Jay Nelson hat sich nicht nur durch seinen geschmeidigen Style auf der Welle von Ocean Beach einen Namen gemacht. Vielmehr sind es seine seltsam funktionellen Objekte, die ihn weit über die Grenzen der Surfszene hinaus bekannt werden ließen. Jays Gebilde sehen aus wie im Wald geborene Kreaturen aus schlichtem Holz, das er mit modernen Werkstoffen wie Epoxyharz und Laminat kombiniert. Seine Arbeiten sind eine Symbiose aus Strandkultur, bildender Kunst und organischer Ästhetik.

In erster Linie entwirft Jay Behausungen zu Wasser wie an Land, manche davon sind mobil, andere wiederum werden fest an einem Ort installiert. Wer in der Bay Area sein Fahrrad zum Camper umbauen, seinen Pick-up in ein Surfmobil verwandeln oder in seinem Garten ein stylisches Baumhaus errichten will, ruft Jay an. Seine Arbeiten finden ihren Weg aber nicht nur in den Alltag vieler Kalifornier. Die Liste von Museen und Galerien, die Jays kuriose Konstruktionen bisher ausstellten, ist lang. Wir wollten mehr über Jay und seine kuriosen Holzarbeiten erfahren und trafen ihn zum Interview.

Creators Jay Nelson Bluemag 

Kannst du uns von dir erzählen und verraten, wie es zu deinen heutigen Projekten kam?

Ich bin in Los Angeles aufgewachsen, habe schon immer viel gesurft, geshapt und gemalt. 2001 bin ich in die San Francisco Bay Area gezogen, um dort eine Kunstschule zu besuchen. Nach meinem Abschluss begann ich, Baumhäuser zu bauen und meine Zeichnungen auszustellen. 2006 habe ich mir einen 1992 Honda Civic CRX gekauft, einen Unfallwagen, den ich zum Camper umbaute. Ich fuhr damit nach NYC und lebte dort eine Weile, bevor ich wieder nach San Francisco zurückkehrte. Dieses Auto zu bauen und damit herumzufahren, war ein großes Abenteuer und lenkte meine Arbeit in eine bestimmte Richtung.

Wieso wirken deine Arbeiten improvisiert und durchdacht zugleich?

Über die Jahre habe ich ein bestimmtes System entwickelt, wie ich Dinge baue – das ist vielleicht der planende Teil. Aber jedes Mal, wenn ich anfange, mit einer Struktur oder Räumlichkeit zu arbeiten, muss ich mit den Gegebenheiten, die ich vorfinde, zurechtkommen. Wenn ich beispielsweise ein Baumhaus baue, gibt der Baum das Design vor; und bei einem Auto muss ich mich an der äußeren Form orientieren.

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Wer oder was hat deine künstlerische Entwicklung am meisten beeinflusst?

Eigentlich alle meine Projekte – meine Methodik entwickelt sich durch das, was ich tue. Ich mache Fehler und lerne aus ihnen. Dann gibt es aber auch Künstler, die ich zutiefst bewundere: Buckminster Fuller, Terunobu Fujimori, Tauba Auerbach, Philip Guston, Charles Burchfield und meine Frau, Rachel Kaye.

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Was waren deine bisher wichtigsten Projekte?

Zunächst einmal sicherlich mein erster Camper – der fühlte sich wie ein echter Durchbruch an und entstand durch den Wunsch nach etwas, das es noch nicht gab. Der elektrische Golden Gate Camper bedeutet mir auch sehr viel, weil ich ihn komplett selbst konstruiert und gebaut habe.

Jay Nelson Bluemag Diy Interview

Du arbeitest mit unterschiedlichen Kunstelementen – welche magst du am liebsten?

Alle sind wichtig und bedingen sich gegenseitig. Wenn ich eine Ausstellung habe, arbeite ich in meinem Studio monatelang an Bildern und Zeichnungen und denke nicht an die Entwicklung neuer Projekte. Das Gleiche passiert, wenn ich ein neues Projekt entwickle, dann nehme ich manchmal vier Monate lang keinen Pinsel oder Stift in die Hand. Fange ich dann wieder mit dem Malen an, habe ich beinahe das Gefühl, als würde ich ganz von vorne beginnen. Ich kann das jedem Künstler nur empfehlen.

Hast du abgesehen von deiner Arbeit noch andere Leidenschaften?

Mein Leben dreht sich ums Surfen – von meinem Atelier aus kann ich die Wellen sehen und jederzeit surfen gehen. Surfen ist mein Rückzugsort.

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Was ist der beste Rat, den du je bekommen hast?

Als ich nach New York zog, habe ich für viele tolle Künstler gearbeitet. Ich war noch jung und habe versucht herauszufinden, wie ich von meiner Kunst leben kann, diese Zeit war also sehr wertvoll für mich. Als ich dann nach San Francisco zurückkehrte, fragte ich einen Freund, der selbst Künstler und mein Mentor war, ob ich für ihn arbeiten könne. Seine Antwort: „Du solltest aufhören, für andere Leute Kunst zu machen – es ist jetzt an der Zeit, deine eigene Kunst zu machen.“ Daran denke ich oft.

Was ist der schlechteste Rat, den du je bekommen hast?

„Mach kleine Dinge, große Dinge will niemand kaufen.“

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Photo Credits:

Jay Nelson

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