Garmin landet mit der Instinct Solar Surf auf Anhieb einen Volltreffer in der winzigen Nische der Surf-Uhren. Gezeiten-Anzeige? Check. GPS-Surftracker? Check. Smartwatch- und Fitness- Funktionen? Check. Und die Uhrzeit wird ganz nebenbei auch noch angezeigt. Was will man mehr? Solar-Ladefunktion vielleicht? Check. Robuster Retro-Stil mit 90er Charme? Check, check, check!

Bevor man sich diesen Langzeit-Testbericht zu Gemüte führt, sollte man sich vielleicht erstmal fragen, ob und wofür man eine Surf-Uhr braucht. Vor knapp 15 Jahren war man damit auf dem Pausenhof, im Surfshop und im Lineup der Oberboss. Ein Freund hatte sich in den Outlets von Hossegor eine der ersten Varianten – zum Wucherpreis – gekauft und gab anschließend dauerhaft und ungefragt die aktuellen Gezeitenstände der 90 vorprogrammierten Strände durch: „In Trestles ist gerade Flut! Und in Uluwatu bald Ebbe.“
Seit dem hat sich im Surftech-Markt vieles getan und dementsprechend sind auch die Ansprüche gestiegen. Also zurück zur Frage: Wer braucht so eine Uhr?

Garmin Lipke

Marlon Lipke schwört auf die Instinct Solar Surf... ein Argument für sich!

Persönlich genieße ich die Tage am meisten, an denen Zeit keine Rolle spielt. Mir geht es eigentlich am besten, wenn ich nicht mal sicher bin welches Datum überhaupt ist. Vielleicht mache ich etwas grundsätzlich falsch, aber diese Art der Sorglosigkeit wird bei mir immer seltener. Je mehr ich um die Ohren habe, desto wichtiger wird es, dass ich meine Zeit auch wirklich nutze. Obwohl ich im Wasser sehr gut abschalten kann und dabei ungern auf die Uhr schaue, gibt es doch Momente in denen mir so ein zuverlässiger, wasserfester Begleiter die Session retten kann. Zur Dawnpatrol vor der Arbeit zum Beispiel. Oder beim letzten Surf vor Abreise. Oder wenn die Oma zum Abendessen Rindsrouladen macht. Es gibt genügend Situationen, in denen man nicht zu spät aus dem Wasser kommen will. Gut zu wissen: Garmins Instinct Solar Surf passt über eine Kombi aus 5mm Neo und 4mm Handschuhen, sodass man auch im Winter die Earlybird-Sessions in der Nordsee nicht chronographlos angehen muss. Wer also, wie ich, vom generellen Prinzip der wasserfesten Surf-Uhren überzeugt ist, dem sei empfohlen dran zu bleiben, denn diese Uhr bietet noch wesentlich mehr. Ich habe sie nun seit knapp 3 Monaten im Dauereinsatz und berichte im Folgenden, wie es mir dabei ergangen ist.

Akkulaufzeit

Fangen wir beim Knackpunkt an. Die wenigsten Smartwatches kommen mehr als 24 Stunden mit einer Akkuladung aus. Die Instinct Solar Surf hält im Vollbetrieb in Innenräumen bis zu 24 Tage aus – Bei ausreichender Sonneneinstrahlung sogar mehr als 50 Tage. Sicherlich geht es Garmin nicht darum, der Apple Watch Konkurrenz zu machen, doch wenn man es drauf anlegt, kann die Uhr neben Text- und Mail-Benachrichtigungen auch eingehende Anrufe, Social Media Updates, Musik-App Steuerung und weitere Funktionen anzeigen, die ich bisher noch nicht ausprobiert habe. Wenn man denn will, werden all diese Informationen auf dem monochromen Pixel-Display angezeigt. Gerade wegen des minimalistisch gehaltenen Bildschirms, bleibt der bunte HD-Suchtfaktor von anderen Smartwatches oder unseren Handys aus. Wer noch zusätzliche Einsatzzeit aus der Uhr kitzeln möchte, hat aus mehreren voreingestellten Energiemodi die Wahl und kann diese sogar je nach Bedarf anpassen. Auch wenn hier in Holland in letzter Zeit dauerhaft Schietwetter ist, komme ich mit der Uhr im Schnitt gut einen Monat auf einer Ladung aus.

Gezeiten Infos

Dank eingebautem GPS kann man praktisch überall auf der Welt sehr genaue Gezeiteninformationen abfragen. Mit einer Taste wird der aktuelle Standort und die nächstgelegene Gezeitenstation angepeilt. Und wenn man unbedingt wissen muss, wie hoch der Wasserstand in Trestles oder Uluwatu gerade ist kann man auch einen Gespeicherten Standort auswählen oder Koordinaten für den Spot der Wahl eingeben.

