Family Roadtrip Vanlife Camping

„Den Kofferraum voller Neugier, 100 Liter Fernweh im Tank..“ rollen wir mit unserem obligatorischen Urlaubssong (Jan Delay) im südlichen Oberbayern los gen Südwesten. Das Vorhaben ist: alle glücklich machen, uns Eltern mit möglichst viel Surf & Chill und die beiden Kids (6 & 8 Jahre alt) an die grüne Welle in tauglichen Bedingungen führen - und das ohne Campingplatz und auf „bespielbaren“ Stellplätzen mit Blick auf den jeweiligen Spot. Der Nordwesten Spaniens soll es richten.  Family Roadtrip Vanlife Camping

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Allein dafür lohnt sich die Tour! 

San Vincente de la Barquera

Nach ca.1800km taucht unser erstes Ziel vor uns auf: San Vicente de la Barquera. Uns ist klar, die Zeiten, als dies noch ein Geheimtipp war, sind längst vorbei, spätestens seit dem Ausbau der Autobahn. So präsentiert sich der Hauptstrand auch supervoll, bei schönen brusthohen cleanen Wellen sitzen an der Mole ca. 50 Surfer im Wasser, viele Longboarder und eine neu aufkommende Spezies: Massen an Softboardern. Wir fahren direkt weiter in die Mitte der Bucht zur Bauernwiese und blicken am nächsten Morgen von unserem Stellplatz direkt auf saubere kopfhohe Wellen. Ich teile mir eine schier ewig laufende Rechte mit gerade mal zwei Portugiesen und einem Spanier. Entsprechend gut ist die Stimmung im Wasser und zwei Stunden später sitze ich vor dem Bus, einen Kaffee in der Hand, schaue meiner Frau auf der Linken zu (mittlerweile sind dann doch 20-30 Surfer im Wasser, verteilt auf drei Peaks) und stelle fest: San Vicente ist im August voll, aber wer flexibel ist, findet seinen Spaß in dieser Traumbucht. Am frühen Nachmittag geht’s bei Ebbe zurück zur Mole, denn die Kids sind heiß auf Surfen und dort sind perfekte kleine Kinderwellen, 100m vom vollen Mainpeak entfernt- die Jungs sind drei Stunden im Wasser! Was für ein erster Urlaubstag! Voller Vorfreude gehen wir ins Bett, denn für den nächsten Tag ist ein 13-Sekunden Swell mit Offshore und Sonne angesagt. 

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Ordentlich Swell und noch mehr Style: Longboard-Rutsche vom Feinsten.

Auf nach Galizien

Und der macht sich schon vor Sonnenaufgang trotz Offshore lautstark bemerkbar. Ein Blick aus dem Bus reicht, um in der Dunkelheit zu erkennen, dass heute die Mitte der Bucht ein Closeout-Desaster werden wird. So fahre ich die schlafende Familie in fünf Minuten Zur Mole und springe dort im Eiltempo in meinen Neo, denn es ist einfach nur perfekt - cleane pointbreak-ähnliche rechte Wellen laufen mit nur wenig Surfern in das Buchtende. Das Timing passt, ich sitze zum Sonnenaufgang mit zehn anderen Frühaufstehern im Lineup und habe einfach nur Spaß. Nach einigen der schönsten Wellen, die ich je an diesem Spot hatte, wird aber eines recht bald klar: Das Timing des Swells pünktlich zum Wochenende lässt unzählige Surfer das Lineup erobern. Wir entschließen uns, die Reise gen Galizien fortzusetzen. So reiten wir unseren Bus weg von den Massen in den Sonnenuntergang in Richtung der Einsamkeit Südgaliziens. Leider entscheiden manchmal Nuancen über gute oder weniger gute Surfbedingungen. Hier müssen wir bald erkennen, dass die die Qual der Wahl aus großen Close-Out- Wellen mit kräftigem Onshore oder sehr kleinen sauberen Offshore-Wellchen besteht. Wir entscheiden uns für die Kinder, und zwar für eine wunderschöne Bucht mit türkisfarbenem Wasser, in welche sanfte Lines hereinrollen, die sich dann in kniehohen Wellen „entladen“. Für die Kinder ein Traum! Fernab vom Tourismus bietet diese kleine Küstenstadt den Einheimischen und nun auch uns eine kleine nette Bar und ein hervorragendes und auch super stylisches Fischrestaurant im alten mittlerweile restaurierten Hafengebäude. 

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Türkis funkelnder Kinderspielplatz :)

Da auch am nächsten Tag die Wellen bei Ihrer eher bescheidenen Größe bleiben, steuern wir das nächste nun wieder bekanntere Ziel an: Nemina. Auch hier wussten wir schon vorher, dass diese kleine Traumbucht längst kein Geheimtipp mehr ist und so sind wir wenig überrascht ob der vielen Surfer-Busse und -Wohnmobile, die uns hier empfangen. Dennoch werden uns die nächsten Tage mit Traumwetter, Offshore und wunderschönen Wellen von kindgerecht bis kopfhoch das Leben versüßen. Man ist zwar nie alleine im Wasser, aber eine solch entspannte Stimmung habe ich selten in einem gut gefüllten Lineup erlebt. Nach drei wunderbaren und entspannten Tagen in Nemina begrüßt uns der einzige Schlechtwettertag des fast vierwöchigen Trips mit Nieselregen. Für uns das Zeichen weiter zu reisen.

