Blue Mockups Paddle Story

Ein guter Freund erlebte auf seinem Surftrip im Frühjahr 2012 in Indonesien den puren Albtraum. Überlebenskampf statt perfekten Wellen. Hier das Protokoll seiner Erzählung. 

Dieser Artikel erschien im Blue Yearbook 2013. Gedruckt liest es sich immer noch am besten.
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Nachdem mir vier Jobs hintereinander abgesagt worden waren, in die ich über drei Monate meiner Zeit investiert hatte, wollte ich einfach nur weg. Ich hatte mitbekommen, dass sich Martin, ein guter Bekannter von mir, mit dem ich schon einmal das Vergnügen hatte, Bali unsicher zu machen, sich demnächst mit ein paar Jungs auf den Weg nach Indonesien machen wollten.Kurzentschlossen saß ich zwei Tage später im Flieger nach Jakarta. Doch bereits während der Anreise kam mir alles falsch vor. Zu kurzfristig, zu unvorbereitet, die Freundin im Stich lassend und mit schlechtem Gewissen hatte ich kein gutes Gefühl. Irgendwie hatte ich eine Vorahnung und mir kam es vor, als sei ich mit schlechtem Karma unterwegs.

Ich traf Martin, Jonas und Frederik in Jakarta am Flughafen, und zusammen flogen wir weiter nach Padang. Das Ziel unserer Reise war die kleine Inselgruppe südlich der Mentawai Insel Siberut. In Padang am Abladeplatz erfuhren wir, dass die Fähre nach Siberut erst in fünf Tagen wieder fahren würde. Jedoch könnten wir am nächsten Tag nach Sipora mitfahren, die die nächst größere Insel südlich unseres Zieles war. So saßen wir am nächsten Abend auf einer völlig verrosteten Fähre nach Sipora. Zwischen den LKWs und Autos wurden Hühner, Ziegen, Bananen, und säckeweise Lebensmittel völlig chaotisch verteilt und die Fähre schien überladen. Unsere Business Class Tickets, die eine feste Reservierung von vier Sitzplätzen garantierten, hatten wir noch auf Anraten mit ein bisschen Schmiergeld erkauft.

Nach einer unbequemen Nacht erreichten wir Sipora im Morgengrauen und wollten alle nur eins: Perfekte Wellen surfen. Schließlich waren wir ja schon drei Tage auf der Anreise. Etwa eine Stunde vom Hafen in Sipora entfernt, musste es einen Spot geben, der sich interessant anhörte. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bemo erreichten wir den kleinen Ort, nahe des erkundeten Spots und fanden auch schnell eine günstige Unterkunft bei einem einheimischen Surfer namens Made. Die Welle brach etwa drei Kilometer vom Strand entfernt und mit seinem kleinen Boot brachte uns unser Surfguide jeden Tag zum Riff hinaus. Der Swell hatte zwar nicht die Qualität, die wir uns erhofft hatten, aber meistens waren wir unter uns und genossen den Surf.

Nach fünf Tagen organisierten wir unsere Weiterreise. Auf der Insel, auf die wir wollten, gab es unseren Informationen nach nur ein Camp, das mit 300 Euro Tagespreis nicht in unseren finanziellen Rahmen passte. Unser Plan sah Zelten vor und alles Nötige wie Reis und Wasser mitzunehmen. Nach reichlichen Überlegungen, wie wir wohl am besten unsere Überfahrt gestalten würden, bot sich unser Gastgeber und Surfguide an mitzukommen. Er kannte die Möglichkeiten unterzukommen und auch die Wellen in der Umgebung und würden wir auf seinem Boot mitfahren, hätten wir auch vor Ort ein Boot. Sein Boot war nicht besonders groß, aber sein ganzer Stolz. Ein handgeschnitzter Einbaum, den er erst vor einem Jahr für umgerechnet 1000 Euro erworben hatte – ein Vermögen für die herrschenden Verhältnisse.

