In den Lineups von Fuerteventura sieht man seit einiger Zeit regelmäßig einen knapp 1,50m großen, zaundürren Blondschopf, der – obwohl gerade erst 10 geworden – bereits den Kinderbonus verloren hat und mit Locals und Touristen um die Setwellen kämpfen muss. Auf den zweiten Blick erkennt man, warum das so ist.

Der Junge ist auf seinem 4,11er Schlüsselanhänger-Board ständig in Bewegung und hat einen untrüglichen Instinkt für die perfekte Position im Lineup. Dabei sitzt er gerne so tief, dass eine Position hinter ihm in der Regel nur zu näherer Bekanntschaft mit den scharfkantigen Lavariffen der Insel führt.

Den kritischen Take Off verkackt er so gut wie nie und ist dann mit einer Geschwindigkeit auf der Welle unterwegs, die kaum einer von den Großen so hinkriegt.

Sein Frontside Bottom Turn hat bereits den Style, den man nur mit unendlich vielen Sessions in schnell laufenden Rechtswellen hinbekommt. Beim Cut Back fehlt – kein Wunder bei knapp über 30 kg Gewicht – noch etwas die Wucht, aber dafür kombiniert er bereits Roundhouses mit Floatern und sobald die Welle anfängt zu werfen, wird die Barrel gejagt.

Kein Wunder, dass die Alten ihm nicht ´s mehr schenken

Tim Elter ist für sie bereits jetzt ein ernst zu nehmender Konkurrent um die besten Wellen und die beste Performance. Mit seinen gleichaltrigen Kumpels wird natürlich auch gewetteifert, wer denn nun am besten abgeht. Dabei haben ihn die ständigen unglaublichen Geschichten der anderen Kids und Teenager bald so sehr genervt, dass er beschloss ein paar Contests mitzufahren, um den vielen Worten der anderen ein paar überprüfbare Taten entgegenzustellen.

Die Beweisführung klappte dann ziemlich schnell und ziemlich überzeugend mit vielen gewonnenen Heats – gerne auch in der Klasse der Älteren – und dem Gewinn eines lokalen Contests.

Gerne hätte Tim sein Können einmal beim Rip Curl Grom Search gezeigt, doch die ließen ihn nicht mitmachen. Der Grund dafür ist sicher nicht sein leichter süddeutscher Akzent, aber sein deutscher Pass. Erstaunlicherweise ist für Rip Curl  - neben dem entsprechenden Können und Erfolgen bei regionalen Contests – ein Zulassungskriterium die Nationalität. Und für Europa haben nur Surfer mit spanischem, portugiesischem, französischem und englischen Pass die Chance mitzumachen.

Erfolgreiche DM 2013

Bei den deutschen Meisterschaften, die letztes Jahr endlich einmal in richtig guten Wellen stattfanden, durfte er aber mitmachen. In der Cadet – Klasse – das sind die bis 16-jährigen Jungs – schaffte er es als Neunjähriger bis ins Halbfinale.

Vom Haus der Elters in Lajares fährt man in 10 Minuten an die Spots an Fuerteventuras North Shore. Wenn Wellen sind, erholt sich der Junge vom Schulalltag mit einer Nachmittagssession in Hierro oder Majanicho.

Tims Vater ist dazu genauso besessen vom Surfen wie sein Sohn und besitzt einen zuverlässigen T2 VW-Bus sowie Anteile an einem kleinen Boot. Wenn Lobos läuft oder die schnellen Reef Breaks im tiefen Süden sind die beiden auf dem Wasser.

Sehr hilfreich ist auch die sehr liberale Einstellung seiner Schule bezüglich surfbedingter Absenzen. Solange die schulischen Leistungen passen – und Tim hält sich da unter den besten drei Schülern – ist es kein Problem für ihn, an einem Wochentag mal ein Praktikum im Fach Wellenschlitzen dazwischen zu schieben.

Da neben Schule und Surfen wenig freie Zeit bleibt, ist im Haus der Elters die Benutzung von elektronischen Spaßgeräten strengstens limitiert. So hat Tim – neben dem Ärgern der kleinen Schwester – eine zweite große Leidenschaft entwickelt, das Malen. Durchaus talentiert und mit der Unterstützung einer diplomierten Kunstlehrerin kreiert Tim ganz erstaunliche Bilder. Zur Technikschulung muss er dabei schon einmal einen Fuß malen, sein liebstes Motiv aber sind: Wellen.

Tims Karriere werden wir hier weiter verfolgen. Wer noch näher dran sein will an dem Jungen sollte seine Facebook Seite liken.

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Credits:

Alle Fotos von Tom Frey