Am letzten Wochenende präsentierte Dänemark nach langen Südwind-Wochen mal wieder seine Vielfalt: Statt langer Lefts mit starkem Offshore an allen nordwärtsgewandten Stränden verwandelte ein NW-Groundswell mit leichtem Ostwind die Riffe und empfindlichen Beachbreaks in ein Paradies für Regularfooter. Zwei Glückliche, die oben waren, brachten Beweisbilder von fantastischen Sessions mit: Jens-Philip Petersen und Carsten Dose hatten das Glück, dass ihre Freundinnen Fotos gemacht haben, während die Herren rippten. Die beste Session erlebte Jens-Philip allerdings alleine, sein Lineup-Shot lässt jedoch erahnen, wie gut es war. Hier ist sein Bericht:

"Der Forecast sah für das Übergangswochenende Februar-März nach Wellen in Thy aus. Ein Mix aus Windswell und kleinem Groundswell sollte auf südöstliche Winde oder totale Flaute treffen. Kurzum, eine Lotterievorhersage in der alles von 1ft sideshore bis hin zu overhead möglich ist. Da ich bei der Aushandlung meines Arbeitsvertrags für genau solche Momente vorgesorgt habe, kann ich regelmäßig 4-Tagewochenende machen. Am Donnerstagmorgen kurzfristig ein "Sommerhaus" in Thy gebucht, Donnerstagabend mitsamt Freundin da gewesen.

Am Freitag bin ich an mehreren Spots brust- bis hüfthohe Wellen bei leichtem offshore gesurft - morgens im Nebel, nachmittags in der Sonne. Schon mal kein schlechter Anfang. Samstag bei dem Blick über die Düne auf das "Trestles Dänemarks" war ich zuerst etwas geschockt aufgrund der 20 Leute, die da im Wasser hockten. Einen Tag vorher war ich hier noch alleine gesurft. Die Sets, die bei leichtem Offshore auf das Riff trafen haben mich dann aber schnell überzeugt. Eine bunte Mischung aus dänischen Locals und norddeutschen Dauergästen ließen kaum eine der langen, perfekt brechenden Rechten ungesurft. Es war in den größten Sets leicht überkopfhoch und wenn man eine der Wellen bekam, die etwas mehr aus Westen auf das Riff traf, waren auch Rides mit mehr als 4-5 Manövern möglich. Nach einer 3-Stunden-Session mit unzähligen sehr guten Wellen ging es dann nachmittags nochmal ins Wasser. Inzwischen war es sonnig, absolut windstill und frühlingshaft warm. Einfach herrlich - ich konnte sogar die Haube weglassen und das am 1. März. Die Wellen waren leider inzwischen deutlich kleiner als morgens aber immerhin noch hüft- bis brusthoch, dafür waren aber auch weniger Leute im Wasser.

Am Sonntag war noch ein Rest des Swells vom Vortrag da, leicht ablandige Winde machten den Morgensurf (wieder alleine) noch ganz nett. Was würde ich unter der Woche für hüfthohe, saubere Wellen manchmal geben? Kein Grund also sich zu beschweren. Daher beschloss ich auch am Montagmorgen den "kleinen" Windswell zu nutzen und beim ersten Licht aufzustehen. Was ich dann aber bei Sonnenaufgang sah, ließ mich hektisch werden: An einem der am häufigsten übersehenen Spots in Thy liefen Wellen, die mich an Frankreich in Perfektion erinnerten. Als Reflektion von der langen Mole stülpte sich eine hohle Rechte auf eine flache Sandbank und explodierte dann förmlich in dem flachen Wasser. Ich war mir von der Düne aus nicht sicher, wie groß die Wellen waren, da das Wasser noch über 200m entfernt ist. Da die Wellen aber schnell und hohl aussahen entschied ich mich für mein "langes" 5'8er (im Gegensatz zum 5'5er Claw was ich noch dabei hatte war das verhältnismäßig lang...). Gleich auf der ersten Welle hatte ich eine nette Tube: Steiler Takeoff hinter dem Peak, kurz gestalt, leicht geduckt und sauber ausgespuckt und noch zwei Turns auf der Welle. Ich riss nach der Welle die Arme hoch, laut jubelnd und dachte daran, dass es Montagmorgen um 7 Uhr ist und ich gerade in der Nordsee getubed wurde! Auf der nächsten Welle das gleiche Spiel. Und danach immer wieder. Ich konnte es kaum fassen und war permanent am ausflippen. Alle 10 Minuten kamen Sets durch die deutlich überkopfhoch waren und genau gleich brachen. Ich muss drei Stunden durchgehend am jubeln und schreien gewesen sein - ich kann mich nicht daran erinnern jemals so gute Wellen gehabt zu haben. Und das an einem Montagmorgen in der Nordsee. Drei Spaziergänger und ein Haufen Möwen waren die Einzigen, die ich in drei Stunden gesehen habe. Nach der Session habe ich - noch mit Neoprenhandschuhen an - kurz zwei Fotos von der Düne geschossen, bin ins Auto gestiegen, habe im Sommerhaus gefrühstückt, unsere Sachen zusammengepackt und anschließend, ohne einen weiteren Blick auf den Spot zu werfen, mit dem breitesten Dauergrinsen die fünfstündige Heimfahrt angetreten. Von dieser Session gibt es nur den Lineupshot, schade. Aber das Dauergrinsen ist auch jetzt, einige Tage später, noch da....und das ist was zählt!"

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Alle Fotos:

Christine Pilz mit einer Canon 100d/ EFS 18-135mm

Charlotte Nielsen // Jens-Philip Petersen // Carsten Dose

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