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-- Ein Gastkommentar --



Kelly Slater ist einer der erfolgreichsten Surfer aller Zeiten aka The Goat (Greatest of all Time), Mitinhaber von Firewire Surfboards, der Bekleidungsfrma Outerknown und seit neuestem Investor in der schillernden Crypto Welt. Außerdem beteiligt er sich auch gerne rege an politischen Diskussionen auf Instagram.


Jetzt könnte man sich fragen, Surfen und Politik, gehört das eigentlich zusammen, was hat das in einem Surfmagazin zu suchen?


Natürlich ist und war Surfen immer politisch, sei es die Surfrider Foundation, die sich für den Schutz der Meere einsetzt, sei es die Fight for the Bight Initiative, die sich gegen Ölbohrplattformen vor der Australischen Küste einsetzt, die Kämpfe gegen Hafenerweiterungen in Dänemark damit Surfspots geschützt werden, die Initiativen für die LGBTQ+ Community, oder als Tom Curren, Martin Potter, Cheyne Horan, und Tom Carroll Surfcontests in Südafrika boykottierten um gegen die Apartheid zu protestieren.


Kelly Slater kann unbestritten sehr gut surfen. Jedoch scheint es, als ob in seiner Northshore Acai Bowl Blase eventuell ein Paar Tassen verrutscht sind, wenn er von einer "Medical Apartheid" spricht, die nun herrschen würde und dass die "Left Wing Media“ eine Meinung diktiert.


Was ist da passiert?

Auf Instragram wurde ein Artikel aus der NY Times geteilt, über den Tennisspieler Novak Djokovic, der an den Australian Open am 17. Januar teilnehmen möchte, aber an der Einreise nach Australien gehindert wurde und seitdem in einem Abschiebehotel festsitzt. Aus Sicht der australischen Grenzbehörden konnte er wohl nicht die erforderlichen Dokumente für eine medizinische Ausnahmegenehmigung zur Befreiung von der zur Einreise notwendigen Corona-Impfung vorlegen.

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Kelly sah sich genötigt Djokovic zu verteidigen. Das kann er ja machen. Allerdings schoss er ziemlich über das Ziel hinaus: er verglich zuerst die Situation Djokovics mit dem Stockholm Syndrome.

Darunter versteht man ein Phänomen, bei dem Opfer einer Geiselnahme paradoxerweise Sympathie oder Gefühle für die Täter entwickeln können. Schon dieser Vergleich mit Blick auf das vermeintliche Festsitzen des Tennisspielers ist völlig unangemessen und wird noch getoppt von der Analogie der „Medical-Apartheid“. Eigentlich beschreibt dies zum Beispiel das dunkle Kapitel von medizinischen Experimenten an schwarzen Amerikanern, die von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart stattfanden.

Diesen Begriff im Kontext der aktuellen Pandemiebekämpfung zu nutzen, ist eine unglaubliche Verhöhnung der Opfer.

Damit und mit Aussagen über eine angeblich gesteuerte „Left Wing Media“ begibt er sich in äußerst fragwürdige Gesellschaft von Narrativen die sich so auch bei z.B. FoxNews oder Breitbart News fnden und Wasser auf den Mühlen sämtlicher alternativen Faktensucher sind. Schon zuvor ist Slater aufgefallen durch bizarre Kommentare zur Corona-Impfung.

Die eine linke Medienmacht gibt es nicht, gerade auch wenn man sich die Wirkmacht von Fox News, dem Robert Murdoch Imperium, der Bild Zeitungen, Compact, Breitbart News und mannigfaltiger Blogs und Youtube Channels anschaut.


Es ist legitim Kritik zu äußern, jedoch ist es genauso wichtig dabei darauf zu achten, mit wem man sich gemein macht.

Indem Kelly die genannten Chiffren benutzt, die auch in einschlägigen Telegram Gruppen oder auf Protesten von Corona-Leugnern und Rechten geteilt werden und die in Richtung „alternativer Fakten“ und Wissenschaftsfeindlichkeit gehen, gaukelt er vor, sie seien Teil einer legitimen Kritik. Bei seiner medialen Reichweite ist das absolut bedenklich.

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Foto: Jens Steffenhagen / Fans bei Kellys 11. World Titel, 2011