Slush Ice meets Baltic Supersession


Man hätte den Forecast für die nächsten Tage eventuell auch ignorieren können, denn es schneite die letzten Tage kräftig und der über Nacht stark pustende Nordostwind sollte noch mehr Pulverschnee an die Küste treiben. Allerdings waren wir doch ein wenig heiß auf fette Beute, wobei die Vorhersage an sich nur ein relativ kleines Zeitfenster für die Jagd offen ließ. Die Telefonkette wurde abgearbeitet. Shaper Klaus und Kollege Timmsen hatten den Swell auch schon auf dem Schirm und bereiteten ihr Equipment vor. “Don Ganter“ war für die nächsten Tage Land-Locked, da er sich in Stockholm rumtrieb und B-Mann hatte sich am Vorabend der etwas härteren Zusammensetzung von Nachtleben und den dazugehörigen Drinks hingegeben und zog dem Strand, letzten Endes, die gut eingeheizte Bude und einer fetten Mütze Schlaf vor.

 

Zum Glück lagen die Spots, die durch das Forecastmodell in die engere Wahl gekommen sind eigentlich alle in greifbarer Nähe, denn auch im Radio wurde die letzten Tage vor heftigen Straßenverhältnissen gewarnt und geraten auf das Auto zu verzichten. Noch am Vorabend machte ich mich daran den Stuff vorzubereiten und legte mir die dicke Neoprenausrüstung für den morgigen Tag zurecht. Da das Wachsen des Boards im Freien bei den eisigen Temperaturen nicht gerade Freude bereitet, hakte ich auch diesen Schritt von meiner To-Do Liste schon im geheizten Keller ab, um den Vorbereitungspart am Auto auf ein Minimum zu beschränken.

 

Die Nacht über hatte es wie im Forecast angekündigt gut gepustet und geschneit. Einzig die vorausgesagte Eisdicke und -dichte bereiteten uns irgendwie noch Bauchschmerzen, was sich nach einem Anruf von Shaper Klaus auch bestätigen sollte. TDS war von Packeis befallen und nicht mehr surfbar. Ein- und Ausstieg nicht mehr ohne weiteres machbar. So ging die Fahrt über die schneebedeckten Pisten zum verabredeten Ausweichspot. Nachdem nun auch Kollege Timmsen seinen Stuff an Board seines Expeditionsfahrzeugs gebracht hatte tauschten wir via Mobiltelefon Status und Daten über Reisegeschwindigkeit und Pistenverhältnisse aus. Auf dem kurzen Stück Autobahn sorgte eine dichtgefahrene Schneedecke für etwas andere Straßenverhältnisse als sonst. Sauglatt wie ein ungewachstes Board. So in etwa muss sich der Job der Ice-Road Trucker anfühlen. Hin und wieder dicke Schneewehen und Autos in Schrittgeschwindigkeit mit Warnblinker, dort wo normalerweise der Seitenstreifen zu erkennen sein müsste. Auf der mittleren Spur bin ich unterwegs, der Tacho zeigt gute 60 Km/h und ich schwimme mit reichlich Sicherheitsabstand mit den anderen Dudes auf der Bahn schon ganz flott mit. Auf der linken Spur nagelt ein X 5 mit gut doppeltem Tempo vorbei und zieht eine dichte Wolke feinsten Powders hinter sich her. Respekt! Ich setze den Blinker rechts und nehme die Ausfahrt.

 

Die letzten Meter auf der Straße durch den Ort ist nichts los. Der Wind ist fast eingeschlafen und man sieht zwischen den einzelnen Strandaufgängen die feinen Linien brechen. Die Parkplatzsuche gestaltet sich äußerst schwierig, Räumfahrzeuge haben der Badeort und deren Einwohner heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Den Parker am Blue-Monkey hat vor mir ein weißer Bus geentert. Nach einem kurzen Check mache ich mich mit Klaus ans Eingemachte und bearbeite mit ihm die Schneemassen. Wir schaufeln uns wie die Bekloppten Parklücken frei. Im Laufe der Buddelaktion rollte nun auch Timmsen mit seinem Van auf den jungfräulichen Parkplatz. Relativ zügig steigen wir in unsere Klamotten und flitzen die Seebrücke raus und nehmen den Expressweg ins Line-Up.

 

Schöne saubere Spaßwellen rollen in die Bucht und irgendwie scheinen die Eisschollen und der ganze Slushbrei nur die Setwellen raus zu filtern und durchkommen zu lassen. Zwischen den Sets ist der Teich glatt. Wir sind den ganzen Vormittag nur zu dritt im Wasser und nehmen meist die blauen Wellen in denen kein Schaum ist, um die fetten Eisschollen rechtzeitig zu erkennen. Nach der ersten guten Welle vom Brett gestiegen und mal gleich schön im knietiefen Wasser langgemacht. Selbst der Sand auf dem Grund ist im Uferbereich hart gefroren und mit einer glatten Eisschicht überzogen. Kurz die übereinander gestapelten Eisschollen am Strand hochklettern, danach wieder im teilweise hüfttiefen Schnee versinken, bis zur Brücke kämpfen und dann wieder raus.

 

Timmsen schnappt sich die Sets immer einen Tick früher und nutz den Vorteil des Longboards. Der Wind ist komplett eingeschlafen, die Sonne hat seit unserer Ankunft nicht schlappgemacht, jeder hat Wellen ohne Ende abgegriffen, aber trotzdem ist uns mittlerweile arschkalt. Der “Swell“ wird langsam auch immer kleiner, wir beschließen jeder noch eine zu nehmen und gehen raus. Mit Eis an der Haube und tauben Fingern stehen wir grinsend auf dem Parkplatz und sind glücklich diese feinen Baltic Hours auf dem Konto verbucht zu haben. Wieder aufgewärmt und auf dem Rückweg schalte ich das Telefon wieder ein 3 Anrufe in Abwesenheit und eine SMS: „Umzug schon heute, nächste Woche kein Lkw!“

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Story und Bilder von Malte Nitz.

 

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Slush-Ice--thumb

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Man hätte den Forecast für die nächsten Tage eventuell auch ignorieren können, denn es schneite die letzten Tage kräftig und der über Nacht stark pustende Nordostwind sollte noch mehr Pulverschnee an die Küste treiben.