In Santa Cruz sind drei Dinge wichtig: Dein Truck, dein Hund und deine Hood. Die Frage, ob man aus der East- oder der Westside des Örtchens kommt, ist eventuell sogar die Bedeutendste für die SC-Locals.

 

Tatsächlich haben die beiden Seiten des San Lorenzo River einen sehr unterschiedlichen Style: Die Eastside wirkt dörflich, kleine Trailerparks grenzen an etwas heruntergekommene Buden mit verwilderten Gärten vor der Tür. Die Westside dagegen ist eine Stadt. Hier befinden sich die Shops und Bars von Downtown, die Hotels und die Wharf, der lange Pier, der am Vergnügungspark beginnt. Auch die Wellen sind unterschiedlich: Die Westside hat Steamer Lane, das Juwel der Küste und viele weitere Points, die der Qualität der Lane sehr nahe kommen. Auch im Osten gibt es gute Wellen, vor allem in der Pleasure Point Ecke - doch die Weltklasse der Westside haben sie nicht. 

 

So erklärt sich, das die Westsider mit besonderem Stolz auf "ihre" Pros gucken. Dass im Laufe der Jahre einer Karriere die Herkunft immer unwichtiger wird, lässt das Ganze natürlich etwas affig wirken: Big Wave Charger und Coldwater Classic Champ Peter Mel etwa kommt aus der Eastside, wurde aber durch seinen internationalen Erfolg zum Aushängeschild der ganzen Stadt - und zum inoffiziellen Mitglied der "Westsiders", der Posse um Vince Collier, Flea, Barney, Ratboy, Anthony Ruffo und anderen Ikonen des Surfens in Santa Cruz, die besonders in den Neunzigern durch Airs, Mavericks-Monster und Drogenexzesse für Aufsehen sorgten.

 

Heute hört man nicht mehr ganz so viel aus "Surf City", die Jungs sind in die Jahre gekommen und haben genug persönliche Probleme. Der einzige SC-Local, der in den letzten Jahren durch sein Surfen Schlagzeilen machte, ist der 20-Jährige Nat Young - ein Westsider. Nat schied im Viertelfinale des gerade beendeten O'Neill Coldwater Classic gegen einen scheinbar unbezwingbaren Miguel Pupo aus.

 

Die BLUE hat den Gewinner des Coldwater Classic 2008 an der Lane zum Interview getroffen.

 

BLUE: Nat, du bist hier Santa Cruz ein Superstar - danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast. 

 

NAT YOUNG: Klar, sehr gerne.

 

BLUE: Während deiner Heats standen Omas, kleine Kinder und Joe Average am Zaun und haben dich angefeuert, weil du die Westside repräsentierst - du wohnst ja nur wenige Blocks von Steamer Lane entfernt. Empfindest du diese Unterstützung auch als Druck? 

 

NAT YOUNG: Ja, ein bisschen. Der Druck war besonders vor meinem Round 1 Heat extrem. Wenn ich da rausgeflogen wäre... Aber natürlich ist es auch toll, vor meiner Familie und den Boys an meinem Homespot zu surfen. Der Sieg damals war das Größte.

 

BLUE: Du gilst als Santa Cruz' Hoffnung für die Worldtour. Was ist dir wichtiger: Im nächsten Jahr zum zweiten Mal den Coldwater Classic zu gewinnen, oder dich für die Tour zu qualifizieren?

 

NAT YOUNG: Ein weiterer Sieg hier wäre der Wahnsinn. Und gleichzeitig würde es mich der Worldtour näher bringen, da ein Sieg bei einem PRIME Contest punktemäßig dem dritten Platz eines Worldtour Events entspricht.

 

BLUE: Santa Cruz stand in den letzten beiden Jahrzehnten im Fokus der Surfwelt. Flea, Barney, Ratboy und viele Andere waren in jedem Surfmag vertreten und haben mit ihrem Rockstar-Leben den Ruf der Stadt geprägt. Wer repräsentiert heute SC?

 

NAT YOUNG: Schwer zu sagen. Es gibt eine Menge guter Kids. Aber die bekommen wenig Aufmerksamkeit in den Medien. Flea, Barney und viele andere Westsiders waren einfach krasse Typen. Sie waren anders und das hat ihnen den Ruhm gebracht.

 

BLUE: Und sie haben schon als Teenager Mavericks gecharged, zu einer Zeit, als niemand den Spot kannte. Warst du dort schon mal im Wasser?

 

NAT YOUNG: Nein, noch nie. Aber wir haben auch in Steamer Lane recht große Wellen. und ich bin regelmäßig auf Hawaii. Aber vielleicht werde ich diesen Winter auch Mavericks in Angriff nehmen...

 

BLUE: Was meinst du, woran liegt es, dass die wilden Charaktere in de Surfszene von Santa Cruz so rar geworden sind?

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NAT YOUNG: Ich weiß nicht genau... Es sind einfach ganz andere Zeiten. Die Partys sind vorbei.

 

BLUE: Wirklich?


NAT YOUNG: Ja, jedenfalls für die gesponsorten Leute. Die Teammanager fänden das nicht mehr witzig. Die Jungs hatten damals natürlich Spaß...

 

BLUE: Bis sie es übertrieben haben.


NAT YOUNG: Ja, genau. Vielleicht hat uns Jüngere das auch abgeschreckt. Auch heute gibt es Partys nach und während der Events, aber natürlich längst nicht so extrem wie damals. 

 

BLUE: Wie stehst du zum Eastside vs. Westside-Thema? Früher gab es hier ja für Leute vom anderen Ufer Prügel.


NAT YOUNG: Haha, das ist hier in Santa Cruz immer noch Teil des Lebens. Ich surfe nur hier an der Westside, aber von der Eastside kommen manchmal ein paar gute Jungs rüber. Das ist okay für mich, solange sie sich benehmen. 

 

BLUE: Danke Nat. Viel Erfolg bei der Triple Crown auf Hawaii!

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Nat Young surfte beim O'Neill Coldwater Classic 2011 souverän und gewann alle seine Heats,...