Der deutsche Fotograf Olaf Heine ist ein Essayist unserer Zeit, dessen Oeuvre von tiefgründig komponierter Narration bestimmt ist. Dazu zählen auch seine Fotografien der Inselkette Hawaii, die der international renommierte Künstler in einer nie dagewesenen Vielfalt seit vielen Jahren anfertigt. In dieser Story stellt uns Olaf Heine eine exklusive Auswahl seiner persönlichen Highlight-Bilder vor.
Für Olaf Heine ist der Ozean der Architekt der acht Inseln Hawaiis, er definiert den Lebensrhythmus ihrer Bewohner. Die Komplexität dieses Zusammenspiels wird in Heines Arbeiten deutlich; sie berührt neben kraftvoller Naturfotografie auch gesellschaftsrelevante Aspekte. Tradition und Alltag sowie unberührt anmutende Natur und menschliche Einflussnahme werden als allgegenwärtige Kontraste reflektierbar und durch Heines klare Bildsprache geeint. Mit der Serie „Hawai‘i“ hat der Künstler eine Allegorie des dortigen Lebensgefühls geschaffen.
‚Aloha aku no, aloha mai no’
... steht am Anfang des Hawaii-Buches von Olaf Heine: ‚Ich gebe dir meine Liebe, du gibst mir deine Liebe.‘ „Aloha ist eine überwältigende Lebensweise und Haltung; ein altruistisches Konzept der Einheit, der Geschlossenheit und eine Art geistiger Leitfaden, sein Herz mit jedem zu teilen, mit Großmut und Höflichkeit durch das Leben zu laufen und sich gegenseitig mit Liebe und Respekt zu begegnen – ohne Erwartungshaltung! Eine Philosophie, in der jeder Mensch für jede andere Person wichtig ist für die rein kollektive Existenz.
Hawaiianische Werte sind im Kern wundervolle Werte der Humanität, und ich denke, wir könnten in der heutigen Zeit alle etwas mehr davon brauchen“, erläutert Heine.
Zeit
Die meiste Zeit als Fotograf hat Olaf Heine bisher damit verbracht, das zu betrachten, was der Mensch geschaffen hat. Was er kreiert hat. Er hat zu verstehen versucht, wie der Mensch mit sich selbst und mit anderen umgeht. Die guten wie auch die negativen Aspekte des Anthropozän, des Zeitalter des Menschen. Bei diesem Projekt nun ging es Heine darum zu untersuchen, was die Natur geschaffen hat, wie sie das Leben definiert, das mit ihr interagiert und sie wiederum auch strapaziert. Die nicht immer ganz einfache Wechselwirkung zwischen dem Mensch und der Natur steht im Fokus von Heines Betrachtung.
Hawaii
... ist ein unglaublicher Ort der Extreme, der artenreichsten und ökologisch diversesten Landstriche der Erde. Heine fühlt sich immer sehr dem Ursprung unseres Planeten nahe, wenn er dort ist. Und der Ozean ist der heimliche Baumeister, die Kraft und das Regulativ, das den Menschen und seinen Wirkungsbereich steuert. Der Ozean gibt und nimmt. Sein Wasser ist gleichermaßen lebensstiftend und bedrohlich. Seine Wellen tränken auf Hawaii das Leben und definieren die Menschen.
Ob Farmer, Fischer, Surfer oder Touristen. „Ho’onalu“ ist eine hawaiianische Redewendung und bedeutet‚ wie eine Welle zu sein‘. Es soll uns daran erinnern, dass wir am Ende alle gleich sind.
Natur
Es geht Olaf Heine in seinem Buch und in der parallel dazu stattfindenden Ausstellung in der Galerie Camera Work um die spektakuläre und irrsinnige Schönheit der Natur auf Hawaii um ihren Einfluss auf den Menschen und umgekehrt. Wie wir von ihr lernen und profitieren, aber auch darum, wie wir sie behandeln. Das Ausmaß und die Folgen menschlichen Handelns sind nicht mehr zu übersehen. Am Ende ist es leider so, dass es im vermeintlichen Paradies Hawaii mittlerweile die gleichen Probleme gibt wie überall auf der Erde: Klimawandel, Erosion, Gentrifizierung, Rassismus usw.
„Is there any place more thoroughly photographed than Hawaii? Even if you’ve never visited the islands, you think
you at least know what they look like. Then along comes Olaf Heine, with these ravishing images, and you’re confronted with a place that you’ve never seen before.“
– WILLIAM FINNEGAN
Klimawandel
Die Temperaturen sind in den letzten Jahrzehnten um ein halbes bis ganzes Grad gestiegen; die Erwärmung der Ozeane rund um Hawaii hat zugenommen und Korallenriffe und Ökosysteme beschädigt. Hawaiis Küsten sind zunehmender Erosion ausgesetzt. Dabei wird immer mehr Plastik vom Great Pacific Garbage Patch angespült. (Ein Foto im Buch zeigt den Kamilo Beach im Süden von Big Island, der als dreckigster Strand der Erde bezeichnet wird.)
Paradies
Hawaii ist für Heine die extremste Veranschaulichung von Marcel Prousts bittersüßer Beobachtung, dass die wahren Paradiese jene sind, die wir bereits verloren haben. Die Intention des Fotografen war, noch etwas von diesem Paradiesischem einzufangen, bevor es ganz verschwindet. North Shore, Oahu, 2019
Buchtipp: Hawai'i – Olaf Heine
Hardcover, Großformat 26,2 x 35 cm, Texte auf Deutsch & Englisch, 264 Seiten, ca. 150 Schwarz-Weiß-Fotografien, 80 Euro SHOP.BLUEMAG.EU
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Website: www.olafheine.com
Instagram: @olafheinestudio