Unsere Route würde uns ungefähr 40 Kilometer über die offene See führen und wir waren uns alle nicht sicher, ob das Boot dafür geeignet war. Aber letztendlich entschieden wir uns, es zu riskieren, denn ein eigenes Boot mit Guide in den Mentawais, Leben für 10 Dollar am Tag anstatt 300 – das klang nach einem Schnäppchen-Surf und wir dachten, wir wären Könige. Doch das erste Problem, das wir hatten, war die Sprit-Situation. Auf Sipora herrschte akuter Spritmangel. Ohne Tankstelle wurde der Stoff nur von Mann zu Mann gehandelt und um die für unsere Überfahrt benötigten 35 Liter zu organisieren, brauchte Made vier volle Tage. Dann war es endlich soweit, ein Swell kündigte sich an und wir waren alle heiß. 

Sechs Surfboards, drei Taschen, 20kg Reis, 20 Liter Wasser, 5kg Trockennudeln und eine 20er-Packung Beng Beng Schokoladenriegel lagen bereit. Als wir unsere Sachen zum Strand brachten, regnete es leicht und der Himmel war komplett bewölkt. Nicht das richtige Wetter, um 40 Kilometer übers offene Meer zu schippern. Martin und ich standen am Strand und warteten auf Made und sein Boot. Martin erzählte mir von einer Geschichte, die er einst gelesen hatte. In der Geschichte ging es um Vorzeichen. Die Rede war von einem weißen und einem schwarzen Vogel, die den Lauf des Schicksals vorhersagen würden. Ich hatte mein schlechtes Gefühl nicht vergessen, welches mich auf der Anreise gequält hatte. Als plötzlich ein schwarzer Vogel an uns vorbeiflog, war es für mich schon eine klare Sache, das etwas schief gehen würde. Ich äußerte meine Bedenken bezüglich des Wetters und wir diskutierten über einen Abbruch. Made aber versicherte uns, es wäre kein Problem und so stiegen Martin, Jonas, Made, sein 15 Jahre alter Cousin Jun und ich ins Boot. 

Nach einem Kilometer verließen wir den Schutz der Bucht und weitere zwei Kilometer später entschieden wir umzudrehen. Das Boot war schlicht zu klein. Mit unserem Gepäck lag das Boot nur 10 Zentimeter über der Wasserlinie. Bei jeder größeren Welle lief das Boot voll und wir waren durchgängig damit beschäftigt, das Wasser wieder auszuschöpfen. Zurück im Strand luden wir unsere Sachen in das Boot von Mades Onkel. Ebenfalls ein Einbaum, doch mit drei Metern Länge wesentlich größer und mit mehr Volumen ausgestattet. Wir saßen alle hintereinander wie in einem Bob. Es war wackelig und eng, aufstehen und reinklettern war jedes Mal ein Kunststück. 

Gegen 12:00 Uhr waren wir wieder unterwegs Richtung Norden. Das Boot machte einen wesentlich solideren Eindruck und schien die Gegebenheiten gut zu meistern. Es regnete, der Wind pfiff und im Nu waren wir alle patschnass. Doch in unseren Neopren- Tops lies es sich gut aushalten. So schipperten wir stetig gen Norden. Bald schon sahen wir keine Insel mehr und ich fragte mich, wie wohl unser Kapitän ohne Kompass den Weg finden würde. Aber sollte ich jetzt mein Smartphone aus der wasserdicht verklebten Box heraus kramen und dem Local damit vor der Nase rumfuchteln? Ihm den Weg weisen? Wohl aus falscher Bescheidenheit lies ich es dann doch lieber sein. Made würde schon wissen was er macht...dachte ich.

Nach etwa drei Stunden drehte er plötzlich ab, er hatte ein Fischer Boot gesichtet und steuerte nun darauf zu. Der Sprit sei schon knapp und er wolle sich nach dem Weg erkundigen. Wir wurden stutzig. Am Fischerboot angekommen, gab es eine aufgeregte Diskussion auf Indonesisch, von der wir nichts verstanden. Ohne Vorankündigung drehte unser Bootsmann wieder vom Fischerboot ab und schlug einen westlicheren Kurs ein. Nach mehrfachen Nachfragen erfuhren wir, was geschehen war. Die Fischer waren auf dem Weg nach Padang, hatten nur Diesel dabei und verlangten 500 Euro, um uns dorthin mitzunehmen. Dies hätte für Made bedeutet, das Schiff aufzugeben, was für ihn keine Option war. Mit der Aussage „die Inseln würde gleich in Sicht sein“ fuhren wir weiter.