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Down the line - was gibt's Schöneres als ein Familien Roadtrip für die Kids?

Timing ist alles

Auf dem Weg zurück wollen wir unbedingt noch dem nördlichen Teil Galiziens einen Besuch abstatten und die Dreckwäschesituation in unserem Bus drängt uns zudem auf einen Campingplatz. So landen wir oberhalb von Ferrol in einer großen wunderschönen Bucht, an deren Ende ein am Eingang recht hässlicher, aber eigentlich hervorragend gelegener Platz liegt. Stets den Blick auf den Spot und eine geschützte Bucht für die Kids ermöglichen uns ein optimales Timing zwischen Erwachsenen- und Kindersurf sowie dem leidigen Wäschewaschen. Ich gebe zu, nach zwei Wochen ist eine heiße Dusche auch nicht das Allerschlechteste. Nachdem die Wellen nahezu stündlich an Größe zunehmen finden wir in der Mitte des ewig langen Beachbreaks mit seinen unzähligen Peaks schließlich ordentlich große und teils auch gute Surfbedingungen vor. Wir Papas gehen gleichzeitig mit unseren Kids ins Wasser, wir in der Mitte und die Jungs im geschützten Teil der Bucht. Hart ist dann die Erkenntnis, dass wir nach zwei Stunden Surf relativ erschöpft aus dem Wasser watscheln, während vor allem die Achtjährigen auch nach fast drei Stunden noch nicht genug bekommen, sie werden danach noch über eine Stunde im Weißwasser Boogieboarden.... . 

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Gesucht, gefunden! Single-Fin Idylle im Norden Spaniens.

A-Frames in Asturien

Es gibt die Regel, nie einen Platz mit Wellen zu verlassen. Aber was macht man, wenn sowohl der Wind als auch die Wellen irgendwie andauernd gut bis sehr gut sind, man aber eigentlich noch andere Spots ansteuern möchte. Man streicht ein paar raus, fährt aber dann doch weiter - wir in die Gegend von Luarca in Asturien. Hier liegt einer unserer Lieblingsspots, an welchem sich dem Surfer wenig versteckt, weil von der Autobahn einsehbar, eine kleine Bucht mit Bar, Klo und Dusche bietet. Beim richtigen Swell können hier ein linker Point (bricht allerdings selten) sowie eine A-Frame in der Buchtmitte gesurft werden. Da allerdings der Swell doch mehr und mehr nachlässt, wird dieser Tag im Zeichen der Kinder stehen- Surfen, Boogieboarden, Wellenspringen und Beachball. Als die Kids völlig erschöpft im Bett liegen, genießen wir Eltern, wie eigentlich bisher fast jeden Abend in diesem Urlaub, den grandiosen und klaren Sternenhimmel inklusive vieler Sternschnuppen. Den Genuss rundet der leckere und sommerlich schmeckende galizianische Gin „Nordes“ mit Tonic köstlich ab. 

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Eat, Sleep, Surf - Repeat.

Ein letzter Stop...

Die Wellen scheinen weg zu sein, der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Zeit, in Spanien da aufzuhören, wo wir begonnen haben - in San Vicente. Eine gute Wahl, denn das bisschen Restswell sorgt direkt an der Bauernwiese für nette gut surfbare Wellen und wir haben noch ein paar richtig schöne Sessions zum Abschluss und genießen wieder mal die Schönheit dieses nordspanischen Plätzchens. Wir wollen nicht heim, aber da wir auf dem Weg nach Deutschland unbedingt noch einen Tag in Anglet verbringen wollen, müssen wir uns von dieser Bucht leider trennen. Das Wellenglück ist vor allem mir hold und beschert mir mit einem fetten neuen Swell einen heftigen, aber traumhaften Frühsurf am Plage du Club. Offshore und fette, hohle Wellen machen aber schnell deutlich: mit meinem Longboard bin ich hier, zumindest bei diesem Wasserstand, fehl am Platz. Einige Male erfreue ich mich an den schnellen Wellen und mache den Bisstest im Sand von Anglet, dann gewinnt die Vernunft und er ist unweigerlich zu Ende: ein traumhaft schöner und völlig familientauglicher Bustrip. Die auf der Heimfahrt immer wiederkehrenden Forderungen unserer Jungs, sie wollten lieber am Meer als in den Bergen leben, bestätigen dies deutlich. 

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Volldampf in Anglet.

Das Ende: Ich fahre voller böser Vorahnungen über den Rhein, biege auf die Autobahn Richtung Karlsruhe ein und wage es dann, bei Tempolimit von 120km/h einen LKW mit 140km/h zu überholen. Und da sind sie wieder, die Stresser mit Aufblendlicht, die irgendwas in meinem Heck zu suchen scheinen. Doch dann kehren sie wieder zurück, die wunderbaren Erinnerungen an wunderschöne Buchten, schöne Surfsessions mit Freunden und unseren Kids, nette Locals, die einem zulächeln. Das haben die Aufblender alle nicht, die haben vielleicht einfach nur ein Defizit an schönen Erinnerungen. 

Hang Loose,

Euer Miklas.

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Credits

Bild & Text: Miklas Spohr