Garmin Surf Watch

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Es erscheint dann eine 24-Stunden Tidenkarte für das aktuelle Datum mit der entsprechenden Gezeitenhöhe und Infos über die nächste Flut. Für Forecast-Nerds gibt es dazu auch noch die – nicht zu unterschätzenden - Mondaufgangs- und Untergangszeiten und der Mondphase obendrauf. Gerade bei sensiblen Lowtide-Bänken oder bestimmten Shorebreak-Spots sind diese zusätzlichen Infos Gold wert.

Surf-Tracker

GPS-Systeme im stinknormalen Alltag haben etwas von George Orwell. Wenn man nicht gerade auf einer Polarexpedition, transatlantischen Segeltörn oder zumindest im tiefsten Backcountry am Splitboarden ist, gibt es für mich kaum gute Gründe, um sich freiwillig orten und verfolgen zu lassen. Doch das ist jedem selbst überlassen und wer davor nicht zurückschreckt, findet in der Instinct Solar Surf Edition eine solide Auswahl an Aktivitätsaufzeichnungen. So kann man die tägliche Schrittzahl, die zurückgelegte Strecke, die Intensitätsminuten, die erklommenen Etagen, den Kalorienverbrauch und die Schlafstatistik dokumentieren. Soweit ich das beurteilen kann, waren sämtliche Angaben ziemlich genau und auch die Übertragung zwischen der Uhr und der Garmin Connect App funktionierte fehlerfrei.

Die Surf-Edition verdient ihren Namen nicht nur durch ihre wasserfeste, robuste Konstruktion, sondern vor Allem durch das Feature Surfsessions sehr genau aufzuzeichnen. Im Surf-Mode wird die Anzahl der Wellen, die längste Welle, die maximale Geschwindigkeit und die Position im Wasser aufgezeichnet. Auf der App kriegt man die Daten dann entsprechend serviert. So hat man entweder eine Erinnerung an eine Schrottsession oder ein Souvenir an einen Traumsurf – beide Beispiele habe ich hier beigefügt.

Blue Garmin Surf Tracking

Links eine mittelmäßige Longboard-Session auf Sylt und rechts winterliche Druckwellen in Holland, die noch lang in Erinnerung bleiben werden.

Wiederum kann man sich fragen, ob man das wirklich braucht. Wenn man seine Sessions als Trainingseinheiten betrachtet und auf persönlichen Fortschritt aus ist, dann hat diese Funktion sicher ihren Platz im Programm. Wenn man einfach mal neugierig ist, wie so eine Session objektiv lief, dann sicher auch. Persönlich nutze ich das Feature eher selten, da mich die Daten einfach nicht interessieren. Mir kommt es beim Surfen auf das Gefühl an und das lässt sich schwer quantifizieren. Die Male, die der Surf-Tracker zum Einsatz kam, hat er aber zuverlässig Dienst geleistet.

Apps und Widgets

Die Liste der Möglichkeiten ist lang und ich habe mich noch nicht genug reingefuchst, um einen kompletten Überblick zu geben. Die Funktionen, die bei mir häufig zum Einsatz kommen sind allesamt wohldurchdacht und intuitiv zu bedienen. Wer einen Höhenmesser, ein Barometer, einen Kompass, alternative Zeitzonen, die üblichen Smartwatch-Handy Funktionen oder Wettervorhersagen am Handgelenk braucht, hat mit der Instinct Solar Surf das Schweizer Taschenmesser unter den Surf-Uhren. Wer zusätzlich noch seine Herzfrequenz oder aktuelle Stresswerte messen will, kann das auch im Handumdrehen tun.

Garmin Gewinnspiel

Surf like Marlon... maybe :)

Fazit

Alles kann, nichts muss – und das weiß ich letztendlich auch an der Uhr zu schätzen. Jeder kann sich die Funktionen so zurechtlegen, wie es eben am besten passt. Vollzeit-Überwachung sämtlicher Aktivitäten? Kein Problem. Lieber ohne GPS unterwegs und auch kein Bock auf Handy-Alarm am Handgelenk? Auch eine Option. Persönlich habe ich inzwischen eine Handvoll Funktionen, die im Alltag wirklich nützlich sind und andernfalls reicht mir die Anzeige der Uhrzeit in den Sessions, wo es drauf ankommt, völlig aus. Die Uhr wirkt sehr robust und hat in den 3 Monaten jeden Wipeout und jede Attacke von meinem Hundewelpen ohne Kratzer überstanden. Wer eine Surf-Uhr gebrauchen kann, macht mit der Instinct Solar Surf auf jeden Fall nichts falsch.