Wir stehen irgendwo in der südportugiesischen Pampa. Die Neos wehen im ablandigen Wind. Gefühlte fünf Stunden die feinste Swell-Dröhnung in völliger Abgeschiedenheit. Keine Menschenseele in Sicht. Dafür aber vier Balken LTE Netz.  Surfed out und logged in: Optimale Voraussetzung, um ordentlich Datenvolumen zu verbraten – für den traditionell miesesten ,,Dream Tour’’ Contest des Jahres. John John Florence Oi Rio Pro Winner

Hier also ein kurzer Rückblick auf den Oi Rio ,,Close Out’’ Pro – Presented by Loperamid Akut.

Prolog

,,Oi, warum tue ich mir das eigentlich an?’’ war wohl das Leitmotiv des diesjährigen Contests und galt für sämtliche Beteiligten: Zum Beispiel für Tyler Wright, die zwar letztendlich ihr drittes Gold der Saison einsackte, wie so einige andere auch aber nach ihren Heats vom verseuchten Brackwasser Postinhos direkt zum nächsten Klo flitzte. Oder für Connor Coffin und Crew, denen auf dem Rückweg zum Hotel die Kugeln um die Ohren flogen. Oder für Kai Otton, Bede Durbidge, Taj Burrow, Mick Fanning, Joel Parkinson und Kelly Slater, die auf diese Frage vorher schon eine klare Antwort fanden und gar nicht erst erschienen. 

Die Verantwortung aus dem Rio Event etwas Sehenswertes zu machen, war wohl auch für einen Großteil der Verantwortlichen zu groß. Tour Commissioner Kieren Perrow und das Triple-R Kommentatoren-Trio Ross Williams, Ronnie Blakey und Rosie Hodge gönnten sich jedenfalls eine Auszeit. Die verbliebenen Webcast-Bespaßer lieferten sich ein erbarmungswürdiges Kopf an Kopf Rennen in Sachen inhaltsloser Analysen und Superlativ-Neologismen (dazu später mehr).

Nicht mal der in Rio so omnipräsente Christus der Erlöser, bzw. der Tiki-Gott oder mit wem man es sonst eben hält, war diesem Stopp wohlgesonnen und fegte mit einer an Symbolik kaum zu übertreffenden Springflut die WSL-Baracken vom Strand.

Die Zeichen standen also fast so schlecht wie die Sandbänke. Doch wenn das WSL-Dünenhorn ertönt und sich die ekstatischen brasilianischen Fans zu Hunderttausenden an der Wasserkante versammeln, wird gefälligst was geboten! 

Erster und gleichzeitig letzter Akt

Alle, die sich nicht vorstellen konnten, was in den Wellen vom Brandenburger Strand in Westerland, oder meinetwegen am Noord in Scheveningen maximal möglich ist, sind jetzt etwas schlauer: Genau zwei Turns. Oder ein Turn und ein Floater. Oder ein Turn und ein Backflip – für alle Medinas da draußen.   

Die meisten Heats verliefen so: Rot macht eine Zwei-Turn-Kombo. Blau steckt im Rip fest. Dann wird abgewechselt. Die Kommentatoren sagen Sachen wie: ,,I like the fact that he’s catching waves’’ – Martin Potter. Und zum Schluss wählt Head Judge Richie Porta im komplexen Ene-Mene-Muh Verfahren die besseren zwei Zwei-Turn-Kombos aus. Das Ganze drei, vier Tage am Stück und schließlich: ,,Your 2016 two turn combo champions are Tyler Wright and John John Florence’’. 

5 Erkenntnisse

- Wenn der Traumjob irgendwann ausgeträumt ist, bleibt auch nur noch die Arbeit. Selten war der Webcast so uninspiriert und mürrisch wie hier. Pete Mel, Strider und der neue südafrikanische Eierkopf Gigs Celliers wären an einem Montagmorgen im Bezirksbüro des Landschaftszweckverbandes Schleswig-Holstein nicht aufgefallen.

- Matty Wilkinson verliert langsam an Fahrt, aber Glenn Halls zweiter Schützling Tyler Wright scheint das gelbe Jeep Leaders Jersey dieses Jahr nicht mehr hergeben zu wollen: Dritter Sieg im vierten Contest.

- Die WSL hat es endlich geschafft und nach wiederholtem Anlauf John Johns Freigeist gebrochen: ,,I’m doing what I gotta do to make it through the heat. Not just kinda going free for all free surf.’’ Großartig... 65% John gewinnt seine Heats souverän, haut einen dabei aber nicht unbedingt vom Hocker. Dann doch lieber zum x-ten Mal ,,View from a blue moon’’ oder ,,Done’’ reinziehen.

- Dusty Payne hingegen ruft endlich sein ganzes Potential ab, indem er scheinbar genau das Gegenteil beherzigt und dieses Jahr jeden Heat angeht, als wäre es sein erster und letzter. Für mich neben Gabriel ,,ich kann auch nichts dafür, dass ich so krass bin’’ Medina der Gewinner der Herzen.

,,Oi, warum tue ich mir das eigentlich an?’’ Nur für euch! Für diesen einen Artikel. Nächstes Jahr spare ich mir die Mobilen Daten lieber für eine Folge Family Guy auf.  Und damit ist auch genug genörgelt. Ich freue mich auf Fiji und den Start der richtigen Saison!   

5 Zitate

,,This whole contest is like one long fucken ad for Kelly’s wavepool’’ – Nick Carroll

,,There’s a couple of times already in this heat where he’s tried to do the aerial manoeuvre. He’s just gotta go back to basics, gotta go back to dropping solid scores on two turn combos’’ – Martin Potter

,,The ocean floor is coming up to the surface, since the tide is going down’’ – Strider erklärt Ebbe und Flut.

,,I missed my flight...’’ – Kelly Slater

Gigs Celliers: ,,What would you get if you combined YouTube, Twitter and Facebook all into one plattform?’’

Pete Mel: ,,Is this a joke?’’

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Gigs Celliers: ,,You twit-face’’

Oi Rio Pro Men’s Final Results:

1 - John John Florence (HAW) 18.97
2 - Jack Freestone (AUS) 16.13

Oi Rio Pro Men’s Semifinal Results:

SF 1: John John Florence (HAW) 18.73 def. Adriano de Souza (BRA) 12.66
SF 2: Jack Freestone (AUS) 16.50 def. Gabriel Medina (BRA) 14.67

Oi Rio Women’s Pro Final Results:

1 - Tyler Wright (AUS) 13.10
2 - Sally Fitzgibbons (AUS) 10.34

Oi Rio Women’s Pro Semifinal Results:

SF 1: Sally Fitzgibbons (AUS) 14.10 def. Courtney Conlogue (USA) 14.00
SF 2: Tyler Wright (AUS) 13.60 def. Carissa Moore (HAW) 10.10