Es ist Winter. Tageslicht ist ein seltener Anblick und mit jedem verstreichenden Tag versackt Hamburg tiefer im farblosen Grau. Der Großstadt-Alltag hat längst alle Erinnerungen an perfekte Wellen und die Farben des Spätsommers verdrängt. Auch wenn der Forecast nicht gerade überzeugend aussieht - Finn und Oliver wissen, dass es an der Zeit ist das Auto zu packen. Unser Kia Rio entpuppt sich als Raumwunder: Ausreichend Platz für Bretter, Wetsuits und mich und meine Kamera-Gear!
An dieser Stelle vielen Dank an Kia, die uns mit dem Rio unser kompaktes Roadtrip-Mobil gestellt haben!
Baltic Dreams vs. Reality
Es ist zur Abwechslung mal wieder kalt und grau, als wir endlich die Reise beginnen und Hamburg hinter uns lassen. Verzweiflung tarnt sich als Optimismus, während wir Kurs auf die Ostsee setzen. "Wenn der Wind dreht - Die Swellrichtung stimmt - Kurz vor Flut könnte man" - Und so weiter. Nach langen Spekulationen über den zweideutigen Forecast erreichen wir unser erstes Ziel und rennen im letzten Licht des Tages in Richtung Wasser. Fehlanzeige! Wir klappern die Küste bis nach Brasilien ab – Das liegt irgendwo zwischen Kalifornien und Stakendorf. Alle Spots geben das gleiche deprimierende Bild ab.
Mit dem Kia Rio nach Brasilien...
Ein letzter Blick auf die Ostsee, bevor das Rennen gegen die Zeit beginnt.
Last Hope: Denmark
Probieren mussten wir es - und jedem von uns ist klar, dass die Reise hier nicht zu Ende ist. Man kann die Spannung im Auto förmlich spüren als wir Richtung dänische Grenze heizen. Zum ersten Mal nach langer Zeit passieren die Dinge wieder im hier und jetzt. Trotzdem kann es nicht schnell genug gehen, bis wir endlich an der Küste sind. Endlich angekommen sehen wir erstmal - nichts. Vor uns ist eine Wand aus schwarz die nur von den Autoscheinwerfern durchschnitten wird. Nach kurzer Zeit bricht der Tag an und nach Wochen der undurchdringlichen hanseatischen Farblosigkeit, stehen wir jetzt vor einer in Rot getauchten Küstenlandschaft.
Early Bird im Südwesten Dänemarks.
Der Spotcheck-Maraton beginnt.
Oli und Finn wissen, wer in der Nordsee scoren will braucht Geduld - und ein Auge für die Forecasts.
Pedal to the metal! Kurs Nord.
Während wir die ersten Sonnenstrahlen des Tages genießen, wird das spiegelglatte Wasser von langen Setwellen durchbrochen. Doch der Swell quält sich nur mühsam über die Sandbänke und läuft fast lautlos im Flutsaum aus. Wir müssen in den Norden und zwar schnell. Dänische Wintertage sind absurd kurz und die Wellen machen nicht mehr lange mit. So beginnt das Rennen gegen die Zeit. Wir erwischen gerade noch die Fähre nach Thy. (Pro-Tipp: Mit einem Kompaktwagen wie dem Kia Rio zahlt man bei solchen Überfahrten (z.B. auch von Rømø nach Sylt) weniger als die Hälfte, als mit einem Kleinbus oder Transporter.) Auf der anderen Seite angekommen beginnt die Jagt nach dem richtigen Spot. Jeder Küstenstreifen wir systematisch abgesucht und uns entgeht keine noch so abgelegene Ecke. Wir checken eine Welle nach der anderen bis wir endlich vor einer menschenleeren Bank stehen die ein perfekt symmetrisches Programm abspult.
Letzter Pitstop auf der Fähre nach Thy.
Nordsee Jetset-Life...
Und genau für diese Momente lohnt es sich dann doch! Jackpot irgendwo im Nordwesten.
Nach über zwei Tagen auf der Piste stört dann auch der Wetsuit-Tanz bei Minusgraden nicht mehr. Finn ist bereit!
When the Search pays off
Sofort machen wir uns fertig und stürzen uns in das Eiskalte Wasser. Nach der hektischen Fahrt über holprige Strandstraßen und Finns Techno-Playlists, ist es im Wasser erstaunlich still. Dann hebt sich der Horizont und das erstes Set des Tages wühlt mit einem lauten Krachen das Wasser auf. Sofort paddeln Finn und Oliver in Position und schon bald gesellt sich das Geräusch von Boards, die durch eiskaltes Wasser schneiden, zum Heulen des Windes und dem Tosen der Wellen.
Die ersten Sets schieben sich über die menschenleere Sandbank.
Oli Hartkopp - Bottom Turn.
Finn Springborn - Off the top.
Finn lässt sich von der langen Fahrt nichts anmerken und skatet durch die Lefts...
Vertikaler Schlussstrich einer erfolgreichen Mission!
Die letzten Stunden Tageslicht, die uns noch bleiben werden voll und ganz ausgenutzt. Finn und Oliver sind in Form. Die Sandbank auch. Der Spotcheck-Marathon hat sich gelohnt. Als keiner mehr die eisige Kälte aushalten kann, die langsam die Überhand gewinnt, wird es Zeit das Wasser zitternd, aber mit einem dicken Grinsen zu verlassen.
Auch wenn wir letztendlich nur ein paar Stunden im Wasser waren - Der Großstadt-Alltag kann kommen!
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Surfers: Finn Springborn / Oliver Hartkopp
Visuals & Words: Louie Angenendt