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Die multiple Schizophrenie der härtesten Local-Grade der Welt.

Wäre Siegmund Freud den Surfern von Santa Cruz begegnet, hätte er mit Sicherheit eine umfangreiche psychologische Studie über sie verfasst. Oder gibt es schon verhaltenspsychologische Abhandlungen über den Einfluss von Klima, Umgebung und natürlicher Extreme auf die Entstehung radikaler Charaktere? Extreme. Hierum dreht sich alles in Surfcity im Norden Kaliforniens. Und die Gewalt der Natur. Zwischen Stockton Avenue und Steamer Lane.


Ein Portrait der Surfer von Santa Cruz von Blue-Autor Ben Marcus. Fotos von Patrick Trefz aus seinem Bildband Visions of Surfcity. Dieser Artikel erschien in unserem Yearbook 2005 - ein zeitloses Stück Surfhistorie. Gedruckt liest es sich immer noch am besten. Zu unseren Yearbooks geht es hier.


 

WELCOME TO SNATA FUCKING CRUZ
Gegensätze kennzeichnen die Natur, in die Santa Cruz eingebettet liegt.
Wechselhaft, launisch, zuweilen wunderschön, düster. Extrem. Als Surfer in Santa Cruz teilst du das wenige Grad kalte Wasser mit kleinen flauschigen Seeottern, die auf den muschelüberzogenen Klippen auf dem Rücken liegen und Krebse knacken. Du teilst das Meer aber auch mit weißen Haien in der Größe eines Fed-Ex-Transporters, die in der Tiefe lauern und unerbittlich angreifen. Santa Cruz ist Erde, Luft und Himmel. Manchmal sind die Elements klar, blau und eiskalt mit einer ungetrübten Sicht bis an den Horizont von einem zarten Offshore-Wind untermalt. Eine Idylle, die jeden Surfer in ihren Bann zieht und melancholisch werden lässt. Doch diese gleiche Natur kann wochenlang von hämmerndem Onshore-Wind geprägt sein, oder in undurchdringlichen düsteren Sommernebel tauchen, der Menschen dazu bringt, sich die Pulsadern aufzuschlitzen. Die Natur ist extrem in Santa Cruz. Bezaubernd und abstoßend, schön und schrecklich, sanft und gewaltig, harmlos und tödlich.

Und es sind diese Extreme, die sich in den Charakteren der Surfer widerspiegeln, die Santa Cruz ihre Heimat nennen. So war es seit über einem Jahrhundert und so ist es auch heute – starke Charaktere haben Santa Cruz seit jeher dominiert. Seit 1885, als in einem Artikel der lokalen Zeitung über drei hawaiianische Prinzen geschrieben wurde, die in der San Lorenzo Flussmündung “surfboard swimming” praktizierten, hat Santa Cruz das Virus Surfen in die Gene seiner Bewohner injiziert und ein Surf-Epizentrum voller Kreativität, Innovation und Energie entstehen lassen, das eine lange Reihe an berühmten Surfern, Fotografen, Autoren und Künstlern hervorgebracht hat. 

Santa Cruz Rta
Ratboy Collins hebt ab zum Aerial und fügt ein wenig mehr Spray zu dem dichten Nebel des nordkalifornischen Sommers hinzu.


Santa Cruz wird von einem eigenartigen südlichen Mikroklima beherrscht, wo Palmen neben Tannen stehen, und Redwoods im Offshore rauschen, die älter erscheinen als Christus selbst. Während der 30er, 40er und 50er Jahre cruisten die ersten Surfer auf langen Redwood Blanks ohne Leash und Neoprenanzug mit vor Kälte gefühllosen Gliedmaßen an Spots wie Corwells und Inside Pleasure Point. Ricky Grigg und Peter Cole aus LA studierten in Stanford, während die Van Dyke Brüder Fred, Peter und Gene aus San Francisco heruntergefahren kamen. Hier lernten sie, was es heißt in großen Wellen zu surfen, mit starken Offshores und Strömungen umzugehen. Und sie alle lernten es auf die harte Art und Weise. “Steamer Lane war unser Mavericks” erzählt Ricky Grigg. “Zwar bei weitem nicht so groß und gefährlich, aber zu dieser Zeit mit beschissenen Boards, ohne Leash und niemandem auf dem Wasser war es eine verdammte Herausforderung. Jeder Sturz bedeutete Schwimmen. Und wir mussten endlos schwimmen und verloren regelmäßig unsere Bretter an den Klippen.”


