Wildcampen Aufmache

Reisen mit dem Reisemobil oder Camper-Van begeistern immer mehr Menschen, und das Wildcampen stellt dabei für viele einen besonderen Reiz dar. Einsame Buchten, lauschige Plätze am Waldesrand, das Gefühl von Freiheit – keine Frage, all das klingt verlockend.

Aber: Bei aller Abgeschiedenheit und Naturverbundenheit hinterlässt der Mensch Spuren. Teils gefährliche Feuerstellen, gern übelriechende Hinterlassenschaften und Müll oder das oft unwissentliche Betreten von Privatgrund haben inzwischen in einigen Ländern zu Wildcamping-Verboten geführt. Mit diesen sechs Tipps lässt sich das Abenteuer Wildcamping im Einklang mit der Natur erleben:

1. Wildcampen – Wo darf ich was?

Fangen wir mit Deutschland an: Hier ist das Wildcampen grundsätzlich nicht erlaubt. Dennoch muss man nicht immer den nächsten offiziellen Campingplatz anfahren. Parkt man für eine Nacht auf einem öffentlichen Parkplatz, stellt das in manchen Bundesländern kein Problem dar. Allerdings ist dabei stets jegliches Campingverhalten untersagt: Campingstühle, Markise und Auffahrkeile bleiben also eingepackt. In punkto Camping in der freien Natur unterscheiden sich die Gesetze und Regularien von Bundesland zu Bundesland. WICHTIG: In Naturschutzgebieten, Naturreservaten, Nationalparks, Landschaftsschutz- und Jagdgebieten ist Wildcampen immer strengstens verboten.

Außerhalb Deutschlands gestaltet sich die Gesetzeslage oft undurchsichtig. Während Wildcampen in Skandinavien vielerorts erlaubt ist, sind Länder wie Italien, Österreich oder Spanien weniger tolerant und bestrafen das wilde Campieren zum Teil mit hohen Bußgeldern. Wer sich auf die Reise begibt, sollte sich deshalb vorab umfassend über die örtlichen Vorschriften informieren, z.B. bei PiNCAMP, dem Campingportal des ADAC.

Algarve Camper Clash

Foto: Martin Stülein

 

2. Digitale Helfer nutzen

Inzwischen gibt es für nahezu jedes Problem eine App mit passender Lösung – so auch für die Suche nach einem genehmigten Stellplatz. Die kostenlose App park4night gehört zu den beliebtesten unter Reisemobilisten. Sie zeigt kostenpflichtige sowie kostenfreie Stellplätze an und liefert darüber hinaus hilfreiche Erfahrungen, Bewertungen und Bilder anderer Nutzer. Auch die Online-Plattform Campspace unterstützt in mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, bei der Stellplatzsuche. Als eine Art Airbnb für Camper bieten hier Privatpersonen ihren Grund für kleines Geld zur Übernachtung an. Der ADAC bietet eine Suche nach Naturcampingplätzen, die dem Gefühl vom abenteuerlichen Wildcampen recht nah kommen.

3. Rücksicht auf tierische Anwohner

Das Besondere am Wildcampen: vollkommene Ungestörtheit und Privatsphäre. Also erstmal ein Bier und die Musik laut aufdrehen? Nichts könnte unpassender und rücksichtsloser sein. Beim Wildcampen befindet man sich im Lebensraum vieler Tiere – und den gilt es zu respektieren und zu schützen.

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4. Für die Tonne, nicht den Wald

Seinen schlechten Ruf verdankt das Wildcampen besonders den Bergen an Müll, die manch ein Camper in der Natur zurücklässt. Dabei ist die Regel simpel: Verlasse einen Platz immer so, wie du ihn vorgefunden hast und vorfinden möchtest! Nimm deinen Müll stets wieder mit, um ihn ordnungsgemäß zu entsorgen. Dasselbe gilt auch für Grauwasser. Den Abwassertank im nächsten Straßengraben zu entleeren ist verboten und hat hohe Bußgelder zur Folge.

Wildcampen Artikelbild

Der Sunlight Clif 4x4 im Offroad-Einsatz. Foto: Sunlight

 

5. Lagerfeuer-Romantik? Nein danke!

Gemeinsam gemütlich am Lagerfeuer sitzen und grillen: eine Vorstellung, die wohl so manches Camper-Herz höher schlagen lässt. Verständlich, aber es sollte bei der Vorstellung bleiben! Denn abgesehen davon, dass sich ein vermeintlich harmloses Lagerfeuer schnell zum bedrohlichen Waldbrand entwickeln kann, verschreckt es die Tiere der Umgebung und hinterlässt verbrannte Erde, wo zuvor noch Pflanzen und Sträucher wuchsen. Auch der Grill hat in der freien Natur keinen Platz. Stockbrot und Steak müssen also bis zum nächsten Campingplatz mit offizieller Feuerstelle warten. 

6. Geschäft ist Geschäft. Aber bitte nicht in der Natur!

Es sind Plätze mit stetig wachsender Beliebtheit: Nicht einsehbare Örtchen hinter Bäumen oder Felsen – auserkoren als ideale Stelle, um das Geschäft zu verrichten. Mit der Zeit entwickeln sie sich dank zahlreicher Nachahmer zu einer Art Sammelstelle für Klopapier. Tatsache ist: Klopapier braucht mehr als ein Jahr, um sich zu zersetzen. Und auch menschliche Exkremente verschwinden nicht nach einem Tag. Noch dazu enthalten sie Bakterien, Viren und Keime, die das Ökosystem der Natur schädigen können. Das natürlichste Geschäft der Welt ist mitten in der Natur also gar nicht mehr so natürlich. Deshalb lautet die Devise: Keine Toilette im Fahrzeug, kein Campen in freier Natur! Doch es gibt mittlerweile zahlreiche portable Toilettenlösungen, die sich auch in kleinen Vans unterbringen lassen.

Wozu es führen kann, wenn diese einfachen Verhaltensregeln nicht ernst genommen werden, haben die Konflikte zwischen Einheimischen und Wildcampern im den letzten Jahren an der Algarve gezeigt. Von völlig vermüllten Parkplätzen bis zu Klopapier-Fahnen hinter nahezu jedem Busch. Die Locals reagierten auf die rücksichtslose Invasion der Vanlife-Nomaden auf ihre Art: von zerstochenen Autoreifen, eingeschlagenen Scheiben bis zu Schlägereien im Lineup war alles dabei.

Die Algarve war vor wenigen Jahren noch eine Region, in der man mit Rücksicht und Respekt problemlos ein paar Tage direkt am Spot Übernachten könnte. Diese Zeiten sind leider endgültig vorbei.