Das Surfkino boomt - doch nur im Genre Dokumentarfilm. Beste Beispiele dafür sind The Old, The Young & The Sea, Splinters, North of The Sun, oder Gauchos del Mar. Alles Filme, die eine spannende Geschichte erzählen und dafür mit Festivalpreisen überhäuft wurden - und die mit großem Erfolg auf unseren BLUE Surf Film Nacht Touren liefen. 

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Kai Neville am Set. Foto: Nate Lawrence

Cluster Hl2

Reine Actionfilme dagegen haben es schwer, aus der Masse der Internet-Clips herauszustechen. Während in den 90ern fast jeder neue Surffilm einfach einen mehr oder weniger kreativen Mix aus Surfen und Musik zeigte, starb mit den DVDs auch dieses Genre fast vollständig aus. Einer der letzten wackeren Surf-Action-Regisseure ist Kai Neville, dessen Meilensteine Modern Collective, Lost Atlas und Dear Suburbia die Ästhetik und die Performance einer ganzen Generation prägten. Kai's neues Werk Cluster setzt genau da wieder an: an der Schnittstelle zwischen Style und Technik, sowohl was die Regie als auch was das Surfen selbst betrifft. 

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Wir haben Kai vor der Europapremiere in San Sebastian zum Interview getroffen.

 

BLUE: Die ersten Besprechungen in der internationalen Surfpresse zu CLUSTER waren gemischt - zum ersten Mal in deiner Karriere musstest du auch Kritik einstecken. Trifft dich das? 

Kai Neville: Ein bisschen - besonders wenn ich das Gefühl habe, missverstanden zu werden. Manche Journalisten haben es einfach nicht geschnallt.

 

BLUE: Ein Vorwurf von Chas Smith, Autor für BEACHGRIT war, dass der Film viel Gepose mit Bierdosen, Kippen und Mittelfingern enthält - aber keine substantielle Message. 

Kai Neville: Genau dass meine ich! Chas deutet zu viel, er erwartet auch zu viel von einem Surffilm. Es ist schließlich nur Surfen! Eine Freizeitaktivität, die Spaß machen soll. 

 

BLUE: Allerdings stand Surfen auch schon immer für eine Gegenkultur zum Mainstream, die sich der "schaffe, schaffe, Häusle baue"-Logik des Kapitalismus entzieht. 

Kai Neville: Klar, aber die Zeiten haben sich geändert. Ich kann und will keine Bewegung anführen mit meinen Filmen. Sie sollen einfach nur zeigen, was gerade hot ist. Ein Film ist nicht politisch.

 

BLUE: Könnte er aber durchaus sein. Was für ein Statement geben denn Creed McTaggerts und Noa Deanes Mittelfinger, "Fuck Cops" Tags auf dem Brett und Zigaretten und Bier?

Kai Neville: Das wird in dem Kontext von Noa "Fuck the WSL" Statement bei den Surfer Poll Awards alles überinterpretiert. Wir sind nicht Teil einer Bewegung, wir wollen keine Flaggen verbrennen. Obwohl das vielleicht toll wäre! Doch die Jungs sind Kids und tun, was Kids in dem Alter tun. Ich wollte einfach zeigen, was auf unseren Reisen passiert. Ich habe den Film für Teenager gemacht - und sie lieben ihn!

 

BLUE: Du hast in all deinen Filmen die avantgardistischsten Shredder des jeweiligen Jahres gefeatured. Würdest du sagen, dass dies in CLUSTER auch der Fall ist?

Kai Neville: Nein, denn dann müsste John John dabei sein. Doch er konzentriert sich auf sein eigenes Filmprojekt. Doch für mich ist auch Dane Reynolds noch immer einer der besten - seine Power ist unglaublich. Ich habe ein paar der Jungs mit auf Reisen genommen, die für mich das Jetzt verkörpern. Die Style haben. Einen guten Musikgeschmack. Und die natürlich unglaublich surfen. Guck dir Noa Deane an - es ist sein Jahr, er hat sich den letzten Part verdient. 

 

BLUE: Danke für das Interview Kai!

Kai Neville: Danke dir! Cool, dass NOUVAGUE die CLUSTER Germany tour organisiert! Ich wünschte ich könnte dabei sein, aber ich hatte schon beim Approaching Lines Festival in Cornwall zugesagt. Schade - unter uns: Ich wäre viel lieber nach Berlin gekommen. 

 

BLUE: Das können wir nachholen: Dann sehen wir uns einfach beim NORD NORDOST FESTIVAL im August!

Kai Neville: Gerne. Ich war noch nie in Berlin - das muss sich ändern!