1959 zog ein Typ namens Jack O’Neill mit seiner Familie nach Santa Cruz - wegen der Wellen und da sein Business, Amerikas erster Surfshop in Ocean Beach, nicht richtig lief. Er kam zur richtigen Zeit an den richtigen Ort, denn als Gidget die Flamme entfachte, die zur Surfexplosion mit den Beach Boys und Frankie und Annette führte, war er perfekt positioniert um die Massen mit Gummianzügen und den besten Leashes der siebziger Jahre zu versorgen und schließlich eines der größten Sportswear-Imperien des 21. Jahrhunderts zu gründen. “Ich hatte nie geplant reich zu werden”, sagt O’Neill 50 Jahre später und mehrere hundert Millionen Dollar schwerer, “ich habe einfach nur versucht meine Familie zu versorgen.”

Snata Vruz

In den 70ern und den darauffolgenden Jahren begann sich in Santa Cruz eine Surfszene zu entwickeln, die mit ihrem Surfen richtungsweisend wurde für eine ganze Gene-ration. Ein magerer, blasser, Pot rauchender Junge namens Kevin Reed zum Beispiel surfte mit seinem Stil locker dreißig Jahre seiner Zeit voraus. Er war das Rollenmodell der heutigen New School Generation, leicht und gelenkig. Er surfte 360s und machte riesige Airs, ohne dass irgendjemand um ihn herum verstanden hätte, was er da eigentlich tat. Wäre Kevin Reed heute ein Teenager, er wäre eine Sensation.

 

DIE ENTDECKUNG VON MAVERICKS
Dann begann eine Truppe Big Wave Surfer mit ihrer kompromisslosen Einstellung an den Big Wave Locations dieser Erde auf sich aufmerksam zu machen. Vince Collier, Richard Schmidt, Greg Bonner und Charlie Heitmann übertrugen ihre Erfahrung aus Steamer Lane, Mitchells Cove und den kalten Gewässern Nordkaliforniens nach Waimea und die hawaiianischen Inseln. Richard Schmitt konnte den Eddie Aikau Contest im Jahr 1990 mit einem fulminanten Drop in Waimea nicht nur fast für sich entscheiden, der Take Off im freien Fall an einer unsurfbaren Riesenbombe mit anschließender seitlicher Schlitterfahrt, die Finnen komplett aus dem Wasser, das Face hinunter und einem gestandenen Bottom Turn direkt unter die Lip des Monsters, gilt bis heute als einer der härtesten Moves der Surfgeschichte.

Und dies war erst der Anfang. Drei Tage nach dem Eddie Aikau Contest, als der riesige Swell seinen Weg an die Nordküste Kaliforniens fortsetzte, und den größten Teil der Küste in ein Weißwasserinferno verwandelte, fing ein Riff an zu laufen, das seit Jahren nicht als Surfspot, sondern eher als Navigationshindernis der Seeleute betrachtet wurde.

Ein Mann namens Jeff Clark lud Richard Schmitt und Tom Powers ein, mit ihm zu kommen und den T-Rex zu besichtigen, den er in seinem Hintergarten versteckt gehalten hatte. Mavericks. Es klang wie ein bescheuertes Märchen. Jeff Clark war diesen Spot weit draußen auf dem offenen Meer seit mehr als zehn Jahren alleine gesurft. Wer jemals Mavericks aus der Nähe betrachtet hat, kann vielleicht annähernd nachempfinden, was es bedeuten muss alleine an diesem riesenhaften bedrohlichen Spot im Lineup zu paddeln. Die Entdeckung von Mavericks war eine Sensation. Nicht nur, dass sich einer der anerkannt besten Big Wave Spots unseres Planeten jahrzehntelang direkt vor der Nase der kalifornischen Surfmassen verstecken konnte, jetzt hatten die Jungs aus Santa Cruz auch die richtige Spielwiese um über sich hinauszuwachsen. 

Santa Cruz Mavericks
Die Entdeckung von Mavericks war eine Sensation für die Elite der weltweiten Big Wave Junkies – für die Locals von Santa Cruz bedeutete sie den lange ersehnten Zugang zur passenden Spielwiese um ihre Grenzen auf einem neuen Niveau zu defi nieren. Flea Virostko in der Barrel von Half Moon Bay.