 Uns kamen Zweifel, die Lage war ernst geworden. Das Smartphone konnte uns vielleicht helfen unsere Position zu bestimmen. Auch ohne Netzempfang waren die Karten noch geladen. Das GPS Zeichen war ebenfalls vorhanden und zeigte einen blauen Punkt blinkend im Meer. Wir waren mitten in der „Straight of Mentawais“ zirka 40 Kilometer von Sipora und 40 Kilometer von unserem Ziel entfernt. Wir waren in einen fast perfekten 45 Grad Winkel vom Kurs abgekommen und vier Stunden aufs Meer hinaus gefahren. Der Tank hatte zu diesem Zeitpunkt gerade noch einen Liter Sprit und uns war sofort bewusst, dass wir die Inseln nie erreichen würde und der Motor jeden Moment jämmerlich verstummen würde. … Was auch 30 Minuten später geschah. 

Den Moment, als der Motor ausging, werde ich nie vergessen. Eine unheimliche Stille setzte ein. Wir waren am Arsch. Sofort begannen wir unsere Optionen durch zu gehen. Wasser hatten wir noch genug. Wenn wir gut rationierten, würden wir 2-3 Tage damit auskommen. Nachdem wir keine Paddel an Board hatten, war schnell klar, dass für diesen Zweck zwei Surfboards herhalten müssten. Also schnitten wir zwei Bretter einmal dem Stringer entlang durch und schnitzten uns acht Paddel. Dem Kompass des Smartphone nach musste unsere Insel in genau nordwestlicher Richtung liegen. Nach 20 Minuten Paddeln war uns klar, das es keinen Sinn machte. Wir mussten genau gegen den Wind, und es war unmöglich Kurs zu halten. Alle fünf Minuten waren wir 20 Grad ab vom Kurs und fuhren Zick-Zack.

 

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Als nächstes versuchten wir mit der Plastikverpackung, in die wir unsere Taschen gewickelt hatten, ein Segel zu bauen. Das Segel hätte sogar funktioniert, aber wir konnten mit dem Einbaum ohne Schwert oder Kiel keine Fahrt mit Seitenwind aufnehmen. Wir wurden nur weiter aufs offene Meer geblasen und diskutierten, inwieweit wir nicht den Wind zu unserem Vorteil nutzen wollten, um Richtung Sumatra zu segeln. Doch die Idee wurde glücklicherweise verworfen.

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Es war gegen 16:00 Uhr, als wir einsahen, dass wir augenblicklich keine andere Option hatten als abzuwarten, bis wir von einem anderen Boot aufgenommen werden würden. Wir ließen den Anker aus und bauten aus Plastiktüten Driftanker, um dem immer stärker werdenden Wind entgegenzuwirken und möglichst nicht noch weiter hinausgetrieben zu werden. Nirgends ein Boot zu sehen. Die Stunden vergingen in Zeitlupe. Jeder war in Gedanken bei sich. Uns war allen klar, dass wir in einer beschissenen Situation waren. So kauerten wir alle stumm im Einbaum und versuchten ruhig zu bleiben. Es wurde dunkel und wir bereiteten uns auf die Nacht vor.  Die Taschenlampen wurden hervorgeholt und die Fotokameras bereitgelegt, so dass wir vorbeifahrenden Schiffen mit den Blitzen der Kameras Signale geben konnten. Ich versuchte mit dem Moskitospray und einen Feuerzeug eines unserer Paddel in Brand zusetzten und es so als Signalfackel zu nutzen. 

Noch immer regnete es. Die letzte Positionsbestimmung zeigte, dass wir uns weiter aufs offene Meer bewegten. Wir konnten nur noch auf ein Wunder hoffen und die Verzweiflung, die sich bei allen breit machte, nagte an uns. Doch niemand geriet in Panik, zumindest zeigte es keiner, innerlich jedoch hätte ich nur heulen können, wir waren in einer aussichtslosen Situation, verdammt dazu abzuwarten. Gegen 2:00 Uhr nachts hörten wir das erste Boot, doch es war zu weit weg und konnte uns nicht sehen.
Wir konnten drei Gewitterzellen ausmachen, eine nördliche, eine südlich und eine westlich, Blitze erhellten den sonst finsteren Himmel. Die Wellen wurden langsam immer größer und immer wieder schwappte eine Welle ins Boot, sodass wir wieder schöpfen mussten. Wir machten uns mit dem Gedanken vertraut, dass das Boot absaufen könnte und wir auf unsere Surfboards ausweichen müssten. So verging die Nacht immer mit der Sorge, die nächste Welle könnte uns zum Verhängnis werden. Der Versuch zu schlafen wurde durch das konstante Schaukeln und die Ungemütlichkeit verworfen. Nur Martin schaffte es tatsächlich zu schnarchen.

