Es sind wirklich schwere Zeiten für die Wavepool Industrie. Die schillernde Renaissance der maschinellen Wellen fand Ende September mit einem Todesfall vorerst ihr abruptes Ende. Fabrizio Stabile aus New Jersey zog sich im BSR Cable Park in Waco eine Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAME), oder auch Schwimmbadamöbose zu und erlag wenige Tage später der Krankheit. Das Center of Disease Control untersuchte den Texanischen Pool, stellte den Parasiten Naegleria fowleri auf dem Gelände fest und ordnete die Schließung der Anlage bis Mitte 2019 an. Damit sind die Gedanken an künstliche Perfektion und hirnfressende Amoeben ab sofort unweigerlich miteinander verbunden - zumindest in Waco und im angrenzenden N-Land Wavepark in Austin.

Surf Lakes Yeppoon

Richten wir den Blick also so weit weg, wie möglich - nach Yeppoon, Australien. Hier schrauben die Ingenieure von Surf-Lakes seit einigen Jahren an ihrer eigenen Version, die auf den Entwürfen utopisch und in echt fast apokalyptisch aussieht. Vor einer malerischen Kulisse hebt sich ein kolossaler, druckluftbetriebener Stahlkreisel über den betonierten, chlorierten (gut, keine Amöben!) See und stampft eine ringförmige Dünung ins Wasser. Diese entlädt sich über verschiedenen Riffen und Points an den diversen Lineups der Anlage. Die Maschinerie erinnert an Mad Max und andere Endzeit-Steampunk Filme, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Surf-Lakes Wellen brechen je nach Riff als kurzer Slab, steiler A-Frame oder langer Pointbreak. Anstelle eines Beckenrandes oder lärmenden Hydrofoil-Zuges, surft man dem australischen Outback entgegen. Theoretisch genial, praktisch noch nicht ganz bühnenreif. Denn das privatfinanzierte Projekt wurde unter Zeitdruck mit einem recht knappen Budget realisiert. Slater und sein Team hatten über ein Jahr Zeit, um die hydrodynamischen Feinheiten der Surf Ranch zu justieren und alle obligatorischen Wackler zu korrigieren, bevor das erste Bildmaterial veröffentlicht wurde. Aus unerfindlichen Gründen verzichteten die Verantwortlichen in Yeppoon auf eine Generalprobe und luden direkt eine Gruppe gieriger Pros, inklusive Medienanhang ein.

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Surf Lakes Occy

Die ersten Anläufe verliefen vorsichtig, aber vielversprechend. Doch nach mehreren Sessions auf 20/30% Kapazität und hüfthohen Wellen, wurden Rufe nach richtigem Surf laut und schließlich lenkten die Ingenieure ein. Nach drei kopfhohen Sets, zerfetze es die Ventilationsschächte und der tragende Stahlbalken knickte unter dem Druck in der Mitte ein. Der Forecast ist damit für die nächsten Monate auf Flaute korrigiert.

Surf Lakes Yeppoon Broken

Die kurze Lebensdauer der Surf-Lakes Anlage hat dennoch bewiesen, dass die Idee funktioniert. Es bleibt faszinierend, was wir nicht alles für die nächste Welle machen. Morgen bin ich bei den Jungs von 24/7 Waves in Den Haag und gucke mir die Baustelle des ersten Indoor-Wavepools in Europa an, der Ende des Jahres noch die ersten Swells durchs Becken feuern soll - hoffentlich ohne Parasiten und länger als ein paar Tage.

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Credits

Fotos: Michael Ciaramella