Santa Cruz 1
Marcianos Körper zieren die Male härterer Tage. Der mexikanische Immigrant aus Oaxaka war lange in den Gangs der Westküste integriert bis seine Kinder und nicht zuletzt das Surfen ihm geholfen haben ruhiger zu werden und sich niederzulassen. Heute leitet er die Projekte der Beach Flat Community, trainiert die lokale Fußballmannschaft und verbringt viel Zeit mit seiner Familie und beim Surfen. Hier trägt Marciano voller Stolz seine Tochter Esperanza. La vida tranquilla.


Vorreiter dieser neuen Bewegung wurde ein 16-jähriger Schlosserlehrling aus dem Osten von Santa Cruz namens Jay Moriarity. Er war zum ersten Mal in Mavericks, sprang mit einer 9-Fuß-Gun bewaffnet ins Wasser, setzte sich vorne am Peak in den Lineup und paddelte todesmutig ohne zu zögern das erste Set an. Was dann folgte, war der brutalste Wipeout, der jemals auf Film festgehalten wurde und zierte in den folgenden Wochen die Cover von über einem Dutzend Surfmagazinen weltweit. Stehend auf seinem Board, erfasste ihn die Lip im oberen Kamm und schleuderte ihn mit solcher Wucht 30 Fuß auf die Wasseroberfläche, dass er den Meeresboden bei High Tide berührte. Die Welt begann sich zu wundern.


“What the fuck? What is this wave? Who are those guys?”


Jay überlebte. Viel wurde diskutiert wie ein Sechzehnjähriger solchen Mut aufbringen kann. Tatsache ist – wäre er nicht sechzehn gewesen, hätte er die Welle nicht angepaddelt…und hätte sie wohl auch nicht überlebt. Tragischerweise verunglückte Jay Moriarity nur wenige Jahre später beim Tauchen während eines Surftrips auf den Malediven.


Das 21. Jahrhundert ist angebrochen. Mavericks hat mit dem Hawaiianer Mark Foo ein erstes prominentes Opfer zu beklagen, und die Santa Cruz Posse hat sich durch progressives Surfen und den bunten Charakteren einer ganzen Reihe lokaler Größen den unangefochtenen Platz als weltweite Surfcity Nummer eins ergattert. Jason “Ratboy” Collins etwa, der mit seinem extremen Aerialsurfen in die Fußstapfen von Kevin Reed getreten ist. Es gibt kaum einen Air Contest auf dem Ratboy nicht die Siegerkrone aufgesetzt bekommt. Oder Darryl “Flea” Virostko, wahrscheinlich der weltbeste Surfer zwischen 2 und 20 Fuß. Er hat die Fähigkeiten in 2 Fuß Steamer Lane mit seinen Aerials die Zuschauer auf den Klippen zum Schreien zu bringen und auch einen 20 Fuß Mavericks Airdrop mit einem Grinsen im Gesicht zu überleben. Santa Cruz hat exzellente ruhige Tuberider wie etwa die beiden Joshes Mulcoy und Loya oder durchgeknallte Künstlerclowns wie Ken “Skindog” Collins und Schawn “Barney” Barron. Jeden Winter treibt die Crew um Barney, Adam “Rodent” Reploge und Peter “Big Bird” Mel das Kapitel Big Wave Geschichte einen Level weiter. Ständig auf dem Flieger nach Hawaii und wieder zurück, auf der Jagd den Swells hinterher, auf der Suche nach immer neuen Wellen, Ruhm und Herausforderungen wie das Cortes Riff oder die .000 Preisgeld des Billabong XXL Contests für die höchste gesurfte Welle des Winters.

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SEASONS OF SANTA CRUZ

Um das Wesen der Santa Cruz Locals zu verstehen muss man den Ort begreifen. Wäre Santa Cruz eine Person, bekäme sie vom Arzt eine Art manische Depression, einen guten Schuss Schizophrenie gepaart mit einer latenten Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Ich würde das Wesen der Locals eher als “Quadrophenia” be-zeichnen, ein Leben in vier abgegrenzten extremen Klima- und Bewusstseinszonen.