Gegen 4:00 Uhr wurde das Wetter besser, der Wind hatte sich gelegt und die Sterne kamen zum Vorschein. Ein atemberaubender Blick auf die Milchstraße offenbarte sich. Das erste bisschen Hoffnung. Plötzlich vernahmen wir Motorgeräusche. Das Boot war nicht sehr weit weg und wir konnten deutlich mehrere Lichter an Board erkennen. Alle waren sofort hellwach. Kameras blitzten, Lampen morsten S.O.S. und ich schaffte es, das Paddel in Brand zu setzten, um damit auf uns aufmerksam zu machen. Als das Boot im rechten Winkel an uns vorbeifuhr, änderten sich die Positionslichter, es kam auf uns zu. Wir waren gerettet.

Wir jubelten und lagen uns in den Armen. Kurz darauf mussten wir jedoch schmerzlich realisierten, dass man uns nicht gesehen hatte und dass wir einer optischen Täuschung erlegen waren – ein bitterer Moment. Um 5:30 Uhr war das erste Morgenlicht zu sehen. Wir konnten die Umrisse von Sipora erkennen und beschlossen, es doch noch mal mit Paddeln zu probieren, um so zumindest etwas näher an die Insel heran zu kommen. Die Wetterlage war perfekt, windstill und wolkenlos. Jetzt hatte ich zum ersten Mal wieder Hoffnung, dass wir doch noch aus dieser brenzligen Lage raus kommen würden und wir gingen hochmotiviert zur Sache. Bis 9 Uhr wollten wir durch paddeln, um dann erneut unsere Position zu bestimmen. Schon nach 30 Minuten taten die Arme weh, aber keiner wollte Schwäche zeigen und alle bissen sich durch. 

Nachdem wir zwei Stunden durch gepaddelt hatten, konnten wir unsere Geschwindigkeit bestimmen. Wir machten gute 2-3 km/h. Endlich bewegten wir uns! Bisher hatten wir nur eine Wasserflasche aufgemacht und alle hatten sich mit dem Trinken sehr zurückgehalten. Jeder, der die Flasche ansetzte, wurde von den anderen genaustens beobachtet, aber zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, das wir nicht alle zusammenhalten würden. Nach der ersten Pause gab es für jeden erstmals einen ordentlichen Schluck Wasser. Und obwohl wir zehn Minuten pausieren wollten, paddelte der Erste gleich wieder los. Sofort setzten die anderen ein, klar, wir hatten nicht den Luxus zu pausieren. Jederzeit hätte das Wetter wieder umschlagen können.

Die Sonne brannte auf unsere Köpfe und gegen 11:00 Uhr konnten wir sehen, dass wir uns bewegt hatten. Die Insel schien zwar immer noch unerreichbar, aber die Hoffnung wuchs.Gegen 12:00 Uhr entschieden wir, alles Wasser für unsere Chance einzusetzen und jeder durfte endlich so viel trinken, wie er wollte. Wir paddelten fast durchgängig und feuerten uns gegenseitig an. Die Hoffnung wuchs weiter. Um 14:00 Uhr konnte man schon einzelne, kleine vorgelagerte Inseln erkennen und durch Anpeilen der Position unseren Fortschritt messen. Dies war der erste Moment, indem wir wirkliche Hoffnung wagten. Es lag zwar immer noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, aber irgendwann in der Nacht oder am nächsten Tag würden wir es schaffen. Im besten Fall würde uns vorher ein Boot finden. Bisher war es komplett windstill gewesen, doch jetzt sammelten sich Wolken über der Insel und im Nu hatten wir Gegenwind. Wir kamen nicht mehr vom Fleck und paddelten auf der Stelle. Der Frust wuchs wieder. War all die Arbeit umsonst? Wir durften nicht aufgeben.

