Das vierte Nord \ Nordwest Surf Film Fest feierte zusammen mit 1.000 Besuchern urbane surf und skate culture in Hamburg St. Pauli. Nord Nordwest Surf Film Fest Hamburg 2016

Für drei Tage und Nächte verwandelte die Crew von Nouvague Events die Location Hamburger Botschaft in eine Gallerie, ein Kino und einen Club. Regisseure aus England, Schweden, Österreich und Deutschland trafen auf internationale Künstler und lokale Surfer, um zu diskutieren, networken und das Festival-Programm aufzusaugen. 

Nach neun Lang- und zehn Kurzfilmen, acht Ausstellungen, sechs Konzerten, zwei Keynotes und vielen Bieren endete das NNW Festival Samstag Nacht mit der Verleihung der Homegrown Shorties Awards für die besten Nordsee-Kurzfilme, gefeiert von einer enthusiastischen Menge. 

Wir haben die Ruhe nach dem Festival-Sturm genutzt und Event-Organisator Jens Steffenhagen zum BLUE-Interview getroffen.

Moin Jens, fette Fete. Glückwunsch! Erzähl doch mal kurz, wie die Idee für diese Festival-Reihe zustande kam? 

Danke, danke! 2012 stand ich in Brooklyn in einer Bar, in der Tomorrows Tulips spielten. Ich unterhielt mich mit Tyler Breuer, der damals das New York Surf Film Fest organisierte und heute smashsurf.com macht. Als er hörte, dass NOUVAGUE regelmäßige Surf Film Touren in ganz Deutschland und der Schweiz veranstaltet und die Leute drauf abfahren, schlug er vor, ich solle doch ein ganzes Festival kreieren. Fünf Bier später stand der Plan. Einige Monate später fand dann das erste NNW statt. 

Und inzwischen sind wir bei #4 angelangt. Wie stellst Du das Filmprogramm zusammen?

Wir achten auf Qualität. Das kann filmemacherische Qualität sein, zum Beispiel UNCHARTED WATERS, der 2016 gewonnen hat. Oder surferische Qualität, wie John John in VIEW FROM A BLUE MOON - der wiederum in allen nicht surf Szenen total cheesy ist. Oder auch kreative Qualität, wie FREEZING.

Qualität ist ein gutes Stichwort. Was waren dieses Jahr deine persönlichen Highlights aus Film, Kunst und Musik?

Besonderes Eye Candy waren die Beach Art Skulpturen von Angelo Schmitt und Bernhard Eblinghaus. Aber auch die fünf Fotoausstellungen waren fantastisch. Musikalisch hat Hanna Leess gerockt. Und Heartbeast haben mich mit dieser krassen Stimme umgehauen. Weitere Highlights waren vor allem die Menschen, die auf der Bühne standen: Zum Beispiel Andy Jaritz, der eine tolle BEYOND Fotoshow gemacht hat. Jens Körner, Vater des Wellenreitens in Deutschland, der seine Anekdoten aus dem Biarritz der 60er Jahre vor der UNCHARTED WATERS Premiere geteilt hat. Die BINSURFEN Jungs, die HEADACHE präsentierten. Und auf jeden Fall die FREEZING Crew, die aus London kam, mit VAN LIFE die International Shortys gewann und am Samstag das Publikum mit FREEZING Making-Off Stories unterhielt. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so viel trinken kann wie Jamie und Jeremy und dennoch so witzig und fit bleibt!

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Das Festival war gut besucht. Wie siehst du die Entwicklung der deutschen Surfkultur?

Wir haben jedes Jahr ungefähr gleich viel Besucher, weil meist alles ausverkauft ist und die Location pro Vorstellung nur 150 Leute fasst. Wir hatten 9 Vorstellungen und ungefähr 1.200 Besucher. Am Freitag und Samstag Abend könnte man wahrscheinlich doppelt so viel Tickets verlaufen. Ich kann also gar nicht sagen, wie der Trend zahlenmäßig aussieht. Aber von den Zahlen ist die Kultur ja auch nicht abhängig. Meiner Meinung nach gibt es einerseits so viele Einzelne und Crews, die etwas auf die Beine stellen, wie nie zuvor. Meist handelt es sich eher um einen Blog, einen Clip, Fotos - was cool ist. Aber größere Projekte wie HEADACHE sind nach wie vor rar. Was auch daran liegen mag, dass die Brands wenig Kohle haben und Sponsorenakquise schwierig ist.

Generell ist es im Norden im Wasser sehr viel voller geworden. Daher gibt es auch ein großes Interesse an surfkulturellen Veranstaltungen. Wir haben bis zu 1.000 Leuten bei einzelnen Surf Film Nächten, zum Beispiel im Sommer in Berlin oder München. Und regelmäßig 500 Besucher im Hamburger Open AIr Kino. Das ist krass. Mit den Crowds kommen auch Spannungen, klar. In Dänemark finden die Locals es nicht mehr witzig... 

Da du Headache schon mal angesprochen hast: Wie steht es um die Bedeutung von Filmen in Feature-Länge in Zeiten der Webclip-Dominanz?

Ich habe das Gefühl, erst durch den Overkill an Web-Kram können die Leute einen echten Kinofilm wieder richtig würdigen. Insofern habe ich gar kein Problem mit free-for-all-clips. Außer vielleicht, wenn andere Veranstalter für die Gratis-Clips im Kino Eintritt verlangen. Aber gut, wer das nicht schnallt ist auch selbst schuld.

Am anderen Ende des Spektrums haben wir die Homegrown Shorties: Welchen Rat hast Du für angehende Filmer / Wie kommt man in die Auswahl 2017?

Ganz einfach: Sei originell. Das man in der Nord- und Ostsee super surfen kann ist keine News mehr, ein Homegrown Shorty sollte mehr vermitteln. Außer es ist der Tag des Jahres, dann lassen wir uns auch von Action-Clips überzeugen. Aber ansonsten zählt die Story und das intelligente oder charmante Drehbuch.

Hamburg ist für’s erste versorgt. Wo geht’s als nächstes für Nouvague hin und was steht an?

Im Moment sind wir, unterstützt vom Blue Magazine, mit UNCHARTED WATERS auf Deutschland- und Schweiztour, alle Stopps findest du hier. Im Sommer kommt dann eine große Open Air Tour und vor allem die SURF WEEK BERLIN, die sich aus STRÆND FESTIVAL und NORD NORDOST SURF FILM FEST BERLIN zusammensetzt. Großer Spaß, kommt alle vorbei!

Cheers Jens.