Patrick Trefz ist ein Phänomen: Kein Deutscher ist so tief in der Surfculture der USA verwurzelt wie er.
Anfang der 90er ging der Düsseldorfer Sohn eines berühmten Fotografen nach Kalifornien und blieb in Santa Cruz hängen, damals gerade der Hotspot des Surfens. Die Westsiders rulten Mavericks und das gerade aufkommende New-School-Surfen wie keine andere Crew. Ihre Ikonen Flea, Barney, Skindog, Ratboy hatten nicht nur geil bescheuerte Namen, sondern standen auch für ein reckless life - leben am Limit. 90ies Shit. Härtester Localism, Gewalt, Freakculture blühten in der Drogenhochburg Santa Cruz schon immer - die Westsiders hoben den Lifestyle auf ein neues Level. Wie genau es Patrick gelang, Teil dieses Zirkels zu werden, bleibt nebulös. Geholfen hat sicher, dass er ein paar der bekanntesten Bilder dieser Ära schoss und so maßgeblich zum Aufstieg der Crew beitrug. Er wurde Photo Editor des amerikanischen Surfer Magazine und drehte mit Thread und Idiosyncrasies zwei Perlen des Independent Surf Cinema. 

2014 veröffentlichte Patrick den Bildband Surfers' Blood, eine Sammlung seiner spannendsten Surf-Fotografien. Zwei Jahre später folgt nun der Film gleichen Namens. Unser Chefredakteur Jens Steffenhagen war bei der Weltpremiere im Rahmen der Savage Cinema Sektion des Filmfestival de San Sebastian dabei und hat sich mit Patrick nach dem bejubelten Screening unterhalten:

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Worum geht es in Surfers' Blood?

Wie schon bei meinen anderen Filmen (Thread & Idiosyncrasies), habe ich in Surfer’s Blood nach neuen Wegen gesucht, die vielfältigen Leidenschaften für das Meer und die Wertschätzung der Kunst des Surfens zu porträtieren. Außerdem ging es mir ganz bewusst darum, die Möglichkeiten des Dokumentarfilm-Formats voll auszuschöpfen. Denn es geht um mehr, als schöne Bilder vom Wellenreiten. Die Geschichten in Surfers’ Blood verdienen Zeit – es muss nicht immer alles in drei Minuten gequetscht werden, auch wenn das inzwischen der Standard der Internet-Kultur ist.

Was war dein Antrieb den Film zu machen?

Ich begann dieses Projekt aus persönlichem Interesse. Meine Arbeit betrachte ich gewissermaßen aus der Sicht eines Anthropologen: Hier sind diese interessanten Profile, von Charakteren aus unterschiedlichen Epochen. Vom kleinen Fischerdorf im Baskenland, über das Hightech-Herz San Franziscos, bis nach Santa Cruz – Geeint von der Surfkultur. Doch wo liegen die Unterschiede und wo die Gemeinsamkeiten? 

Wie kam es zu der Baskenland-Story in Surfers' Blood?

Für mich repräsentiert das Baskenland die Verbundenheit zur See. Die ganze Region ist von der Liebe zum Ozean geprägt und keiner verkörpert dies so intensiv wie Patxi Oliden. Der 93-jährige Ruder-Macher begann für die Dorfjugend Bretter zu shapen, um das Wellenreiten zugänglicher zu machen, da es zu der Zeit der Oberschicht vorbehalten war. Also hat er es sich zur Mission gemacht, die Freude am Surfen mit allen zu teilen. Ich habe Patxi kennen gelernt, als ich vor Jahren mit Barney Barron auf einem Magazin-Trip in der Gegend unterwegs war. Ein Local nahm uns mit zu Patxis Werkstatt und diese lebende Legende nahm uns sofort ein. Wir fahren fasziniert von diesem Urgestein – nach wie vor so erfinderisch, kreativ, radikal. Seine Hingabe zu diesem Lifestyle ist bemerkenswert!

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Was hältst du von den Meyerhoffer Shapes, die im Film porträtiert werden?

Je nachdem, wie man’s nimmt ist Thomas Meyerhoffers Design-Philosophie so etwas wie das polare Gegenteil zu Patxis handwerklicher Herangehensweise. Er macht sich moderne Technologien zu Nutze und kreiert einzigartige, unkonventionelle Shapes – quasi auf Knopfdruck. Aber verliert seine Shape-Methode deshalb an Legitimität? Die Entscheidung überlasse ich dem Zuschauer...

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Barney ist das letzte Kapitel des Films...

Über Barneys Part möchte ich noch nicht zu viel verraten, außer dass das Finale des Films seinem Vermächtnis gewidmet ist. Er war ein irrer, grenzgenialer Typ, der seine Kraft und sein inneres Gleichgewicht aus dem Meer schöpfte. Er war mein Freund. Sein Leben und sein Tod mussten unbedingt Teil dieses Films werden. 

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Surfers' Blood ist der Hauptfilm der SURF FILM NACHT, mit der Nouvague derzeit durch Deutschland und die Schweiz tourt und die vom Blue Magazine präsentiert wird. Alle Dates findest du hier: 

TERMINE SURFERS' BLOOD TOUR

7.11. Freiburg 21 Uhr

9.11. Berlin 21 Uhr

13.11. Leipzig 21 Uhr (Zusatzvorstellung)

15.11. Bern 20.30 Uhr

16.11. Flensburg 21 Uhr (Zusatzvorstellung)

16.11. Berlin 21 Uhr (Zusatzvorstellung)

16.11. Zürich 21 Uhr

17.11. Luzern 20.45 Uhr

17.11. Kiel 20.30 Uhr

21.11. Köln 21 Uhr

21.11. München 21.15 Uhr

23.11. Bochum 20 Uhr

23.11. Zürich 21 Uhr (Zusatzvorstellung)

25.11. Hamburg 22.30 Uhr

01.12. Kiel 20.30 Uhr (Zusatzvorstellung)

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Credits:

Fotos: Patrick Trefz