Coco Ho ist 22 Jahre alt, sieht deutlich jünger aus und spricht mit der Stimme einer Moderatorin im Disney Club. Trotzdem haftete ihr lange der Ruf des Bad Girls im Pro-Zirkus an. Zum einen liegt das wohl an ihrer Heimat, der Northshore von O'ahu, und dem dazugehörigen Local-Image, zum anderen sorgte sie in ihren ersten Profijahren mit ein paar, sagen wir mal "frechen" Aktionen für Aufsehen. Erinnert sei hier an ihren Drop-In im Heat mit Layne Beachley, gefolgt von einem fetten Air genau vor der Nase der siebenfachen Weltmeisterin, die dazu nur resigniert meinte, "so geht es halt zu, hier in Hawaii...".

 

Mittlerweile ist die Tochter von Sunset-Legende Michael Ho, Nichte von Weltmeister Derek Ho und Schwester des Freesurfers Mason Ho jedoch zu einer kleinen Lady gereift. Ihre Antworten sind wohl überlegt und respektvoll, auch wenn sie nach wie vor zu allem eine Meinung hat. Das macht sie zu einer guten Interviewpartnerin!

 

Wir haben die Prinzessin der Ho-Dynastie in während des SWATCH Girls Pro in Hossegor zum Gespräch über ihre Familie, die Tour und den Zustand des Frauensurfens im Allgemeinen getroffen. 

 

BLUE: Coco, du bist jetzt bereits fünf Jahre auf der Weltmeisterschafts-Tour und damit eine der Veteraninen. Was kannst du den Rookies über das Leben als Pro erzählen?

Coco Ho: Fünf Jahre? Oh Gott! Ich kann es kaum glauben. Wo nur die Zeit geblieben ist... Es hat sich auf jeden Fall einiges geändert. Als ich anfing hatten wir noch zwei Contests in Hawaii. Beide sind mittlerweile vom Plan verschwunden. Nun haben wir deutlich schlechtere Spots auf der Tour, dafür aber höhere Preisgelder. Und mehr Fans am Strand!

 

BLUE: Ist das ein Schritt zurück in die 80er mit den Finals an einem sonnigen Wochenende in kniehohen Wellen oder ein Schritt vorwärts: Mehr Geld, mehr Sponsoring?

Coco Ho: Die City-Events wie Huntington, Biarritz etc haben uns auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit gebracht. Es kommt nun auf den Mix an. Wir haben ja nächstes Jahr Trestles und Margret River dabei, es kommen also zwei Top-Wellen dazu und das freut uns alle wahnsinnig! Dann haben wir endlich auch wieder genug Events auf der Tour. Denn das die Weltmeisterin bereits im Oktober gekrönt wird ist doch absurd...

 

BLUE: Die Wettkampf-Sparte scheint also besseren Zeiten entgegenzusehen. Wie sieht es denn generell mit der kulturellen Entwicklung des Frauensurfens aus? Was hat sich hier in den letzten fünf Jahren deiner Meinung nach verändert?

Coco Ho: Ich glaube dass hier eine kleine Revolution stattfand: Viele Mädels haben realisiert, dass man seine Weiblichkeit nicht verstecken muss, nur weil man surft und athletisch ist. Sie zeigen ihre sexy Seite. Ok, einige haben es etwas weiter getrieben als andere (lacht)... Aber so war es in anderen Sportarten schon immer. Schau dir Anna Kournikowa an! Die hat schon immer halbnackt geposed.

 

BLUE: Ja, aber dafür ist sie auch belächelt worden. Würdest du denn überhaupt sagen, dass es neu ist, Girls im Bikini surfen zu sehen? Gab's das nicht schon immer?

Coco Ho: Natürlich! Das regt mich auch auf: Es gibt ein Riesengeschrei über die nackte Haut, die man bei uns sieht. Doch wir hatten schon immer Bikinis an und haben schon immer Fotos mit unseren Freundinnen gemacht. Doch durch Social Media gehen die Bilder natürlich viel schneller um die Welt. Außerdem machen die Jungs doch genau das gleiche: Sie rennen in Boardshorts rum und niemand regt sich auf.

 

BLUE: Abgesehen von der Sex-Sells-Diskussion: Wie hat sich die Position der Surferinnen in den Lineups der Welt verändert?

Coco Ho: Zuerst einmal gibt es auf jeden Fall mehr Frauen, die surfen, als noch vor fünf Jahren. Und sie bekommen mehr Respekt im Wasser. Mehr Wellen, mehr Beachtung. Das Level der Surferinnen weltweit ist höher als jemals zuvor. Auf einmal sieht man Frauen die Welle des Tages in Trestles chargen, weil sie das Lineup kennen und jeden Tag im Wasser sind.

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BLUE: Welche Entwicklungen wünscht du dir denn für das Frauensurfen in den nächsten fünf Jahren?

Coco Ho: Es soll sich einfach in der Geschwindigkeit der letzten Jahre weiterentwickeln. Ich wünsche mir, dass Frauen gar nicht erst versuchen, die Männer einzuholen, denn das ist unmöglich. Wie beim Tennis soll einfach anerkannt werden, dass es zwei Stile gibt: einen männlichen und einen weiblichen, der etwas softer und eleganter ist.

 

BLUE: Kommen wir zu deinem Leben an der Northshore. Wie muss man sich das vorstellen: Lebst du noch im Haus von Michael zusammen mit Mason oder seid ihr ausgezogen?

Coco Ho: Ich lebe immer noch in dem Haus in dem ich groß wurde, am Sunset Beach. Mason wohnt da auch noch, aber er ist ja genau so viel unterwegs wie ich. Wenn wir also mal zuhause sind, wollen wir mit der Familie zusammen sein. Daher würde es keinen Sinn machen, auszuziehen. Mein Dad, Mason und ich haben eine coole WG. Und Onkel Derek lebt mit seiner Familie nebenan. Wir gehen am Wochenende immer zusammen surfen, mit allen Cousinen und Tanten.

 

BLUE: Oh Gott, bekommt bestimmt niemand anders mehr Wellen ab. Wie stehst du denn zum Localism?

Coco Ho: Ich denke es ist eine Frage des Respekts: Wenn du Michael Ho respektierst, dann paddelst du nicht seine Welle an. Um das durchzusetzen braucht man keine Gang... Meine Familie hält sich aus so etwas raus. Obwohl - meine Freundinnen und ich haben ja vor Jahren das She-Wolfpack gegründet - also passt bloß auf, mit wem ihr euch anlegt! (lacht)

BLUE: Ha, das klingt nach Stress. Dann danke für das Gespräch und einen guten Winter an der Northshore, Coco!

 

Interview: Jens Steffenhagen

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Coco, Tochter von Michael Ho, Nichte von Derek Ho, schleppt viel Surf-Historie auf ihren Schultern.