Penn ar Bed

Finis Terrae nannten die verweichlichten Römer all die abgelegenen Gegenden Europas, die wild waren und direkt den rohen Kräften des Meeres ausgesetzt sind. Finisterre, Land´s End und Finistére heißen diese Ecken nun in Galizien, Cornwall und der Bretagne.

Die italienischen Weltherrscher der Antike mieden diese Regionen und auch die nachfolgenden christlichen Reiche reagierten auf die rohe, oftmals brutale Natur hier vor allem mit dem massiven Einsatz christlicher Symbole, Unmengen von Kirchen und einem besonders intensiv zelebrierten Glauben. Sehr viel Energie musste hier auch darauf verwendet werden, kraftvolle keltische Mythen in das christliche Weltbild zu integrieren. Oftmals hilflos standen die Kirchenmänner den mysteriösen steinzeitlichen Relikten gegenüber.

Gerade die Primitiven aus der Steinzeit scheinen solch rauhe Gegenden geliebt zu haben, denn hier hinterließen sie besonders viele ihrer rätselhaften Menhire und Dolmen. Die Kelten scheinen ähnlich gestrickt gewesen zu sein, die genannten Regionen waren ihre letzten Refugien und häufig setzten sie ihre Fluchtburgen auf beeindruckende Klippen am tosenden Meer, gerne mit Blick auf einen mächtigen Beachbreak oder ein schönes Riff.

So nannten sie die westlichste Ecke der Bretagne auch Penn ar Bed, zu Deutsch: der Anfang oder das Haupt der Welt.

Eine ähnlich positive Einstellung zu der Gegend hat auch unser Redakteur Tom Frey und ist Anfang Oktober wegen einer exzellenten Wellenvorhersage mal wieder für ein paar Tage in die Gegend gefahren, um seine These zu überprüfen. Seiner Meinung nach waren die Kelten ein verkapptes Surfervolk und die Jungs aus der Steinzeit noch schlimmer drauf. Deren Menhire sehen doch eindeutig aus wie Surfboards. Und dabei scheinen die Alten schon die ganze Palette von Longboards über Minimals, Fishes und den klassischen Thruster gekannt zu haben. Kein Wunder bei der großen Auswahl an verschiedenen Wellen, die es hier gibt.

Schau Dir die Bilder an und mach Dir selber einen Eindruck.

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Alle Bilder von Tom Frey

Du wirst hier Demut lernen. So wie die junge Frau, die sich irgendwann im 16. Jahrhundert mal mit dem Teufel eingelassen hat....

Rechne nicht damit, solch paradiesische Zustände einfach zu finden. Es muss viel zusammen passen. Der Swell, der Wind, die Tide, der Koeffizient, die Sandbank und dann natürlich deine Fähigkeit mit hart saugenden kraftvollen Wellen umzugehen.

Die See ist grausam hier. Jeder Fehler wird sofort bestraft. Der junge Mann, der rechts in der Lippe hängt, wird in Kürze mit Wucht auf der Sandbank aufschlagen. Mikael aus Brest hat sich da mit seinem Longboard besser platziert.

Hier mal ein kleiner Beispiel zu den Kräften, die Wind und Wasser hier entwickeln können. Das ist ein Stein, dessen Mitte im Laufe der Zeit weg gefräst wurde. Brignogan Plage, Nordküste.

Local Alex ignoriert hier einfach mal das Sperrschild und die nach rechts brechende Tube. Er wurde für seine Eigensinnigkeit von der Linken mit einem langen Ride belohnt.

Jesus sagt: werdet nicht übermütig!

Mikael scheint das nicht gehört zu haben und feiert frühzeitig auf dem Longboard eine Tube, die er sogar trockenen Haares wieder verlassen hat.

Wie bereits erwähnt: lass Dich nicht täuschen, es hat relativ selten einen 10 Fuß + Swell mit 15 Sekunden Periode und dazu Südostwind. Aber es lohnt sich, ein Auge auf die Region zu haben.

Und ordentliches Paddeltraining vor der Abreise macht auch Sinn.

Denn es könnte ja sein, dass Du belohnt wirst.

Rechne jetzt aber nicht damit, dass Du Dir hier das Hirn weg surfst und dann auch noch so einen Sonnenuntergang präsentiert kriegst. Dafür braucht es schon einen sehr guten Draht zu den lokalen Göttern.

Und dem setzt die Spaß-ferne katholische Kirche gerne mal einen Riegel vor, indem sie die Kraft der uralten Menhire mit einem drauf gesetzten Kreuz brechen will.