Wir arbeiten schon lange mit dem Fotografen Rambo Estrada zusammen. Der Neuseeländer überrascht uns immer wieder mit einzigartigen Shots von den zahlreichen Peaks seiner Heimat. Hier stellt er uns sein mobiles Büro vor, das er auf den markanten Namen „Road Warrior“ getauft hat.
Dieser Artikel erschien im BLUE Yearbook 2022. Gedruckt lesen sich solche Geschichten immer noch am besten. Das über 170 Seiten dicke Coffee Table Magazine kannst du ganz bequem in unserem Shop kaufen!
Neuseeland ist das ultimative Land für Roadtrips.
Ich wohne an der Ostküste, und wenn es dort keine Wellen hat, bin ich mit meinem Van innerhalb von zwei Stunden in Raglan an der Westküste. Bevor ich mit dem Camper unterwegs war, reiste ich in einem Subaru Forester durchs Land.
Irgendwann habe ich mal ausgerechnet, dass ich bei meinen Surf- und Fototrips sicher 20 Nächte pro Jahr auf dem Rücksitz dieser Karre geschlafen habe. Damit war mir schnell klar, dass ein Wohnmobil für mich Sinn macht.
Ein großer Teil meiner Arbeit als Fotograf besteht darin, auf der Tastatur herumzutippen oder in einen Bildschirm zu starren. Das bringt mich in die angenehme Lage, dass ich im Prinzip überall arbeiten kann.
Wenn man viel zu tun hat, die Wellen aber gerade irgendwo feuern, ist es schwierig, daheim alles stehen und liegen zu lassen, um auf Wellenjagd zu gehen. Doch bei einem Surftrip gibt es oft eine Menge Tage, an denen die Bedingungen sich nicht zum Fotografieren eignen. An Tagen mit kleinen Wellen, schlechtem Wetter oder miesem Licht ist mein mobiles Büro somit eine fantastische Lösung.
Ich habe eine halbe Ewigkeit wie besessen nach meinem „Road Warrior" gesucht und ein gutes Jahr lang sämtliche Online-Auktionen durchforstet.
So lange, dass das Anschauen von Lieferwagen schon fast zu meinem neuen Hobby wurde. Aber dann habe ich endlich mein perfektes Gefährt gefunden: einen umgebauten Daihatsu Delta von 1990. Man würde ihn sicher nicht als einen Traum von einem Campervan bezeichnen, aber für mich war es Liebe auf den ersten Blick.
Der arme Kerl, der ihn verkaufte, hatte gerade seinen Job verloren.
Er versuchte, mir den Van in Kombination mit seinem Jetski aufzuschwatzen. Ich war mir nicht sicher, ob ich bereit für ein zweites Fahrzeug war, geschweige denn für ein drittes (Moment mal, ist ein Jet-Ski ein Fahrzeug?), also ließ ich den Ski stehen und fuhr zufrieden mit meinem neuen Kauf nach Hause.
Im Laufe des nächsten Jahres wurde ich daran erinnert, dass mein neues Spielzeug mehr als genug an Unterhalt kostet. Es trat ein Problem nach dem anderen auf. Der Anlasser gab den Geist auf, die Lichtmaschine machte die Grätsche, die Schiebetür ließ sich nicht mehr bewegen usw.
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Und Mann, wenn es darum geht, die TÜV-Zulassung zu verlängern, kann man sein Geld auch gleich der Verkehrsbehörde vor die Füße werfen.
Ich habe meinen Van Ende letzten Sommers frisch durch den TÜV gebracht und musste dann relativ spontan für diverse Jobs fast den ganzen Winter ins Ausland. Als ich wieder nach Hause kam, war schon bald der nächste TÜV-Termin fällig. Der Prüfer hat es dann irgendwie geschafft, Reparaturen im Wert von 2.000 Dollar zu finden, die dringend erledigt werden mussten.
Und dass, obwohl die Kiste seit der letzten Kontrolle kaum einen Meter bewegt wurde. Nun ja, das scheint der Preis zu sein, den ich für die Flexibilität meines mobilen Büros zahlen muss.
Die beste Reise, die ich mit meinem Van unternommen habe, war definitiv in die Catlins.
Das sind 24 Stunden Fahrt von meinem Haus hinunter an die südlichsten Küste Neuseelands. Ich bin schon oft mit dem Van dorthin gereist und habe wochenlang alleine nach Wellen Ausschau gehalten.
Ich liebe es, vor Sonnenaufgang zu fotografieren, und direkt am Strand aufzuwachen ist einfach fantastisch. Übrigens: Der Road Warrior hat keine Heizung, also sitze ich im Winter mit dicker Beanie und warmen Handschuhen am Steuer. Was man nicht alles tut, wenn man verliebt ist.
Fakten zum Road Warrior
Typ: Daihatsu Delta 2.8L Diesel
Baujahr: 1990
Kilometerstand: 189.000 km
Ausstattung: 12V-Sekundärbatterie, fließendes Wasser, Campinggaskocher
Anschaffungspreis: $6.000 NZD (rund 3.700 Euro)
Rambo Estrada |@ramboestrada