Nach einer guten Stunde ohne merkliches Vorankommen sprangen wir abwechselnd auf die Surfboards und schubsten das Boot vor uns her. Glücklicherweise ließ der Wind nach 1,5 Stunden wieder nach, und wir nahmen wieder Fahrt auf. Jeder hatte schon Blasen an den Händen und die Holzplanken, auf denen wir saßen, fühlten sich wie Reißbretter an. Seit der Abfahrt waren wir komplett nass und unsere Haut nun aufgeweicht wie ein Schwamm, die Kräfte schwanden. Plötzlich tauchten Delfine auf. Ich hatte mich in der Nacht in meiner Verzweiflung ernsthaft mit dem Gedanken befasst, ein Lasso zu bauen und uns so von einem Delfin retten zu lassen. Der Schwarm gab uns neuen Mut und alle paddelten noch mal bis an ihre Grenze. Jetzt war in Richtung der Insel deutlich ein hellgrüner Punkt zu erkennen.

Zuerst dachte ich an eine Boje, aber es war noch nicht genau auszumachen, um was es sich handelte, doch es war für uns alle richtungweisend und wir paddelten darauf zu. Wir hatten den ganzen Tag niemanden gesehen, als wieder ein Boot auftauchte. Alle winkten und riefen und obwohl es sehr nahe an uns vorbei fuhr, nahm uns an Bord niemand wahr. Gegen 16:00 Uhr machte sich die Gewissheit breit, dass wir es schaffen würden. Von nun an wurden die Stunden davon bestimmt auf einen Berg zu zu paddeln, der sich auf der Insel gut erkennen ließ und seine Position nicht verändert. Gegen 18:00 Uhr verließen mich meine Kräfte und ich bekam Krämpfe. Außer unserem Kleinsten an Bord hatten wir alle seit zwölf Stunden durch gepaddelt. 

Es wurde dunkel, aber unser Sieg lag vor Augen. Eine Stunde später konnten wir endlich den Dschungel hören. Was für ein Lärm, wunderschön. Etwa zwei Stunden später hatten wir es geschafft. Unser Boot setzte auf den Korallen auf, wir waren mitten im Mangrovenwald angekommen. Als wir unsere Taschenlampen anschalteten, um uns umzuschauen, warnte Made, das dies gefährlich sei, und das es einen Fisch gäbe, der das Licht angreifen würde. Worauf Martin sofort seine Lampe ausschaltete. Als er sie wieder einschaltete und sich umsah, glitt sein Lichtkegel direkt über einen Alligator, der zwei Meter neben unserem Boot lag. Das Licht erlosch sofort. Alligator? Martin schaltete seine Lampe wieder ein und es stellte sich heraus, dass der Alligator doch nur ein Baum war.

Jetzt war es tatsächlich geschafft, wir hatten uns aus eigener Kraft gerettet und kein Alligator oder Lichtfisch konnte uns mehr aufhalten. Wir sprangen vom Boot und lagen uns in den Armen. Wir hatten das Unmögliche geschafft und sind circa 35-40 Kilometer in 16 Stunden gepaddelt. Made erzählte uns von einem Dorf, das in der Nähe sei, wir müssten das Boot nur am Ufer entlang schieben und dann einen Fluss hoch paddeln. Wir paddelten den Fluss hinauf und eine halbe Stunde später erreichten wir das besagte Dorf. Made hatte Verwandte dort und wir wurden sofort gut aufgenommen und verpflegt. Wir hatten seit 36 Stunden nichts gegessen und nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen hatten, schliefen wir alle sofort ein und wachten am nächsten Tag erst um 17:00 Uhr wieder auf.

Als wir aus dem Haus kamen, entdeckten wir den Ursprung des grünen Lichtes.Es war das türkis-glänzende Dach der Kirche, welches das Sonnenlicht reflektiert hatte. Göttliche Hilfe? In jedem Fall hatten wir alle das Gefühl, das wir von höheren Kräften beschützt worden waren.

 

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Protokoll: Sebastian York

Karikatur: Andreas Klammt, Breitengrad35.de