November 2014. 8 Uhr morgens. Daniel reibt sich den Schlaf aus den Augen und blinzelt der schäumenden Gischt entgegen. Die hawaiianischen Wetterfrösche hatten nicht zu viel versprochen: Der Swell bringt die Bucht von Lanes zum Kochen! Wax auf die frische Gun, ein letzter Schluck Kaffee und Dany nimmt es in Angriff.

Daniel Bruch Paddle Session Jaws

Während sich andere bei solchen Bedingungen wahrscheinlich über etwas Gesellschaft freuen würden, können Daniel und Kollege ihr Glück kaum fassen, den Bigwave-Spot geschlagene drei Stunden für sich zu haben. Dann kommen die ersten Closeout-Sets und versalzen die Suppe…

"Beim Reinpaddeln über Hookipa hatte ich 5 üble Hold-Downs. Ich war komplett Alle!"

Nach einem zweiten Frühstück geht es dann direkt zum nächsten Surfshop – Raue Wasser, große Bretter… oder so ähnlich. Jedenfalls wechselt eine 10‘4 Jaws Gun den Besitzer und wird kurzerhand an besagtem Spot zu Wasser gelassen – An dem Tag, als Dorian seinen legendären Tuberide hinlegt. Drei unbeschadet überstandene Peahi-Brecher später ist klar: Das erste wird nicht das letzte Mal bleiben. 

Wir halten also fest: Es gibt einen deutschen Bigwave Surfer, der sich nur mit einer Gun und einem Kumpel bewaffnet in einen der größten Swells des Jahres stürzt. Einen deutschen Bigwave Surfer, dessen Antwort auf fünf Setwellen ins Gesicht ein zweites Frühstück ist. Einen deutschen Bigwave Surfer namens Daniel Bruch. Und ihr kennt ihn nicht! Das muss sich hier und jetzt ändern. Wir schwingen keine großen Reden und lassen Dany selbst zu Wort kommen:

"Hi, mein Name ist Daniel Bruch und ich bin 34 Jahre alt. Geboren bin ich in Wilhelmshaven, nach einem Monat ging es dann aber schon mit den Eltern nach Liberia in Westafrika. Mit acht Jahren führte uns die Reise weiter nach Teneriffa, wo ich auch heute noch lebe. Übers Wellenreiten habe ich in jungen Jahren meine Leidenschaft zum Stehsegeln entdeckt ☺ und bin dann mit 16 so richtig auf den Geschmack gekommen, was Windsurf-Contests angeht. Neben einigen Siegen auf der spanischen Tour konnte ich mir 1997 den Junioren Weltmeistertitel sichern. Dann kamen familiäre Schwierigkeiten ins Spiel und ich musste in der Firma meines Vaters mit anpacken: 9 to 5 Job. Surfen nur am Wochenende, oder eben vor und nach der Arbeit – ihr kennt das. Bei meiner ausgeprägten Leidenschaft zum Meer konnte die Nummer natürlich nicht dauerhaft laufen, also schmiss ich mit 25 alles hin und konzentrierte mich voll und ganz auf die PWA-Windsurf Tour. Live your dream, heißt es ja – und das tat ich dann auch! Die World Tour verlangt einem einiges ab, aber nach ersten Anlaufschwierigkeiten ersurfte ich mir erneut ein paar Podiumsplätze. Drei Jahre in Folge."

Left Side Arrow Right Side Arrow
Daniel Bruch auf einem Jaws Monster. Foto: Benjamin Ginsberg / driftwoodfoto.com

Blue 2019 online kaufen

Mit Segel, Kite, Paddel, Jetski oder ohne Schnickschnack: Daniel ist eigentlich immer im Wasser. Ein echter Waterman eben. Die Szene dankt es ihm mit Traumjobs: Er organisiert den PWA-Contest auf Teneriffa und ,,arbeitet‘‘ für seinen Sponsor Starboards als Testpilot in der Waveboard-Entwicklung. Doch neben dem Windsurfen sind die richtig dicken Wellen seine große Leidenschaft. Macht auch irgendwie Sinn:

,,Alle großen Swells, die sich zum Beispiel in Nazaré zeigen, treffen auch auf Teneriffas Nordküste. Und an uns: Wenn es feuert, sind wir meistens nur zu dritt im Wasser: Alex Zirke, Vilayta (David Rodal) und ich.‘‘

Schnellvorlauf. Wir haben Ende November 2015. Der PWA Event steht in den Windsurf-Geschichtsbüchern und Herr Bruch darf sich über einen respektablen 9ten Platz in der Gesamtwertung freuen. Die Saison auf Maui ist für den deutschen Expat-Charger damit aber noch lange nicht gelaufen. Zusammen mit seiner Frau mietet er sich ein Haus, lässt sich vom Hobel-Künstler Sean Ordonez ein Brett zuschneiden und legt sich auf die Lauer, bis Jaws endlich wieder die Zähne zeigt. 

"Besser hätte das Timing nicht sein können. Einen Tag nachdem wir gelandet sind, kam der erste große Swell der Saison an. Leider mit ordentlich Onshore-Wind im Schlepptau. Paddeln und Tow-In war nicht drin, also versuchte ich mein Glück mit dem Windsurfer. Der Peahi-Shorebreak war nicht ganz einverstanden und machte Kleinholz aus meinem Equipment. Also hieß es warten, bis der Wind sich legt. Zwei Tage später kam dann der Tag an dem diese Fotos entstanden sind. Ein perfekter Tag zum warm werden: kaum einer draußen, für Jaws Verhältnisse nicht allzu groß. Genau richtig also, um sich an die unglaubliche Geschwindigkeit dieser Welle zu gewöhnen. Und letztendlich auch an die Wipe-Outs... Klingt vielleicht verrückt, aber es war mir nicht geheuer, dass alles so reibungslos lief. Ist es wirklich so hart wie alle sagen? Ja! Es ist heavy!!! Ich hatte zum Schluss eine ordentliche  50/50 Quote: 4 Mal gestanden und 4 Mal eingestampft. Der beste Moment der Session war ein Air-Drop: der Offshore hat mein Brett einfach nicht freigegeben und irgendwann flog ich dann einfach... Ooooh Boy! Ich landete auf dem Rücken und rutschte rückwärts das Face runter. Genau richtig um die Aussicht zu genießen. First Barrel :) Danach musste  ich mich sogar an meiner Leash hochziehen. Ein gelungener Tag also! Jaws zu paddeln ist magic! Ein unbeschreibliches Erlebnis." 

Tja, was soll man dazu noch sagen? Dany ist noch bis zum 28.12 auf Maui und wartet auf seine nächste Chance. Dann vielleicht mit Hometown-Hero Alex Zirke. 

Wir ziehen den Hut und drücken die Daumen.

Alle Fotos: Benjamin Ginsberg / Driftwoodfoto.com