"Reife des Mannes: Das heißt, den Ernst wiedergefunden zu haben, den man als Kind beim Spielen hatte." Friedrich Nietzsche
Surfing is about Style - und zwar nicht nur während des Rittes selbst, sondern auch beim kick out, paddeln, duckdiven. Vor allem jedoch erkennt man Style in der Attitude, mit der jemand das Wellenreiten als Wettkampfsport betreibt.
Daher waren die Finals in Lower Trestles ein Traum! Denn sowohl die Swatch Pro Siegerin Stephanie Gilmore als auch die Hurley Pro Finalisten Jordy Smith und John John Florence verkörpern eine Einstellung zu ihrem Job, die klarmacht, warum Surfen nicht mit anderen Sportarten zu vergleichen ist.
Die drei wissen, dass deine Attitude, das "warum?", für alle sichtbar ist. Und weil sie keine verkniffenen, nörgelnden Tennisspieler sein wollen, die emsig Aufschlag für Aufschlag die Punkte zusammenhamstern, bis es eventuell zum Sieg reicht, gehen sie mit Spaß und guten Vibes an die Sache ran. Das überträgt sich in den Flow. In Steph und Jordys fluffige Turns und John Johns Experimentierfreude auf der Welle!
Dass auch diese drei natürlich trotzdem extrem fokussiert und ernsthaft sind, ist klar. Sonst wären sie auf ihrer Karriereleiter nicht so weit gekommen. Doch es ist die von Nietzsche erwähnte Ernsthaftigkeit eines Kindes beim Spielen. Surfen ist ein Spiel, der Ozean der Spielplatz. Und bei aller Ernsthaftigkeit geht es immer darum, eine gute Zeit zu haben.
Daher will ich Spaß sehen, wenn ich mir einen Heat angucke - Vibes, die über dem win-loose-Schema anderer Sportarten schweben.
Spaß - das ist die Lebensversicherung des Wellenreitens gegen alle finsteren Mächte, die im Pro-Surfing ein massentaugliches Geschäftsmodell sehen und solchen Veranstaltungen jeglichen Style rauben - mit miesen Werbeclips, großmäuligen Ankündigungen, gladiatorenhafter Inszenierung und hölzernen Phrasen. Fuck that!
Sportlliche Details folgen in der Gallery. Den Highlight-Clip des Contests gibt es hier.
- Jens Steffenhagen
Trestles, ein Paradies in busy Süd-Kalifornien. Zu den Spots kommt man erst nach einem 20-minütigen Marsch durch die Sträucher und über Bahngleise. Foto: ASP/ Rowland