Santa Cruz Arm Matt
Santa Cruz Attitude – Matt Collins Arm


FRÜHLING

Ihr lautes und schrilles Auftreten entspricht dem Frühling in Santa Cruz, wenn der Onshore-Wind Tage und Wochen ununterbrochen aus Nordwesten gegen die Küste fegt, und die Wassertemperatur fast 10 Grad unter die Temperatur des Winters sinkt. Der Frühling ist eine psychotische Saison wenn Mavericks bricht, oder das neue Armageddon auf der anderen Seite von Monterrey Bay, Ghost Trees - ein Horrorriff und die Entdeckung des letzten Winters. Jahrelang war der Spot ein wohlgehütetes Geheimnis bis ein Artikel in der letztjährigen Winterausgabe des Surfers Journal der Beschaulichkeit ein abruptes Ende setzte. Wie zuvor schon Mavericks die Aufmerksamkeit der Big Wave Community weg von Waimea gelenkt hatte, so ist seit Anfang des Jahres Ghost Trees die neue Herausforderung, die es auf dem Weg in den Big Wave Zenith zu meistern gilt. Der riesige Peak bricht in der Nähe von Carmel, dem Geburtsort von Clint Eastwood und ist ein wahrer Psycho. Den Spot zu surfen ist außerordentlich gefährlich, die Impact Zone liegt bedrohlich nahe am Ufer in seichtem Wasser. Darüber liegt ein bekannter Golfcourse eingebettet in einen der schönsten Küstenabschnitte Nordkaliforniens und im Hintergrund sieht man die Häuserfronten der Millionen Dollar schweren Anwesen einiger Silicon-Valley-Größen. “Are you feeling lucky, punk?”

Santa Cruz Frontside Snap
Jason „Ratboy“ Collins wird seinem Namen gerecht. Backside Snap in unmittelbarer Nähe seiner Namensvettern vor den verros-teten Pfeilern der Hafenmole von Santa Cruz.

Wenn es darum geht, welche Santa Cruz Surfer Frühling repräsentieren, dann reicht die Liste der schrillen, rastlosen Persönlichkeiten von Vince Collier in den 70ern und 80ern bis hin zu Skindog und Barney in der heutigen Zeit. Barney wurde Anfang der 90er berühmt, als er es mit einer Puerto Escondido Barrel auf das Cover des Surfer Magazines mit der Überschrift “Barney Makes the Cover” schaffte. “The crazier I get, the saner I feel”, so Barneys Motto.
Die teils depressive und negativ-düstere Art, die viele Santa Cruz Surfer an den Tag legen, entspricht am ehesten dem Sommer, wenn der Pazifik zuweilen über Monate regungslos daliegt, und der dichte Nebel über den Ort hereinbricht, als läge er mitten in Moskau.


SOMMER
Den Sommer repräsentiert Jason “Ratboy” Collins, da es die Jahreszeit ist, in der er sein Feuer entfacht und Stockton Avenue und Steamer Lane in seinen persönlichen Skatepark verwandelt. Auf jede Barrel folgt ein Air, und ab geht es in die nächste Tube. Ratboy ist der Sohn der kalifornischen Longboard Legende Jay Collins, der in den frühen Siebzigern für seinen smoothen Style bekannt war. Es war ein großer Schock für die einheimische Surfcommunity, als Jay eines morgens am Strand auftauchte und an einem Herzinfarkt starb. Für Jason war es ein harter Schlag und auch heute vermisst er seinen Vater sehr – vielleicht ist es dieser Seelenschmerz, der ihm seine düstere Natur verleiht. Im Wasser fühlt sich Jason seinem Vater am nächsten. Hier lässt er seinen Emotionen freien Lauf und zelebriert auf seine Art mit das progressivste und eindrucksvollste New School Surfen der heutigen Zeit.

Santa Cruz Air
In den Sommermonaten verwandelt Matt Rockhold den Spot Steamer Lane in seinen ganz privaten Skatepark

 

HERBST
Die schöne und gelassene Seite der Santa Cruz Locals verkörpert am ehesten der Herbst. Das ist die “Golden Season”, wenn Santa Cruz sich von seiner schönsten Seite zeigt. Im Herbst taucht das warme Sonnenlicht an milden Abenden die Landschaft in Silber und Gold. Der ewige Nebel lichtet sich und zieht sich schließlich ganz zurück, und mit ihm verschwinden auch die Touristen, die Menschenmassen und die Hektik an den Stränden. Das Wetter wandelt sich, und so steigt die Wahrscheinlichkeit für die ersten frühwinterlichen Swells, begleitet von tosendem Offshore-Wind, der durch die Redwoods pfeift und die Wellen vor Santa Cruz in die perfekte Form eines Rick Griffin Cartoons verwandelt. Als Surfer liebt man in Santa Cruz diese Jahreszeit. Gäbe es ein Paradies, so wäre es hier ewiger Herbst.
Josh Mulcoy steht für den Herbst. Er ist der Sohn von Bill Mulcoy, ebenfalls eine lokale Surfgröße aus den frühen Achtzigern, der heute mit 60 seine Zeit in den war-men Barrels von Kauai verbringt. Josh hat eine ganze Reihe von Spitznamen: Homer, Junior, Nurd… Er ist ruhig und mellow und ein unglaublicher Charger wenn es darum geht Barrels zu surfen. Oft zieht es ihn auf mehrmonatige Trips weit hinauf in das tiefste Grün im hohen Norden des Kontinents - Nordkalifornien, Oregon, British Columbia und Alaska. Irgendwann taucht er dann wieder auf mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht und jeder Menge geräuchertem Wildlachs im Gepäck.

