Blue Fotograf Stefan Götzelmann hat einen der größten Swells des Jahres in Desert Point erlebt und uns krasse Bilder und diesen Report geschickt:

„Ich bin todmüde, bekomme aber kein Auge zu. Ich bin einfach zu aufgeregt. Morgen geht es nach Dessert Point und ich habe Angst. Eine der größten Swells des Jahres ist im Anmarsch und der Gedanke von einer Monstertube im Riff begraben zu werden, hält mich wach. Vor meinem inneren Auge türmen sich grüne Berge aus Wasser auf, nur um gebündelt auf meinem Kopf zu landen. Viel werde ich heute nicht schlafen.

Desert Point Lombok Perfection

Als ich am nächsten Tag in Bangko Bangko ankomme spielt sich dann haargenau dieses Szenario am Horizont ab. Es ist Flut und obwohl der Point nur bei Ebbe laufen soll, brechen weit draußen gigantische Tubes. Es ist genau wie in meinen Befürchtungen. Die Farben, die Größe, der Sound. Ich flüstere ein leises „fuck“ in mich hinein. Es ist wirklich verdammt groß. Als ich mich umsehe, ist die internationale Bande von Tubehuntern in ähnlicher Stimmung. Alle sind angespannt, haben Respekt. Dieses Riff hat vermutlich so viel Blut gesehen wie kein anderes, und das wissen hier alle. Jeder hat irgendeine Horrorstory auf Lager. Geschichten von den irren Verletzungen, die sich hier schon abgespielt haben. Aber hier kneift keiner. Auch ich nicht.

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Bangko Bangko in all seiner Pracht und nur eine Handvoll Surfer im Lineup. Der Swell war zur Hightide am Höhepunkt und ballerte gewaltig, bevor die meisten Tubehunter ins Wasser gingen. Foto: Stefan Götzelmann

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Schon bei meinem ersten Schritt aufs Riff spüre ich die gewaltige Kraft der Wellen. Das Wasser zieht mit der Geschwindigkeit eines Gebirgsbaches über die alten Korallen und zieht mir mit jeder ankommenden Welle die Füße weg. Es gibt hier keinen Channel und Timing ist hier alles. Machst du es richtig, kommst du mit trockenen Haaren ins Lineup, machst du es falsch, drückt dich ein 15-Wellen Set unerbittlich aufs Riff.

Ich mache es richtig und schaffe es unbeschadet ins tiefe Wasser. Dort angekommen bin ich mit der stärksten Strömung konfrontiert, die ich bis jetzt erlebt habe. Glücklicherweise zieht sie den Point hinauf und ich nutze die Kraft der Wellen, die in die andere Richtung drückt, um in Position zu bleiben. Nach einiger Zeit am Point mache ich mich auf zu der tödlichen Endsection. Dem Grower. Ein Phänomen von Desert Point ist, dass die Wellen entlang des Points an Größe zunehmen, nur um dann beim Grower auf absurd seichtem Riff zuzumachen. Die meisten Surfer wollen mit dieser Section aber nichts zu tun haben und beenden freiwillig davor ihren Ritt. Eine Gruppe brasilianischer Surfer hat sich aber genau auf diese Section eingeschossen und liefert eine sagenhafte Show furchtlosem Surfens ab. Obwohl nicht jeder Ritt erfolgreich endet, bleiben glücklicherweise alle unverletzt und gehen in einem Stück wieder an Land.

Am Abend wird die Session nur kurz rekapituliert, denn am nächsten Morgen geht das Spiel wieder von vorne los. Der Swell bleibt auch die nächsten Tage groß und wird noch einigen Surfern den Ritt ihres Lebens bescheren. Aber später, wenn keine Wellen mehr brechen, sind auch alle Surfer verschwunden und hinterlassen ein kleines Geisterdorf mitten in der Pampa von Lombok. So lange, bis der nächste Swell auf das Riff von Bangko Banko knallt und die Show von vorne beginnt.“

Text & Fotos: Steffan Götzelmann