. 

Noch bis Mitte Juni könnt ihr spenden und damit vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Nordspanien ein Surfer- und Naturparadies bleibt: https://es.ulule.com/fabricacoge3/  

Mit einem Teil der Crowdfunding-Einnahmen will Oscar García zudem einen Dokumentarfilm realisieren. Darin sollen bekannte Surfer aus Spanien, Umweltorganisationen, Meeresbiologen, bis hin zu Medizinern, die Probleme der Plastikverschmutzung aus ihrer Sicht erklären – und vor allem Lösungswege aufzeigen. Der Film soll frei zugänglich sein und in Schulen, Festivals und anderen Events in Galizien, aber auch in anderen Regionen Spaniens zur Aufklärung beitragen. 

Alles begann mit drei Müllstücken...

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Hinter allen seinen Aktionen steht stets die Initiative Coge3, die Oscar García bereits im Jahr 2013 gegründet hat - zu deutsch "Nimm drei". Das Prinzip ist einfach: Wer an den Strand geht, soll mindestens drei Müllteile aufsammeln, davon ein Foto machen und dem Spanier schicken. Oscar stellt die Bilder dann in die sozialen Netzwerke von Coge3. Mittlerweile zählt die Community auf Facebook über 12.000 Likes. Menschen aus aller Welt schicken ihm Bilder von Müllfunden an ihren Stränden.

"Die Strände zu säubern, ist keine Lösung", sagt Oscar García. Selbst wenn ein Strand heute plastikfrei ist, könne morgen die Strömung schon wieder das Doppelte an Müll angespült haben. Doch die Initiative erregt Aufsehen – und genau darum geht es ihm: Die Menschen sollen sich zu aller erst einmal der gravierenden Situation bewusst werden. In Galizien entdeckt Oscar García immer wieder versteckte Müllhalden an Stränden und in der bergigen Küstenlandschaft – darunter findet er Autoreifen bis hin zu kaputten Fernsehgeräten. "Die Leute fahren nachts an die Küste und werfen ihren Müll einfach die Klippen hinunter", erzählt Oscar García. 

Woran hakt's in Spanien?

Nicht nur der Bevölkerung fehle es an Aufklärung und Bewusstsein für das Problem, sagt Oscar García. Spanien habe auch kein funktionierendes Recyclingsystem. Das Pfandsystem für Plastikflaschen, das schon seit Jahren in Deutschland und anderen europäischen Ländern eingeführt wurde, gibt es hier nicht. Auch die für die Abfallentsorgung zuständigen Behörden würden ihren Job nachlässig machen. Eine umgekippte Mülltonne am Surfstrand in der Nähe seines Hauses sei über Monate hinweg einfach liegen gelassen worden, erzählt er, samt ausgekippten Müll. Der nächste Swell nahm alles mit ins Meer. Keinen kümmerte es.

Die Regierung Spaniens und die dort für Recycling zuständige Organisation Ecoembes würden sich hingegen mit einer hohen Rate an recyceltem Plastik rühmen, kritisiert García. "Sie verdrehen die Daten und lassen damit das aktuelle System besser dastehen, als es ist", sagt er. Laut Ecoembes werden 70 Prozent des Plastikmülls in Spanien recycelt. Schaut man genauer hin, bezieht sich diese Zahl allerdings nur auf Verpackungen mit dem Grünen Punkt. Und diese machen nur 1,7 Millionen Tonnen des gesamten Plastikmülls in Spanien aus. Legt man jedoch allen in Spanien anfallenden Plastikabfall auf die Wage, kommt man auf rund 6,7 Millionen Tonnen. Davon werden am Ende tatsächlich nur rund 35 Prozent recycelt.   

Eines betont Oscar García immer wieder: Ihm geht es nicht darum, Plastik grundsätzlich zu verteufeln. Vielmehr müsste sich die Art des Konsums ändern. In Spanien seien beispielsweise Einwegtüten bei jeglicher Art von Einkäufen immer noch Gang und Gebe. Stattdessen müssten die Menschen auf robuste und wiederverwendbare Einkaufstaschen umschwenken. Dann sei es auch kein Problem, wenn diese aus Plastik sind.  

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Editors Note: Die Autorin des Artikels, Inka Reichert, ist Regisseurin des preisgekrönten Dokumentarfilms White Waves. Das Filmteam hat Oscar García mehrmals auf ihren Drehreisen getroffen. 

Mehr Infos zu White Waves und den ganzen Film zum Download gibt's auf: www.whitewaves.eu