Recycling ist gut - upcycling ist besser! Ein Beispiel dafür ist das RETO-Surfboard, das Björn Holm aus alten Skateboards baut. Gerade beim Surfen verwenden wir viele Materialien, die nicht wiederverwendet werden können. Einweg-Müll. Und dazu gehört auch der Wetsuit, wie Patagonias Neo-Designer Billy Smith in unserem BLUE Yearbook 2011 erläuterte. Recyclen, also neue Neos aus dem Alten herstellen, so Billy, ist nicht rentabel.

Doch dass man sogar aus dem bisherigen Problemstoff Neopren noch etwas Sinnvolles machen kann, wenn der Wetsuit bereits in Fetzen hängt, beweisen die Jungs von Geldkluft. Sie stellen aus arrangierten Neos Portemonnaies her.

Wir haben Reik Moritz, einem der Gründer der Firma, ein paar Fragen zu dem Thema gestellt. 

 

BLUE: Moin Reik, Portemonnaies aus ausrangiertem Neopren - wie kamt ihr auf diese Idee?

Angefangen hat alles in Lacanau. Dort haben wir wie immer am Ende des Urlaubs jeder einen Sack mit Strandmüll eingesammelt. Und an den Müllcontainern hingen alte Wetsuits. Manche sahen sogar noch gut aus, hatten aber große Risse und wurden halt weggeschmissen. Da habe ich mir dann gedacht, dass man doch irgendwas damit machen bzw. anfangen müßte. Neopren ist ja nun auch nicht gerade der umweltfreundlichste Stoff und biologisch nicht abbaubar. Als erstes fielen mir Portemonnaies ein und so war die Idee geboren.

                                                                                                  

BLUE: Woher bekommt ihr denn die Neos? Kann man seinen alten Wettie spenden?

Unsere Neo’s bekommen wir von Freunden und damit aus den unterschiedlichsten Ländern. Aus diesem Grund findet man in jedem Portemonnaie eine kleine Karte mit dem Vornamen des ehemaligen Trägers und dem Homespot bzw. Local Beach. Was die Idee, Neos spenden angeht, stecken wir noch ein wenig in den Kinderschuhen. Angedacht ist aber ab dem nächsten Jahr, dass man seinen Anzug zu uns einschicken kann, wir bezahlen das Porto und der ehemalige Besitzer kann sein eigenes Fähnchen mit Namen auf unser Homepage setzen. Weiterhin wollen wir dann als zweite Variante anbieten, dass der Rider uns seinen alten Anzug zuschicken kann und für einen Preis X machen wir aus seinem Anzug ein kleines und ein großes Portemonnaie und einer Hülle für sein Smartphone. Als so eine Art persönliches „ Package“. So kann jeder seinen Anzug „behalten“. Beide Varianten stehen dann bis März 2013 auf unserer Homepage zur Verfügung.

 

BLUE: Ist Neopren denn ein Material, das sich gut für Upcycling eignet? 

Neopren an sich ist ein gutes Material zum Upcyceln. Die Verarbeitung ist zwar aufwendig und schwierig. Wir achten aber trotzdem schon bei der Auswahl der Neos darauf, dass keine allzu kaputten, ausgebleichten oder spröden Anzüge verarbeitet werden. Vor der Verarbeitung werden alle Anzüge desinfiziert und anschließend gereinigt.

 

BLUE: Sind euch noch andere Neo-Upcycling Firmen bekannt?

Soweit wie wir bis heute recherchieren konnten gibt es keine Firmen die gebrauchte Neoprenanzüge upcyceln. Da wir nun seit einem Monat auch dabei sind alles rechtlich schützen zu lassen, hätten wir auch bestimmt schon eine Info vom DPMA bekommen, wenn es derartige Firmen geben würde. Also gehen wir davon aus, dass wir derzeit die Einzigen sind.

 

BLUE: Wie stellt ihr denn die Portemonnaies her? Lasst ihr sie fertigen, oder macht ihr es selbst?

Die ersten Prototypen haben wir selbst hergestellt, um die Passgenauigkeit überprüfen zu können und das Aussehen festzulegen. Nur bei der Robustheit der Nähte und beim Versuch, grade Nähte hinzubekommen, sind wir dann an unsere Grenzen gestoßen. Es gab keine Großnäherei die dies nähen wollte. Die normalen Neoprennähte, wie wir sie am Anzug kennen wären aus Sicht der Qualität keine wirkliche Alternative gewesen. Hier kam dann der Punkt, an dem ich eigentlich aufgeben wollte. Wir wussten nur, dass man spezielle Nähmaschinen mit einem bestimmten Ausstattungsmerkmal bräuchte. Hier habe ich dann angesetzt und das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich habe den Hersteller dieser Nähmaschinen ausfindig gemacht und bekam die Adresse von zwei Nähereien, die diese Maschinen vor vielen Jahren geordert hatten. Das nächste Problem war das Neopren selbst. Der Stoff ist dermaßen flexibel und weich, dass ein normales zusammennähen nicht möglich ist. Hier liegt auch das GEHEIMNIS unserer Geldbörsen. Ich verrate nur so viel, dass zwischen Zuschnitt und dem endgültigen Zusammennähen mit dem Kettelband, zwei wichtige Schritte notwendig sind. Nach einigen Anlauf-und Nähversuchen hatten wir dann genau das gewünschte Ergebnis: Robustheit, Flexibilität und grade Nähte.

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BLUE: Und welche Vetriebswege habt ihr?

Langfristig setzen wir darauf, dass wir unsere Produkte über Onlineshops und unsere Partner vertreiben. Derzeit findet man unsere Geldbörsen bei www.kitefly.de und bei www.warehouse-one.de. Ab Mitte 2013 bieten wir dann auch einen eigenen kleinen Onlineshop an. Und wir sind immer auf der Suche nach Händlern und Partnern, die unsere Geldbörsen mit in ihr Sortiment aufnehmen wollen.

 

BLUE: Sind noch weitere Accessoires in Planung?

Allerdings: Große Portemonnaies mit noch mehr Einsteckfächern für Kreditkarten und Ausweisdokumente. Handytaschen für Iphone und andere Smartphones. Brust-und Schultertaschen in der Form von Surfboards - die werden dann aus gepolsterten Boardbags gefertigt. Aus einer Leash wollen wir ganz kleine Portemonnaies für das Handgelenk oder Fußgelenk machen. Hier wird dann ein bißchen Kleingeld, Autoschlüssel etc. reinpassen.

 

BLUE: Dann viel Erfolg - wir hoffen, dass sich weitere Surfer inspiriert fühlen!

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