Die Entscheidung ist gefallen: Gerry Schlegel ist erster Europameister im „stationary wave riding“. Seine Konkurrenten Quirin Rohleder und Florian Kummer verwies er auf die Plätze zwei und drei. Bei den Frauen konnte sich die Münchnerin Sarah Czepluch im heiß umkämpften Finale durchsetzen.

 

Wir haben uns Quirin geschnappt, um seine Einschätzung der Veranstaltung zu erfahren.

 

BLUE: Quirin, du bist jetzt Vize-Europameister im Stationary Wave Riding: Wo sortiert sich dieser Titel in deiner langen Liste ein? Vor oder nach den DM-Platzierungen?

 

Quirin: Ha, das ist mal eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Ich bin schon so lange keine Contests mehr gesurft, dass ich gar nicht mehr weiß, wie wichtig mir meine 6 Vizemeistertitel sind. Ich hab auch schon mal einen Contest am Meer gewonnen... Aber ich weiß überhaupt nicht, ob irgendeine Platzierung wichtig ist. Ich glaube nämlich eigentlich nicht. Ich fand meinen 4. Platz bei der Swatch Wavetour gut. Weil wir da kaum Zeit zum Üben hatten. Und diesen zweiten Platz finde ich gut, weil ich ja auch ewig nicht mehr am Eisbach war und die Kids alle 10 - 15 Jahre jünger sind. Aber vergleichen kann ich das irgendwie nicht. Wenn ich ans Surfen denke, bin ich eigentlich nie auf irgendwelche Titel stolz, eher auf das, was ich sonst erreicht habe. Und das ist, für einen Deutschen ganz gut im Meer surfen zu können.

 

BLUE: Flusswellen-Surfen gilt als gutes Training für das Surfen im Meer, besonders, was Airs und 360er betrifft. Gilt das auch anders herum? Können gute Surfer ihre Turns auf die Stationary Waves übertragen?

 

Quirin: Auf jeden Fall. Das perfekte Beispiel war Marlon Lipke am Sonntag in München. Marlon ist die Welle noch nie gesurft und den Eisbach auch erst vielleicht dreimal. Nachdem er 10 mal gesurft ist, hat er schon bessere Turns mit mehr Power und Stil gemacht als fast alle anderen "Flusssurfer". Was ich damit sagen will, er ist seine Turns mehr oder weniger so gesurft wie am Meer. Und das finde ich immer gut. Diesen Flussstil finde ich nicht so gut. Meist viel zu hektisch, viel zu verkrampft ...

 

BLUE: Für wie groß hältst du das Potential dieser Sportart: Werden wir regelmäßig Comps sehen und evtl sogar eine Weltmeisterschaft?

 

Quirin: Ich sehe da viel Potential. Es ist krass, wenn man sich anschaut, wie viele Kids sich angemeldet haben, um auf dieser Welle zu surfen. Die Kurse sind an allen Tagen ausgebucht. Im Grunde geht es immer nur um die Frage des Energieverbrauchs. Ich denke, sobald man den in den Griff bekommt, wird das abgehen. Und dann wird es auch regelmäßig Comps geben.

 

BLUE: Meinst du denn, dass die Deutschen dann auf Jahre dominieren werden? Oder welche Auswärtigen siehst du als Gefahr für die Eisbach-Posse?

 

Quirin: Die ersten Jahre sicherlich. Wir haben den Eisbach, die Floßlände und diverse andere Flusswellen. In anderen Ländern gibt es das auch, aber da steckt der Sport noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Die Schweizer sind auch nicht schlecht, die haben den Brehmgarten. Wenn man dann so eine Welle an anderen Orten hat, dann wird sich das schnell ändern. Vor allem, weil man auf solchen Wellen einfach viele Tricks machen kann. Wenn da jemand gut skaten kann, dauert das nicht lange, bis pop shove-its zum Standart gehören werden. Muss ich auch endlich mal versuchen ...

 

BLUE: Im Moment gibt es den Trend, Surf-Events aus Marketing-Gründen zu den Massen zu bringen, wenn die Massen schon von selbst nicht zu den Surf-Events kommen wollen - siehe die WT-Events in Rio, New York oder San Francisco. Der Münchener Flughafen ist natürlich kaum zu toppen - was könnte der nächste Austragungsort sein?

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Also der Rainer, der diese Welle gebaut hat, will nächstes Jahr nach Barcelona, London und Paris... Ich persönlich fände Moskau ja ziemlich gut. Also hoffen wir mal, dass sich ein finanzkräftiger Sponsor findet. Ich weiß, dass der Münchener Flughafen sehr zufrieden war.

 

BLUE: Danke, Q! Dann ab an den Bach, Pop-Shovits üben!

 

Im Anschluss an die Europameisterschaften steht die Welle für alle Interessierten noch eine Woche im MAC-Forum. Für Kinder und Jugendliche gibt es immer vormittags Surfcamps. Höhepunkt für den Nachwuchs ist der Rookie-Contest am 28. August, der den Abschluss des Events bildet.

An den Nachmittagen kann die Welle von allen Surfbegeisterten –  egal ob Einsteiger oder Profis – frei genutzt werden. Das nötige Equipment gibt es kostenlos vor Ort - we like!

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Der Surf & Style fand im Flughafen München statt. Sehen wir die Veranstaltung bald in Paris oder Moskau? Foto: Flo Hagena