Santa Cruz Off Shore
Mehr Airtime als mancher Pilot der nahe-gelegenen Airforce Station. Darryl “Flea” Virostko beim Landeanflug in Steamer Lane, Santa Cruz.

 

WINTER
Aber es ist der Winter, dessen Charakter sich bei den Santa Cruz Locals am deutlichsten widerspiegelt. Der Winter ist wild, brutal und unberechenbar. Der Swell springt binnen weniger Stunden von 2 auf brachiale 12 Fuß. Die Surfer passen sich dem ständig wechselnden Rhythmus der Wellenbojen, der Tiefdrucksysteme und des Südwestwinds an. Jeder Tag birgt Überraschungen. Die Surfbedingungen reichen von perfekten acht Fuß Westswell bei leichtem Offshore bis zur unsurfbaren Weißwasserhölle bei acht Windstärken, Tiden die zwischen 2.3 und 7.0 schwanken und Tagen, manchmal Wochen mit andauerndem Regen und verschmutztem Wasser.

Im Winter werden die Karten neu verteilt und die Plätze in der Santa Cruz Hackordnung neu vergeben. Who’s hot and who’s not?


Peter Mel und Flea Virostko sind die ersten Charger vor Ort, die am Morgen als erste rauspaddeln, wenn die Bojen die ganze Nacht Alarm geschlagen haben. Beide befinden sich auch regelmäßig noch vor Sonnenaufgang samt 9 Fuß Boardbags im Flieger, wann immer die Wellenvorhersagen einen legendären Tag an den Big Wave Spots dieser Welt wie Todos Santos in Mexiko oder Hawaii vorhersagen. Beide flogen im Dezember des letzten Jahres nach Oahu als der Eddie Aikau Invitatio-nal Contest in 30 Fuß Wellen gestartet wurde, um sich mit den besten Big Wave Surfern der Welt zu messen. Eigentlich sind sie eher in den kalten Gewässern ihrer Heimat zu Hause, aber als in Hawaii das Horn zum Start über die weitläufige Bay tönte, gaben sie alles und chargten. Peter war das Glück hold. Die vier 30 Fuß Monster, die er anpaddelte, machten nicht zu und bescherten ihm einen fünften Platz. Vorjahressieger Flea ging durch die Hölle.

Santa Cruz Flea
Darryil „Flea“ Virostko gehört zu den anerkannt besten Big Wave Surfern überhaupt. Sein Wipe Out anlässlich des diesjährigen Eddie Aikau Invitationals in Waimea ist als der brutalste Sturz aller Zeiten in die Geschichte des Surfens eingegangen. Wenige Tage später war er in Waimea wieder an der Spitze des Peaks zu sehen. „Ever tried to kill a flea?“ 

“Balls out or not at all” ist seine Devise.
Er paddelte eines der unberechenbaren Outsidesets an, die weitläufig über die ganz Bucht verteilt brechen, und wurde in einen Wipeout geschleudert, der ihm wie auch schon Jay Moriarity einige Jahre zuvor unzählige Cover und den Titel des “Wipeouts of the Century” einbrachte. Es war ein schrecken erregender freier Fall fünfzehn Meter das Face hinunter und direkt ins Krankenhaus. Aber er trägt seinen Spitznamen nicht umsonst. Jemals versucht einen Floh zu töten?
Einige Tage später war er wieder in Waimea auf dem Wasser und lachte über seine zerfetzte Short. Das ist Flea. Er schüttelte es ab. Er ist ein Local aus Santa Cruz. Wipe Outs gehören zum Spiel. Und er ist stolz darauf.

 

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Credits 

Words: Ben Marcus
Photos: Patrick Trefz